Saisonstart für die Szene NRW-Polizei nimmt Raser am „Car-Freitag“ besonders ins Visier

Düsseldorf · Wegen deutlich mehr tödlichen Unfällen durch Rasen geht die Polizei besonders entschlossen gegen die Szene vor. Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert harte Strafen für illegale Autorennen.

 Polizisten überprüfen während einer Polizeikontrolle gegen Raser einen Sportwagen.

Polizisten überprüfen während einer Polizeikontrolle gegen Raser einen Sportwagen.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Angesichts der Zunahme von tödlichen Unfällen infolge illegaler Autorennen in Nordrhein-Westfalen nimmt die Polizei am Karfreitag die Raser und Autotuner verstärkt ins Visier; der Tag gilt als inoffizieller Feiertag der Szene und wird deshalb auch „Car-Freitag“ genannt. „Tödliche Raserunfälle haben im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen einen traurigen Rekord erreicht. Umso mehr hoffe ich, dass am stillen Freitag die Motoren und die Auspuffanlagen der Auto-Tuner nur leise brummen“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). „Die Polizei wird mit konsequenten Verkehrskontrollen ihren Teil dazu beitragen“, kündigte Reul an. Zudem werde sich die NRW-Polizei auch an der bundesweiten Verkehrssicherheitsaktion „Rot für Raser“ am Freitag beteiligen.

Im vergangenen Jahr war die Zahl der Verkehrstoten im Zusammenhang mit illegalen Autorennen in NRW massiv gestiegen: von einem Fall im Jahr 2021 auf zwölf Todesfälle im vergangenen Jahr. Insgesamt wurden 2050 illegale Autorennen erfasst. Noch nie seien so viele Menschen bei Autorennen umgekommen, sagte Reul und bezeichnete die Unfälle als genauso tragisch wie vermeidbar.

Bei sogenannten Szenetreffen am „Car-Freitag“, der auch als Saisonstart für Poser und Raser gilt, stellen die Fahrer ihre Boliden zur Schau. Dabei fahren sie auch Rennen gegeneinander und gegen die Uhr. Die Polizei hat zudem festgestellt, dass sich diese Szenetreffen durch die Pandemie auch zu einer „Kennenlern-Börse“ entwickelt haben, weil Bars und Diskotheken geschlossen sind. Dabei kommt es durch das Imponiergehabe auch zu erheblichen Lärmbelästigungen. Typisches Poserverhalten sind: „Pedal-Tuning“ (Vorrichtung, mit der ein Auto deutlich schneller reagiert), „Schubknallen“ (Unterbrechung der Kraftstoffzufuhr bei einem Benzin- oder Dieselmotor) und „Donuts“ (Reifen durchdrehen). Als „Donut“ wird vor allem ein Fahrmanöver bezeichnet, bei dem mit durchdrehenden Reifen schwarze Kreise auf die Straßenoberfläche gezeichnet (“gebrannt“) werden. Zudem werden die Treffpunkte häufig vermüllt hinterlassen.

Bei den Rennen werden laut Polizei neben massiven Geschwindigkeitsübertretungen auch rote Ampeln überfahren, Vorfahrtstraßen missachtet, brandgefährliche Überholmanöver durchgeführt und Sicherheitsabstände nicht eingehalten. Als Hochburgen der Szene gelten in Nordrhein-Westfalen das Ruhrgebiet (Dortmund, Duisburg und Essen) und das Rheinland (Düsseldorf und Köln). Zu den Hotspots in der Landeshauptstadt, also den Treffpunkten der Tuner, gehören neben der Kö auch das Mannesmannufer und die Heinrich-Heine-Allee. Aber auch in kleineren Kommunen in NRW stellt die Polizei immer wieder Raser. „Die Szenen zeigen sich hierbei in unterschiedlicher Ausprägung und sehr mobil. Auf polizeiliche Kontrolltätigkeit wird häufig mit Ortswechseln reagiert“, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft fordert harte Strafen für Raser. „Ihnen muss auf jeden Fall für lange Zeit der Führerschein abgenommen werden. Und auch die Autos, sollten sie den Rasern gehören, müssen beschlagnahmt werden“, sagte Erich Rettinghaus, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Häufig leihen sich die Raser für ihre illegalen Autorennen auch Fahrzeuge von den bekannten Autoverleihern. „Die müssen noch mehr hinschauen, wem sie ein Auto geben“, forderte Rettinghaus.

Seit 2018 ist die Polizei auf den Straßen in NRW an Karfreitag besonders präsent. Neben mobilen Verkehrskontrollen führt die Polizei auch Geschwindigkeitsmessungen und Kontrollen hinsichtlich technischer Veränderungen an Fahrzeugen durch. Die Aktion zielt laut NRW-Innenministerium auch darauf ab, das Problembewusstsein für illegale Autorennen zu schärfen. Am Karfreitag 2022 wurden bei Verkehrskontrollen in Nordrhein-Westfalen mehr als 3600 Verwarnungsgelder erhoben und 1600 Ordnungswidrigkeitsanzeigen gefertigt.

„Wenn die Leute ihr Auto so schön finden, dass sie davor und damit posen möchten, können sie das gerne machen, solange der Straßenverkehr nicht beeinträchtigt wird“, sagte Reul. „Auch gegen Tuning spricht nichts, solange solange die Vorschriften der Straßenverkehrzulassungssordnung uneingeschränkt beachtet werden,“ so Reul weiter.

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