Die Woche in der Region Chaos: Wenn der Verkehr Burnout hat

Düsseldorf · Man muss sich den Auto- und Bahnverkehr in der Region wie ein sensibles Wesen vorstellen. Schon die leichteste Irritation löst eine Kettenreaktion aus: Aus einer Verstimmung wird schnell der Burnout. In dieser Woche sorgten Unwetter, Unfälle und die Technik selbst für Staus und Sperrungen. Ein Rückblick.

Unwetter über NRW - Bahnstörungen durch umgestürzte Bäume
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Unwetter über NRW - Bahnstörungen durch umgestürzte Bäume

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Erprobte Autofahrer wissen es schon: Wenn irgendwo im verzweigten Autobahnnetz der Ballungsbiete ein Unfall gemeldet wird, schlagen sich die Auswirkungen oft kilometerweit entfernt durch: Nichts geht mehr, man ist völlig in der Hand des Navis oder muss sich auf seine Ortskenntnisse verlassen, um die schlimmsten Staufallen zu umgehen. Zumindest so lange, bis auch die Ausweichstellen dicht sind. Man sollte Workshops anbieten: Was tun, wenn der Stau droht?

Schon zu Beginn dieser Woche regierte das Verkehrschaos: Am frühen Montagmorgen verunglückte ein Lastwagen auf der A57 nahe Worringen, der Fahrer wurde zum Glück nur leicht verletzt. Doch die Autobahn musste bis mittags gesperrt werden. Und auf fast allen Strecken, die ansonsten noch zwischen Köln und Düsseldorf verlaufen, staute es sich. Besonders betroffen waren Pendler, die von der A1 über die A57 mussten: Erst stockt alle Tage wieder der Verkehr an der Baustelle hinter dem Tunnel Köln-Lövenich, dann staut es sich wegen der Sperrung noch zusätzlich.

Falscher Brandalarm bringt Chaos

Obwohl A1-Vielfahrer ja Kummer gewöhnt sind: Die Tunnel-Baustelle wartete Jahrelang nicht nur mit Staus zur Rushhour auf, sondern auch mit einer abwechselungsreichen Verkehrsführung, die auch den routiniertesten Fahrer vor neue Herausforderungen stellte. Damit der Autofahrer in möglichen Ggefahrenlagen nicht alleine gelassen wird, sorgt moderne Technik im Tunnel für mehr Sicherheit. Also, das soll sie zumindest irgendwann einmal. Denn bislang haben die seniblen Sensoren vor allem für Fehlalarm gesorgt - der allerdings schlimme Folgen hätte haben können.

Mittwochmittag gab es in der Röhre einen Bagatellunfall gegeben, es folgte - na klar - der dicke Stau. Samt dicker Luft durch die Auspuffe. Das war dem Tunnel dann doch zuviel und er meldete Brandalarm. Die Schranken schlossen sich (zumindest in einer Fahrtrichtung), die Autofahrer wurden aufgefordert, den Tunnel über die Notausgänge zu verlassen. "Hier laufen Leute im Tunnel rum", meldete dann auch ein verwunderter Autofahrer, der auf der nicht gesperrten Fahrtrichtung unterwegs war.

Die Bahn und das Gewitter

Also doch auf Öffentliche Verkehrsmittel umsteigen? Gute Idee, doch auch dort muss man auf alle Eventualitäten gefasst sein. Und wir wollen jetzt gar nicht von den vier Problemen der Bahn reden: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Das wäre gemein, denn schließlich ist das Wetter ja auch so etwas wie höhere Gewalt - zumindest war es das in der Nacht zu Mittwoch. Unwetter legten zahlreiche Strecken in NRW lahm. Durch starke Gewitter wurden Oberleitungen beschädigt. Erst am Donnerstagmorgen waren alle Verbindungen wieder freigegeben. Da macht man nichts.

Die Fahrgäste der Nordwestbahn (NWB) auf der Linie des RE10 zwischen Düsseldorf und Kleve brauchen kein Unwetter, um unpünktlich zu sein: Verspätungen, fehlende Waggons, dafür aber überfüllte Züge - und dann auch noch eine merkwürdige Informationspolitik. Der Ärger ist groß. Wie am Freitagmorgen zwischen den Haltestellen Krefeld-Oppum und dem Krefeld-Hauptbahnhof. Wie so häufig legt der bereits um wenige Minuten verspätete RE10 auf der Strecke einen Halt ein. Kein Murren bei den Fahrgästen — das kennt man, Der Hauptbahnhof ist in Sichtweite. Doch es geht nicht weiter. Nach kurzer Zeit schreckt eine Durchsage die Fahrgäste auf: "Bitte beachten Sie. Unsere Ankunft in Krefeld Hbf wird sich auf unbestimmte Zeit verzögern." Erst jetzt durchdringt Stöhnen und Gemurmel der genervten Kunden das Abteil.

Ob Autofahrer oder Bahnkunde - man lernt, mit dem Stolpersteinen auf dem Weg zu leben. Und damit der Burnout nicht ansteckend wirkt, empfehlen wir Meditationsübungen während der Wartezeit.

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