Maskenpflicht an Schulen „Präsenzunterricht ohne Maske gefährdet“

Düsseldorf · Weiterführende Schulen wehren sich dagegen, dass Kinder im Unterricht keinen Mund-Nasen-Schutz mehr tragen müssen. Sie sehen dadurch eine erhöhte Infektionsgefahr und befürchten Schließungen.

 Am Platz im Klassenzimmer gibt es ab Dienstag keine Maskenpflicht mehr. Die Schülerin einer Gesamtschule in Münster könnte dann leichter etwas trinken. 

Am Platz im Klassenzimmer gibt es ab Dienstag keine Maskenpflicht mehr. Die Schülerin einer Gesamtschule in Münster könnte dann leichter etwas trinken. 

Foto: dpa/Guido Kirchner

Julia Klewin ärgert sich über die feindseligen Kommentare, die manche bei Facebook unter die Ankündigung ihrer Schule geschrieben haben, wonach die Schüler im Unterricht weiterhin eine aufsetzen sollen. „Da kritisieren uns Leute, die rein gar nichts mit unserer Schule zu tun haben“, sagt die Oberstudienrätin der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen. „Unsere Entscheidung haben wir in Absprache mit unseren Schülern und deren Eltern getroffen. Alle sind informiert und eingebunden worden. Und die große Mehrheit ist auch dafür, dass die Masken vorerst weiter aufgesetzt werden sollen“, sagt sie.

Am Montag endete an den weiterführenden Schulen in NRW die Maskenpflicht im Unterricht. Ab jetzt dürfen die Schüler wieder ohne Maske lernen. Landesweit wehren sich aber viele Schulen und Schulträger gegen die grundsätzliche Abschaffung der Maskenpflicht im Unterricht. Sie begründen das mit einem erhöhten Infektionsrisiko. „Wir halten an der Maskenpflicht für die nächsten 14 Tage fest. Bei Klausuren gibt es entsprechende Lockerungen“, sagt Werner Voß, stellvertretender Schulleiter der Marienschule Opladen, einem Gymnasium des Erzbistums Köln. Er verweist darauf, dass das Bistum hinter der Entscheidung steht und die Maskenpflicht inzwischen für alle seine Schulen angeordnet hat.  

Die Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden und berufsbildenden Schulen in NRW bestand seit Beginn des Schuljahres am 12. August. Ähnliche Regeln gab es flächendeckend in keinem anderen Bundesland. Viele Eltern und Schüler hatten daran Kritik geübt. Für Grund- und Förderschüler der Primarstufe galt die Maskenpflicht im Unterricht nicht. Auf Schulhöfen und im Schulgebäude bleibt sie auch künftig für alle an allen Schulformen bestehen.

Auch der Krisenstab der Stadt Remscheid ist für die Beibehaltung der Maskenpflicht. Lehrer, Schüler und Eltern werden im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung gebeten, darauf zu achten, dass im Unterricht weiterhin Masken getragen werden. Auch Karen Schneider, Leiterin des Weseler Konrad-Duden-Gymnasiums (KDG), ist mit der neuen Regelung nicht einverstanden. Gerade an ihrer Schule habe die strikte Bedeckung dazu geführt, dass trotz der Infektion zweier Lehrkräfte der Schulbetrieb weiterlaufen konnte. „Ich sehe das System des Präsenzunterrichts gefährdet“, warnt sie. Das Gesundheitsamt des Kreises Wesel habe ihr versichert, dass die Maskenpflicht wesentlich dazu beigetragen habe, dass die Schüler trotz der positiven Fälle am KDG geschützt waren. „Die Vorteile überwiegen aus medizinischer Sicht“, sagt Schneider. Sie will an Eltern, Schüler und Lehrer appellieren, die Masken künftig auch weiter im Unterricht zu tragen.

Andere Schulen sind schon einen Schritt weiter und haben die Maskenpflicht eigenständig verlängert – so etwa das Berufskolleg in Wesel, die mit 3350 Schülern größte Schule im Kreisgebiet. Dort hat die Schule am Montag mitgeteilt, dass die Schulleitung in Abstimmung mit dem Lehrerrat und der Schülervertretung entschieden hat, dass die grundsätzliche Maskenpflicht auf dem gesamten Schulgelände innerhalb des Gebäudes und während des Unterrichts in den Klassenräumen bis Freitag verlängert wird.

Auch im Landfermann-Gymnasium in Duisburg bleibt die Maskenpflicht bis mindestens Ende der Woche bestehen. „Wir sehen uns in der Verpflichtung, Leib und Leben vor allem Schwächerer nachhaltig zu schützen; wir wollen als angstfreie Schule auch für die Angstfreiheit aller Mitglieder unserer Schulgemeinschaft, insbesondere in den Familien, sorgen“, schreibt die Schule auf ihrer Internetseite.

In Kleve haben sich die weiterführenden Schulen, zwei Gymnasien, eine Realschule, zwei Gesamtschulen und ein Berufskolleg, darauf geeinigt, eine Empfehlung zum Tragen der Maske auszusprechen. Abstand in den Klassenräumen zu halten, sei kaum möglich, draußen kann die Maske an einigen Schulen ausgezogen werden, wenn der Abstand gewahrt werden kann.

Ulrich Dauben, Schulleiter des Quirinus-Gymnasiums in Neuss, plädiert für ein weiteres Tragen der Masken auf freiwilliger Basis. „Wir appellieren dringend an die Schüler, die Maskenpflicht auch im Unterricht beizubehalten. Unter den gegebenen Umständen bietet sie noch immer einen hohen Schutz.“ Die Lehrer würden das auch in ihren Gruppen offensiv thematisieren. „Vor allem in der Oberstufe sehen das viele Schüler ähnlich, sie haben keine Lust, nochmal zu Hause bleiben zu müssen“, sagt Dauben. Bruno von Berg, Schulleiter am Albert-Einstein-Gymnasium in Kaarst, hätte nichts gegen eine Fortführung der Pflicht gehabt. Er sagt aber auch, dass Unterricht mit Maske schwierig sei – vor allem bei Fremdsprachen.

 An der Essener Gustav-Heinemann-Gesamtschule setzt man auf Einsicht. „Wir werden den Erlass des Schulministeriums natürlich umsetzen“, sagt Julia Klewin. „Wir möchten aber Lehrer, Eltern und Schüler gleichzeitig ermutigen, weiterhin freiwillig einen Mund-und-Nasen-Schutz im Unterricht zu tragen, weil wir eine Schulschließung vermeiden möchten“, sagt die Oberstudienrätin.

(csh)
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