Hoher Anteil in NRW-Städten Experte warnt vor Verzerrungen bei Zahlen zu Virus-Mutation

Düsseldorf · Nach der Verbreitung der wohl deutlich ansteckenderen britische Variante des Coronavirus in einigen Städten wie Düsseldorf oder Solingen warnt der Experte Alexander Mellmann vor einem Zerrbild bei den Zahlen.

 Ein Forscher analysiert Corona-Tests im Labor (Symbolfoto).

Ein Forscher analysiert Corona-Tests im Labor (Symbolfoto).

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Alexander Mellmann, der Leiter des Instituts für Hygiene an der Uniklinik Münster, hatte in dieser Woche eine Studie veröffentlicht, nach der landesweit die gefährlicheren Coronavirus-Mutanten aus Großbritannien oder Südafrika Ende Januar einen Anteil an den positiven Testergebnissen von rund neun Prozent hatten (Stand: 27. Januar 2021).

„Bei der Einschätzung der aktuellen Zahlen ist wichtig zu wissen, dass bis vor vier, fünf Wochen die gezielten Tests auf die Mutationen noch nicht in großen Mengen verfügbar waren“, sagte Mellmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Die Test-Kits sind erst seit wenigen Wochen kommerziell erhältlich, mit ihnen ist britische Mutante schnell zu identifizieren. Das läuft dann ähnlich ab wie bei einem PCR-Test“, erklärte der Professor.

Er riet dazu, die steigenden Zahlen aus einzelnen Kommunen mit Vorsicht zu betrachten – zumal diese häufig auf Ausbrüchen mit zusammenhängenden 20 oder 30 Fällen an bestimmten Punkten beruhen würden. „Die Verfügbarkeit der Tests auf die Mutationen war Mitte Januar noch anders und könnte deshalb jetzt möglicherweise zu Verzerrungen bei den Zahlen führen“, sagte der Experte der Uniklinik Münster.

In der Landeshauptstadt war in den vergangenen Tagen ein sprunghafter Anstieg bei den entdeckten britischen Mutanten gemeldet worden. So lag deren Anteil an den Corona-Infektionen am Dienstag noch bei 27 Prozent, am Mittwoch bereits drei Prozentpunkte höher und am Donnerstag bei über 40 Prozent. Solingens Oberbürgermeister hatte einen Wert von 37 Prozent gemeldet. Parallel dazu steigt der Sieben-Tages-Inzidenzwert in Düsseldorf wieder an, landesweit stagniert dieser Wert derzeit.

In der Stadt Essen lag der Anteil der britischen Mutante an den positiven Corona-Tests nach Angaben der Uniklinik Essen zuletzt bei 9,3 Prozent. Das deckt sich mit der Studie aus Münster.

(mba/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort