Forscher machen Hoffnung Immunität gegen Corona könnte Jahre anhalten

Düsseldorf · Wie lange eine überstandene Infektion die Genesenen schützt, ist bislang unklar. Laut US-Forschern ist dafür nicht die Zahl der Antikörper, sondern das Immungedächtnis ausschlaggebend. Das würde auch Impfungen effektiver machen.

 Auf den Impfstoffen gegen Corona ruhen große Hoffnungen – aktuellen Studien stützen das.

Auf den Impfstoffen gegen Corona ruhen große Hoffnungen – aktuellen Studien stützen das.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Im Ringen um einen anhaltenden Erfolg im Kampf gegen Corona spielt die Frage der Immunität nach einer Impfung oder Erkrankung eine zentrale Rolle. Immer wieder hatte es in der Vergangenheit Meldungen von vereinzelten Re-Infektionen gegeben, also von genesenen Covid-19-Kranken, die sich wenige Monate später erneut infizierten. Kurze Immunitätsphasen aber würden einen dauerhaften Impfschutz möglicherweise in Frage stellen. Nun lassen die Ergebnisse mehrerer Studien vermuten, dass die Immunzellen nach einer überstandenen Sars-CoV-2-Infektion wesentlich länger aktiv sein könnten als angenommen – vielleicht sogar Jahre.

Zu dem Resultat kommt eine der laut „New York Times“ bislang umfangreichsten Erhebungen zu dem Thema, die aber noch nicht unabhängig geprüft und auf der Plattform bioRxiv veröffentlicht wurde. Sie stammt aus den USA, maßgeblich daran beteiligt war das La Jolla Institute for Immunology (LJI) in San Diego. Die Forscher untersuchten 185 Männer und Frauen zwischen 19 und 81 Jahren, die eine Covid-19-Erkrankung überstanden hatten, die meisten mit nur milder Symptomatik. Bei rund 40 der Probanden wurden über Monate hinweg mehrfach Blutproben genommen und analysiert.

Demnach ist das immunologische Gedächtnis des Körpers möglicherweise wichtiger als die Zahl der Antikörper. Diese sogenannten Gedächtniszellen könnten Menschen vielleicht sogar mehrere Jahre vor einer schweren Erkrankung schützen, sagte Shane Crotty, Virologe am LJI, der „New York Times“. Obwohl die Zahl der Antikörper, die ein Eindringen des Virus in die Wirtszelle verhindern, bei einigen Teilnehmern über die Monate hinweg gesunken sei, würden sich die Immunzellen an das Virus „erinnern“ und schwere Verläufe verhindern. Bei der Lungenkrankheit Sars, die durch ein anderes Coronavirus ausgelöst wurde, wurde laut Crotty bei Genesenen sogar 17 Jahre nach der Erkrankung noch eine Immunabwehr nachgewiesen.

Weitere aktuelle Studien stützen die Ergebnisse aus den USA. So hat auch ein Forscherteam der Uniklinik Freiburg nachgewiesen, dass das Immunsystem Gedächtniszellen bildet, die bei einem erneuten Kontakt mit dem Virus eine wirksame Reaktion auslösen – auch wenn die Zahl der Antikörper gering ist. Eine Impfung könnte diesen Mechanismus ebenfalls in Gang setzen, so die Freiburger Wissenschaftler. Eine Studie der Huazhong University im chinesischen Wuhan und dem Institut für Virologie an der Uni Duisburg-Essen, die auch auf der Plattform bioRxiv für noch nicht publizierte Arbeiten steht, konstatiert ebenfalls eine lang anhaltende Wirksamkeit der Gedächtniszellen, während Antikörper eher kurzlebig seien. Noch ist die Datenlage allerdings zu unvollständig, um belastbare Aussagen zu treffen, wie lange die Immunität gegen Corona wirklich anhält. Für den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach ist die US-Studie trotzdem ein hoffnungsvolles Signal. Er twitterte: „Ein Segen für Impfungen. Es wird immer klarer, dass wir die Pandemie erfolgreich beenden können.“

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