Boom in der Corona-Krise Die Menschen in NRW bestellen mehr Sexspielzeug und Kondome

Bielefeld · Rund 60 Prozent mehr Bestellungen haben die Hersteller von Erotik-Artikeln allein im November verzeichnet. Vor allem während der Kontaktbeschränkungen sei die Nachfrage groß. Deutschlandweit liegt NRW an der Spitze.

 Ein Paar liegt im Bett: In der Corona-Krise kamen sich manche Menschen auch näher.

Ein Paar liegt im Bett: In der Corona-Krise kamen sich manche Menschen auch näher.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Während viele Branchen durch Corona Verluste erfahren, erlebt der Markt für Sexspielzeug ein Hoch: Corona bringt Menschen offenbar auch näher zusammen - daheim. Mit den strengeren Kontaktbeschränkungen geht in NRW auch eine höhere Nachfrage nach Sexspielzeug und Kondomen einher. Das teilten verschiedene Hersteller auf Anfrage mit.

Die Verkaufszahlen für NRW seien nach dem Sommer und mit Beginn der weiteren Kontakteinschränkungen erneut angestiegen, so eine Sprecherin des Onlinehändlers Amorelie. Im November 2020 habe man rund 60 Prozent mehr Bestellungen verzeichnet als noch im Juni und Juli 2020. Auch im Vergleich zum Vorjahr sei die Nachfrage November um 30 Prozent gestiegen.

„Die Pandemie hat gezeigt, dass die Menschen die Gelegenheit genutzt haben, sich wieder intensiv mit dem eigenen Körper zu befassen, sich neu zu entdecken und der eigenen Sexualität hinzugeben“, sagt die Amorelie-Sprecherin. Auch das Unternehmen Orion bekommt solche Rückmeldungen von den Kunden: „Die Bestellungen, aber auch unsere Social-Media-Kanäle oder unser Kundenservice zeigen, dass in dieser außergewöhnlichen Situation ein sehr starkes Bedürfnis nach Nähe herrscht“, so eine Sprecherin.

Darüber hinaus entstehe wie bereits im Frühjahr der sogenannte Lipstick Effect: „In wirtschaftlich herausfordernden Zeiten stellen Menschen sehr große Investitionen zurück und gönnen sich lieber kleinere Luxusgüter“, heißt es bei Orion. Für manche sei das ein schöner Lippenstift, für andere ein Sexspielzeug oder Dessous.

Das Unternehmen verschickte im deutschlandweiten Vergleich 2020 die meisten Bestellungen von Sexspielzeug nach NRW, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg. Auffallend sei, dass im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Paare bei dem Händler bestellten. In der Topliste der georderten Produkte befinde sich aber auch ein Gerät, das man nicht nur im Bett benutzen könne: Am einen Ende des Stabs sei ein Vibrator und am anderen Ende ein Massagekopf, den man auch gegen Verspannungen in der Schulter einsetzen könne, die im Homeoffice entstehen.

Beim Bielefelder Onlinehändlers eis.de sind die Bestellungen ebenfalls deutlich gestiegen. So hätten sich die Zahlen bei dem ab September verkauften Adventskalender im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019 verdoppelt. Bereits Ende November sei das Produkt ausverkauft gewesen.

Ein weiterer Anstieg ist in den Kanälen der Hersteller in den Online-Medien zu verzeichnen. Immer mehr Menschen hätten Fragen zur Sexualität in Zeiten der Corona-Krise, so die Unternehmen. „Es ging in diesem Jahr in vielen Beziehungen darum, wie man dem zusätzlichen Optimierungsdruck, trotz der Isolation ein ausgeglichenes Sexleben auszuleben, gerecht werden kann“, so die Sprecherin von Amorelie.

Bei Orion ist eine erhöhte Nachfrage nach Austausch auch im Vergleich zum Frühling zu spüren. Laut der Sprecherin verbringen Paare durch die Dunkelheit und das graue Wetter ohnehin mehr Zeit zusammen. Und Singles seien häufiger alleine in ihren eigenen vier Wänden. Diese würden sich auch für Tipps melden.

Bereits zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 hatte es einen Anstieg im Markt für Sexspielzeug und Kondome gegeben. Amorelie und Orion berichteten im Frühjahr von steigender Nachfrage. Der Onlinehändlers eis.de führte deshalb im Mai eine zweite neue und größere Logistik ein.

(top/dpa)
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