Tierschützer aus NRW Weggeworfene Corona-Schutzmasken sind für Wildtiere gefährlich

Köln · Achtlos weggeworfene Corona-Schutzmasken gefährden viele heimische Tiere. Igel und Vögel verheddern sich darin, Allesfresser wie Wildschweine fressen sie. Umwelt- und Tierschützer appellieren, die Masken vernünftig zu entsorgen.

  Eine Schutzmaske liegt neben Laub und einer Zigarettenkippe auf dem Asphalt. Die Masken sind eine Gefahr für Tiere.

 Eine Schutzmaske liegt neben Laub und einer Zigarettenkippe auf dem Asphalt. Die Masken sind eine Gefahr für Tiere.

Foto: dpa/Marijan Murat

Immer wenn er Zeit hat, ist Wolfhard Scherping an den Kölner Seen und Kanälen unterwegs, um nach verletzten Schwänen und Enten Ausschau zu halten. Seine Frau Claudia und er sind mit einigen anderen Tierschützern ehrenamtliche Weiherpaten. „Wir sammeln dabei jedes Mal auch Müll ein, der den Tieren gefährlich werden könnte – immer häufiger auch Schutzmasken“, sagt der 60-Jährige. Vor kurzem hat er eine Ente fotografiert, der das Gummiband einer FFP2-Maske aus dem Schnabel ragte. Sie hatte es wohl für etwas Essbares gehalten. „Schwäne und andere Vögel benutzen komplette Masken auch zum Nestbau“, sagt Scherping. „Das kann für die Küken lebensgefährlich sein.“

Die Deutsche Wildtier Stiftung (DWS) appelliert, Corona-Schutzkleidung sachgerecht zu entsorgen. Nicht nur achtlos weggeworfene Masken, auch Plastikhandschuhe oder Einmalkittel könnten Wildtieren gefährlich werden. Küken könnten sich in den Schlaufen der Masken strangulieren, wie die Stiftung mahnt. Laut DWS sind kleine und größere Vögel betroffen. „Rotkehlchen und Spatzen, aber auch Falken und Schwäne klemmen sich mit den Haltegummis der Wegwerfmasken die Flügel ein oder verheddern sich mit ihren Füßen. Die Gummis wickeln sich obendrein leicht um den Schnabel“, sagt eine Sprecherin. Das alles hindere die Vögel an der Nahrungssuche und -aufnahme.

 Wasservögel wie dieses Blässhuhn fressen Teile von weggeworfenen Schutzmasken, wie hier ein Halteband.

Wasservögel wie dieses Blässhuhn fressen Teile von weggeworfenen Schutzmasken, wie hier ein Halteband.

Foto: RPO/Scherping

Der Naturschutzbund (Nabu) berichtet auch von Funden in Störchen-Horsten. „Elastische Bänder sind genauso gefährlich für die Jungvögel wie Hartplastik“, heißt es beim Nabu. Betroffen sind aber auch Säugetiere wie Igel, Füchse und Wildscheine, die den Maskenmüll fressen. „Auch in den Verdauungsorganen von Hunden und Katzen finden Tierärzte immer häufiger Plastikreste, die sich als Covid-19-Schutzmaterial identifizieren lassen“, sagt die Sprecherin der DWS. Sogar Fische seien betroffen, weil sie Plastikfäden der Masken fressen oder sich in Latexhandschuhen verfangen, weil sie mit dem Kopf voran darin steckengeblieben sind.

Die DWS rät, Masken und Plastikhandschuhe nie lose wegzuwerfen, sondern in reißfeste, dichte Müllsäcke zu geben, fest zu verschließen und in den Restmüll zu geben. Im Hinblick auf achtlos entsorgten Masken-Müll in Grünanlagen oder auf den Straßen ruft auch das NRW-Umweltministerium dazu auf, Masken und Coronatest-Kits im Restmüll zu entsorgen.

 Enten und Schwäne verbauen Müll in ihren Nestern. Für die Küken kann das lebensgefährlich werden.

Enten und Schwäne verbauen Müll in ihren Nestern. Für die Küken kann das lebensgefährlich werden.

Foto: RPO/Scherping

Der Corona-Müll verschlimmere seit zwei Jahren ein ohnehin großes Müllproblem, wie eine Sprecherin vom Nabu NRW sagt. Sogenannte Naturtrainer gehen in Schulen und klären die Kinder über die Gefahren achtlos weggeworfenen Mülls für die Tiere auf. Sie zeigen ihnen, dass Igel mit dem Kopf in Trinkbechern steckenbleiben oder Plastiktüten sich in den Geweihen von Hirschen verfangen. Ein weiteres Problem ist, dass OP- und FFP2-Masken nur sehr langsam verrotten. Im Wasser zerfasern sie und werden auch dann wieder eine Gefahr für die Tiere, weil Fische und Wasservögel die kleinen Teile fressen.

Tier- und Umweltschützer wie das Ehepaar Scherping werden nicht müde, alles einzusammeln und zu entsorgen, was sie an den Kölner Weihern finden. „Alles, was Schnüre hat, ist besonders gefährlich“, sagt Scherping. Immer wieder entdeckt er Gänse und Enten, deren Beine abgeschnürt sind, weil sie sich in Angelschnur-Resten verheddert haben. Er steht in engem Kontakt zu Wildvogel-Rettern, die dann helfen, die Tiere einzufangen.

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