Wermelskirchen CO-Unfall: Vergiftete außer Lebensgefahr

Wermelskirchen · Der 16-jährigen Kohlenmonoxid-Verletzten, die am Sonntag unter Lebensgefahr mit einem Hubschrauber ins Klinikum Aachen geflogen wurde, geht es besser. Der CO-Unfall soll durch einen technischen Defekt ausgelöst worden sein.

 Die schwer vergiftete 16-Jährige liegt bewusstlos auf der Trage. Notärzte und Rettungssanitäter schaffen sie in den Hubschrauber. Feuerwehrchef Peter Thiel (links außen) beobachtet den Einsatz.

Die schwer vergiftete 16-Jährige liegt bewusstlos auf der Trage. Notärzte und Rettungssanitäter schaffen sie in den Hubschrauber. Feuerwehrchef Peter Thiel (links außen) beobachtet den Einsatz.

Foto: Gundhild Tillmanns

Die meisten der zunächst 23 gemeldeten Opfer des Kohlenmonoxid (CO)-Unfalls am Sonntag an der Querbacher Straße sind mit einem Schrecken davon gekommen. Nach Auskunft von Polizeisprecher Peter Raubuch geht es der 16-jährigen Vergifteten, die am Sonntag bewusstlos und unter Lebensgefahr mit dem Rettungshubschrauber ins Klinikum Aachen eingeliefert wurde, mittlerweile wieder besser. Sie wurde in einer Druckkammer behandelt.

 In dem Mehrfamilienhaus Querbacher Straße 15 ereignete sich der Kohlenmonoxid-Unfall. Bis auf eine Verletzte konnten alle Bewohner wieder nach Hause zurückkehren.

In dem Mehrfamilienhaus Querbacher Straße 15 ereignete sich der Kohlenmonoxid-Unfall. Bis auf eine Verletzte konnten alle Bewohner wieder nach Hause zurückkehren.

Foto: Nico Hertgen

Die übrigen fünf vergifteten Hausbewohner, die am Sonntag mit Rettungswagen ins örtliche und in benachbarte Krankenhäuser eingeliefert wurden, seien mittlerweile wieder entlassen worden. Das dreistöckige Mehrparteienwohnhaus Querbacher Straße 15 sei gestern Nachmittag wieder komplett freigegeben worden, berichtet Raubuch.

Allem Anschein nach sei ein technischer Defekt der Heiztherme im Badezimmer in der betreffenden Wohnung, in der die 16-Jährige mit ihrer Familie lebt, die Ursache für den CO-Unfall gewesen. Es könne aber auch sein, dass die Wetterlage wie auch bei dem ersten CO-Unfall vor zwei Wochen wiederum eine Rolle gespielt habe, sagt Raubuch.

Entwarnung gibt Wilhelm Heikamp, Geschäftsführer der Bergischen Energie- und Wasser (BEW) GmbH. Die Hausbewohner dürften bis auf die Wohnung mit der defekten Therme ihre Heizungen wieder anstellen. Es habe lediglich an einer Stelle einen CO-Austritt gegeben, von einem Gas-Unfall könne keine Rede sein, verdeutlichte Heikamp. Die Gaszufuhr sei am Sonntag nur prophylaktisch abgesperrt worden.

Einen vergleichbaren CO-Unfall hatte es bereits vor zwei Wochen an der Schubertstraße gegeben. Auch dort war eine defekte Warmwassertherme der Auslöser für eine Kohlenmonoxid-Vergiftung, bei der sechs Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Eine 66-Jährige schwebte in Lebensgefahr. Ihre Tochter hatte sie bewusstlos im Badezimmer aufgefunden und daraufhin den Rettungsdienst alarmiert.

Ebenso war erst durch die Bewusstlosigkeit der 16-Jährige sowie durch Krampfanfälle, starke Übelkeit und Kopfschmerzen der übrigen drei Familienangehörigen am Sonntag an der Querbacher Straße die CO-Vergiftung überhaupt bemerkbar geworden. Die Rettungssanitäter hatten dies mit ihren Messgeräten festgestellt.

Und offensichtlich hatte sich das Kohlenmonoxid bereits in weitere Wohnbereiche des Hauses verbreitet. Nach Durchlüften aller Etagen und Wohnungen und neuerlichen CO-Messungen konnte das Gebäude mittlerweile aber wieder freigegeben werden. Einsatzkräfte, Haus- und Wohnungsbesitzer mit Gasheizungen stellen sich die Frage, ob es Frühwarnsysteme für den CO-Austritt bei Gasheizungen gibt. Polizeisprecher Raubuch weiß von CO-Meldern für Wohnungen, die ähnlich funktionierten wie Rauchmelder, die bekanntlich in Neubauwohnungen jetzt sogar gesetzliche Pflicht werden. CO-Melder seien zwar teurer als Rauchmelder, aber auf jeden Fall lebensrettend, gibt der Polizeisprecher zu bedenken.

Dr. Volker Launhardt, der Ärztliche Leiter des Krankenhauses, erklärt, wie CO-Verletzten geholfen wird. Kohlenmonoxid verdränge im Blut den Sauerstoff. Die Symptome seien dann u.a. Krampfanfälle und Schläfrigkeit bis hin zur Bewusstlosigkeit.Durch einfache Beatmung mit reinem Sauerstoff werde dem Patienten ebenso geholfen wie in schweren Fällen in Druckkammern. In solchen Kammern könne das CO mit noch mehr Druck als durch die reine Beatmung wieder aus dem Körper gepresst werden. Mögliche Folgen können laut Dr. Launhardt je nach Dauer und Dosis der CO-Einwirkung auftreten: "Möglich sind alle Folgen, die auch bei einem akuten Sauerstoffmangel bis ins Gehirn eintreten können", sagt der Facharzt. Die Palette reiche von Konzentrationsstörungen bis sogar hin zum Koma.

(RP/rl)
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