Bildungsgewerkschaft kritisiert Corona-Politik „Der Plan, die Schulen in der dritten Welle zu öffnen, ist gescheitert“

Düsseldorf · In dieser Woche dürfen viele Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen mal wieder in die Klassenzimmer kommen – zumindest abwechselnd. Das gilt aber nicht in den zahlreichen Kommunen mit zu hohen Corona-Zahlen.

 Ein leeres Klassenzimmer (Symbolfoto).

Ein leeres Klassenzimmer (Symbolfoto).

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Nach einer Woche Unterricht zuhause sind viele Kinder und Jugendliche in Nordrhein-Westfalen wieder in ihre Klassenzimmer zurückgekehrt. Tausende müssen allerdings weiterhin daheim bleiben, wenn sie in Kommunen mit besonders hoher Corona-Neuinfektionsrate wohnen.

Am Montag galt das nach Angaben des Düsseldorfer Gesundheitsministeriums bereits für 21 von insgesamt 53 Städte und Kreise. Ihre Neuinfektionsrate liegt dort schon seit mindestens drei Tagen bei 200 oder höher, gerechnet auf 100.000 Einwohner und sieben Tage. Die Zahl der betroffenen Kommunen hatte sich in den vergangenen Tagen stetig erhöht.

„Der Plan, die Schulen in der dritten Welle zu öffnen, ist gescheitert“, bilanzierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Schon jetzt bleiben über 40 Prozent der Schulen im Distanzunterricht.“ Das sei bereits absehbar gewesen, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern. „Die Unsicherheit wächst. Das Chaos wächst.“

Mit der in der vergangenen Woche überraschend vom Schulministerium angekündigten Rückkehr in den Wechselunterricht könne sich die Lage in den Kommunen von Tag zu Tag ändern. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“, fragte Finnern. „Die Schulen brauchen dringend eine Perspektive bis zum Schuljahresende.“ Dazu gehöre, Klassenarbeiten in der Sekundarstufe I zu streichen.

Bislang hat das Land nach Angaben des Gesundheitsministeriums Distanzunterricht in folgenden 15 Kommunen angeordnet: Duisburg, Gelsenkirchen, Hagen, Krefeld, Mülheim, Remscheid, Solingen, Wuppertal und Herne sowie im Märkischen, im Oberbergischen und im Rheinisch-Bergischer Kreis, ebenso wie in den Kreisen Mettmann, Siegen-Wittgenstein und Unna. Auf Grundlage einer eigenen kommunalen Verfügung gilt Distanzunterricht darüber hinaus auch in Bonn, Hamm, Leverkusen und Dortmund sowie in den Kreisen Gütersloh und Recklinghausen.

Aber auch in den übrigen Kommunen dürfen nicht alle Schüler auf einmal in den Unterricht, sondern die Kinder und Jugendlichen kommen, wie schon vor den Osterferien, abwechselnd zum Zug. Kleine Klassen oder Kurse müssen allerdings nicht geteilt werden, wenn die Abstands- und Hygienevorgaben eingehalten werden können.

Im Präsenzbetrieb gilt Corona-Testpflicht: Alle Schüler und das Personal müssen sich zweimal wöchentlich testen lassen. Trotz gegenteiliger Forderungen aus der Opposition sowie von Eltern- und Lehrerverbänden werden die Selbsttests nicht zuhause durchgeführt, sondern unter Anleitung in den Schulen.

In der vergangenen Woche hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) an die Eltern appelliert, ihre Kinder an den Tests teilnehmen zu lassen, weil sie ansonsten an dem Tag nicht am Unterricht teilnehmen könnten und keinen Anspruch auf zusätzlichen Distanzunterricht hätten. Nach früheren Angaben des Schulministeriums wollen sich 10 bis 20 Prozent der Schüler - 250.000 bis 500.000 Kinder und Jugendliche - nicht selbst in der Schule testen.

Vor allem die Opposition will beobachten, ob genügend Tests in den Schulen angekommen sind. Aus ihren Reihen wie auch aus Reihen der Eltern- und Lehrerverbände gab es viel Kritik an der Rückkehr ins Wechselmodell. Auf Unverständnis stieß bei vielen, dass die Schulen trotz steigender Infektionsraten wieder geöffnet werden. Außerdem wurde „das Hin und Her“ bei kurzfristigen Schulöffnungen und -schließungen moniert.

Die Landeselternschaft der integrierten Schulen forderte die Landesregierung auf, mehr für die Sicherheit aller am Schulleben Beteiligten zu tun. Das Testkonzept reiche nicht aus, kritisierte der Landesvorsitzende Ralf Radke. Die Elternschaft forderte Impfungen nicht nur für Lehrer, sondern auch für Schüler der Abschlussklassen. „Nur so können wir Eltern ohne Bedenken unsere Kinder in die Schulen schicken“, argumentierte er in einer Mitteilung. „Nur so können die Schüler*innen sich auf ihre Prüfungsvorbereitung konzentrieren.“

(mba/dpa)
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