Sauerländer mutiger als Kölner "Charlie Hebdo"-Wagen beim Karnevalszug in Menden

Menden · Eigentlich sollten die Anschläge auf die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" Thema im Kölner Karnevalsumzug sein. Doch der Zugleitung war das Risiko zu groß. Im sauerländischen Menden ist man entspannter - und schickt gleich zwei Wagen ins Rennen.

 So planen die Karnevalisten ihren "Charlie Hebdo"-Wagen in Menden. Bilder des Propheten Mohammed sollen nicht gezeigt werden.

So planen die Karnevalisten ihren "Charlie Hebdo"-Wagen in Menden. Bilder des Propheten Mohammed sollen nicht gezeigt werden.

Foto: dpa, mg lre

Das Zentrum der deutschen Pressefreihiet liegt am Sonntag im sauerländischen Menden: Was sich die Kölner Wagenbauer für den Rosenmontagszug nicht trauten, wird dort nachgeholt. Mit einem "Charlie Hebdo"-Motivwagen wollen Karnevalisten aus Menden ein Zeichen für die Pressefreiheit setzen.

Beim Umzug der lokalen Karnevalsgesellschaft Kornblumenblau wird am Tulpensonntag ein Wagen mit 20 überdimensionalen Buntstiften aus Geschenkpapier, Verpackungsrollen und Folien zu sehen sein. Außerdem werden Schilder mit der Aufschrift "Menden est Charlie" den Wagen zieren, der erst kurz vor dem Umzug fertig sein soll. Die Idee kam dem Zugführer Klaus Durawa bei einem Besuch des Kölner Dreigestirns im Sauerland. Die Jungfrau habe dabei eine Brosche mit Bleistift-Motiv getragen. "Da hat es bei mir Klick gemacht", sagte Durawa der "WAZ".

Die Entscheidung in Köln können viele nicht nachvollziehen

Auch ein Handwagen thematisiert den Anschlag auf die französische Satirezeitung. "Es wurde ein drei Meter großer Bleistift mit einer Spitze in Art eines Haifisch-Mauls gebaut, der eine Spielzeug-Pistole frisst", sagte Klaus Durawa.

In Köln hatte das Festkomitee Pläne für einen Rosenmontagswagen zu "Charlie Hebdo" gestoppt. Dort gab es Rückmeldungen besorgter Bürger. Die Entscheidung des Kölner Karnevalkomitees hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt und eine Kontroverse ausgelöst. Etwa die Hälfte der Deutschen findet den Verzicht auf den Wagen laut einer aktuellen Umfrage falsch.

"Eine gewisse Narrenfreiheit muss sein"

In Menden haben die Karnevalisten hingegen keine Angst, sagt Zugleiter Durawa: "Wir machen ja nichts mit Mohammed." Die Entscheidung der Kölner Kollegen kann Durawa allerdings nachvollziehen: "Ich kann die Kölner verstehen, dass sie bei einer dermaßen großen Besucherzahl kein Risiko eingehen wollen", sagte er der "WAZ". Eine gewisse Narrenfreiheit müsse es im Karneval allerdings geben.

Karneval Köln: Das sind die Wagen im Rosenmontagszug
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Zur Sicherheit wurden auch über die Mendener Pläne das NRW-Innenministerium, der Staatsschutz und die Polizei informiert. Dort gibt man sich laut dem Bericht der "WAZ" jedoch entspannt, schließlich gehe es primär um die deutsch-französische Freundschaft. Das sieht auch Durawa so. Die Situation sei bei ihnen etwas anders als in Köln sagt er, man sei schließlich nur eine kleine Karnevalsenklave im Sauerland.

Sorgen bereitet ihm vielmehr etwas ganz anderes: Im vergangenen Jahr seien 60.000 Besucher in die Narrenhochburg im Märkischen Kreis geströmt. Doch wenn nun durch die Berichterstattung viel mehr Menschen nach Menden kämen, könnte es ziemlich eng werden.

(frin)
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