Massentest geplant Britische Corona-Variante in Hamm – 80 Bewohner in Quarantäne

Hamm · In Hamm ist die britische Corona-Variante bei einem Montage-Arbeiter nachgewiesen worden. Nach einem Großeinsatz von Polizei und mobilen Testteams in vier Wohnhäusern stehen 80 Menschen unter Quarantäne.

 Ein Mann führt einen Rachenabstrich bei einem Mann durch. (Symbolbild)

Ein Mann führt einen Rachenabstrich bei einem Mann durch. (Symbolbild)

Foto: dpa/Matthias Balk

Nach dem Nachweis der britischen Variante des Coronavirus bei einem Bauarbeiter in Hamm stehen 80 Bewohner in vier Wohnhäusern unter Quarantäne. Nach Angaben der Stadt war am Montag ein Montage-Arbeiter bulgarischer Herkunft positiv auf die britische Variante B.1.1.7 getestet worden und befindet sich mit seiner Ehefrau und einer weiteren vierköpfigen Familie seitdem in häuslicher Isolation. „Wir haben zwei infizierte Haushalte: ein Zwei-Personen- und ein Vier-Personen-Haushalt“, sagte Hamms Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) am Dienstag.

Bislang ist die britische Variante nur bei dem einen Arbeiter nachgewiesen worden. Die insgesamt vier Mehrfamilienhäuser an vier verschiedenen Standorten der westfälischen Stadt sind abgeriegelt worden. Die Quarantäne gilt zunächst für 14 Tage.

Vier mobile Testteams waren mit Unterstützung zahlreicher Polizisten bis in die Nacht zum Dienstag unterwegs, um alle infrage kommenden Bewohner und Kontaktpersonen aufzuspüren und PCR-Testungen vorzunehmen. Die Proben sollen dann zunächst auf das Coronavirus und im Fall eines positiven Ergebnisses auf die britische Variante untersucht werden. „Wir hoffen, dass wir mit diesen Maßnahmen dem Virus die Verbreitungswege abgeschnitten haben. Wir haben eine Reihentestung aller dort lebenden Personen durchgeführt“, sagte Herter. Die Wohnverhältnisse in den Häusern mit überwiegend bulgarischen Arbeitern bezeichnete er als „unübersichtlich“.

Aufgrund der besonderen Arbeits- und Wohnumstände ist es laut Herter wichtig gewesen, „dass wir die Liegenschaften im Ganzen testen, wenn wir ein klares Bild haben wollen“. Alle Bewohner hätten sich bei den Tests kooperativ gezeigt. Hinweise, dass Schulen oder Kitas betroffen sein könnten, gebe es nicht. „Alle Kinder, die dort wohnen, waren in den vergangenen Wochen nicht in Schule oder Kita.“

Einsatzleiter Detlef Burrichter berichtete, es seien insgesamt 79 PCR-Tests durchgeführt worden. Mit einem besonderen Analyse-Verfahren (Sequenzierung) werde nun untersucht, ob weitere Fälle der englischen Virus-Variante nachgewiesen werden können. „Bisher haben wir noch keine Ergebnisse, weil das Analyseverfahren länger dauert“, sagte der Hammer Stadtsprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Untersuchung der PCR-Proben auf die britische Mutation kann wegen des komplizierten Verfahrens bis zu einer Woche dauern.

Zunächst hieß es, bis zu 140 Menschen der bulgarischen Community könnten derzeit in den vier betreffenden Wohnhäusern leben. Es seien aber nur 80 Personen angetroffen worden. Bei den übrigen dort Gemeldeten geht die Stadt davon aus, dass sie sich derzeit im Ausland aufhalten.

In weißen Schutzanzügen gekleidete Polizeibeamte überwachten seit Montag zunächst die Einhaltung der Quarantäne und kontrollierten auch außerhalb der Gebäude die Personalien. Im Laufe des Tages wurde die Polizei von einem Wachdienst abgelöst.

Der bereits an Covid-19 erkrankte Montage-Arbeiter und dessen Ehefrau sowie die weitere ebenfalls erkrankte Familie sind noch am Montagabend in ein anderes Gebäude der Stadt umgezogen und dort isoliert worden, sagte Burrichter. Man gehe davon aus, dass der Arbeiter „mit sehr großer Wahrscheinlichkeit“ Kontakte zu Kollegen in den anderen Häusern hatte. Viele der Arbeiter sind im Trockenbau, auch im Münsterland tätig. Teilweise würden sie gemeinsam in Kleinbussen zur Arbeit fahren.

Zur Gefahrenabwehr war am Montag ein Krisenstab unter Leitung von Oberbürgermeister Herter gebildet worden. „Wir haben unverzüglich geeignete Maßnahmen beschlossen“, sagte Herter. „Die britische Mutante des Coronavirus ist hochansteckend. Um die Ausbreitung zu verhindern, waren diese Maßnahmen das Gebot der Stunde.“

(siev/mba/dpa)
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