Immer öfter finanzielle Sorgen Corona bedroht Lebensgrundlage von Studierenden in NRW

Essen/Duisburg · „Wie finanziere ich mein Studium?“ und „Wie gehe ich mit den fehlenden sozialen Kontakten in der Uni um?“ Diese Fragen treiben derzeit Studierende in NRW um. Die Beratungsstellen der Hochschulen verzeichnen mehr Anfragen.

 Ein leerer Hörsaal der Ruhr-Universität Bochum. (Archivfoto)

Ein leerer Hörsaal der Ruhr-Universität Bochum. (Archivfoto)

Foto: dpa/Caroline Seidel

Finanzielle und psychische Sorgen haben die Studierenden in NRW 2020 deutlich stärker belastet als vor der Corona-Krise. Die Beratungsstellen der Universitäten und Hochschulen erhielten deutlich mehr Anfragen als in den Jahren zuvor - teilweise verdoppelte sich die Zahl.

Im Jahr 2019 seien es noch 475 Kontakte gewesen, im Jahr 2020 dann 885, sagte etwa eine Sprecherin des Studierendenwerks Essen-Duisburg. Die drei Hauptsorgen in der psychosozialen Beratung waren der Sprecherin zufolge Identitäts- und Selbstwertprobleme, Lern- und Arbeitsstörungen sowie Ängste. Doch auch die Frage, wie sich das eigene Studium finanzieren lässt, kam in diesem Jahr besonders häufig auf. Konkret hätten die Studierenden in erster Linie Beratung zu Krediten und Darlehen, zu Nebenjobs, arbeitsrechtlichen Fragen sowie Sozialleistungen gebraucht.

Auch an der Universität zu Köln ist die Zahl der Anfragen in den Beratungsstellen seit Beginn der Corona-Pandemie massiv gestiegen. „Den ganzen Tag vor der Kiste zu sitzen und zu lernen und die fehlenden sozialen Beziehungen sind eine große Belastung“, sagt Klaus Wilsberg vom Kölner Studierendenwerk. „Hochschule als Erlebnisort, was ja auch Teil das Studiums ist, fällt fast komplett weg.“ Nach seinem Gefühl belaste das fehlende soziale Umfeld die Studierenden noch mehr als die finanziellen Probleme.

Von finanziellen Sorgen der Hochschüler berichtet auch das Studierendenwerk in Bielefeld. Dort gingen von Juni bis Mitte Dezember rund 5500 Anträge für die Überbrückungshilfe ein, sagte eine Sprecherin. Außerdem habe es Studierende gegeben, die Schwierigkeiten beim Bezahlen ihrer Wohnheimplätze hätten. „Einige haben uns gebeten, ihre Miete stunden zu können, weil ihnen das Geld gefehlt hat“, sagte eine Sprecherin

„Ein Studium in diesen Zeiten zu bestreiten, ist für einige Studierende definitiv nicht stressfrei und keine einfache Aufgabe“, bestätigte auch ein Sprecher vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. „Das Studi-Leben ist ohne Nähe und persönliche Kontakte einfach nicht das Gleiche.“ In den Beratungsgesprächen sei zu merken, dass Studierende vor allem im Lockdown psychisch am meisten belastet werden. Folgen daraus seien Probleme mit der eigenen psychischen Gesundheit. Auch das Studium leide darunter. Es stehe weniger „Hirnkapazität“ für Aufgaben wie Klausurvorbereitung und Organisation des Studiums aufgrund der psychischen Belastung zur Verfügung.

(chal/dpa)
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