"Camp Konrad" in der Eifel Berüchtigte Ruine von Adenauer-Villa wird im Internet versteigert

Duppach/Eifel · Ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück in der Eifel wird derzeit auf Ebay versteigert. Der mögliche Käufer übernimmt auch die Ruine einer Luxus-Villa im Rohbau, die einst für Konrad Adenauer gebaut werden sollte.

So sieht Camp Konrad in Duppach in der Eifel aus - Fotos
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Das Gelände von „Camp Konrad“ in der Eifel

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Foto: Wolkenkratzer/CC

Das „Camp Konrad“ kommt doch unter den Hammer. Das völlig verfallene Wochenendhaus im Wald des Eifeldörfchens Duppach, zwischen Gerolstein und Prüm gelegen, wird beim Internetauktionshaus Ebay versteigert – allerdings aus rechtlichen Gründen über Umwege. Seinen Namen hat das in den 1950er-Jahre erbaute Anwesen, weil es als Alterssitz, Gäste- und Jagdhaus für Bundeskanzler Konrad Adenauer geplant war. Da Grundstücke bei Ebay nicht direkt versteigert werden dürfen, ist dort nur eine Anzeige zu finden, die auf die Versteigerung auf der Internetseite einer Firma aus Solingen hinweist.

Das Eifeldörfchen Duppach liegt zwischen Prüm und Gerolstein. Dort leben 300 Menschen. Bekannt ist der Ort im Umkreis für seine Mineralquelle. Bundesweite Bekanntheit erlangte Duppach Mitte der 1950er Jahre. Sogar der „Spiegel“ berichtete damals über das geheimnisvolle Adenauer-Haus, in Anspielung auf den Feriensitz der US-Präsidenten (Camp David) auch „Camp Konrad“ genannt, auf einem Hügel mitten im Kammerwald.

Ein Hauch von Korruption umwehte die Immobilie, die der damalige AEG-Chef Friedrich Spennrath Adenauer schenken wollte. Doch dem Alten war die Sache suspekt, er ließ die Finger davon. Der Bau wurde nie fertiggestellt. Er verwitterte und wird seit Heiligabend bei Ebay versteigert, weil die Erben keine Verwendung für die Ruine haben. Einstiegsgebot: ein Euro. Nachdem Ebay die Aktion vorübergehend deaktiviert hatte, kann "Camp Konrad" inzwischen wieder erworben werden. Die Auktion dort endet am Dienstag, 22. Januar, 17.59 Uhr. Das Höchstgebot liegt laut Anzeige aktuell bei 12.000 Euro (Stand: 27.12.2018).

Vom Duppacher Ortsrand geht man eine halbe Stunde zu dem Bau, links und rechts Viehweiden, dann das Duppacher Maar, Relikt eines Vulkankraters, am Dreisbach entlang, schließlich steigt der Waldweg zu einer 600 Meter hohen Kuppe an, und man steht vor einem Gebäude, mit dem man hier nicht unbedingt gerechnet hat. Der immer noch wuchtige Bau, besser: die Ruine, besteht aus rotem Backstein. Die großzügigen Fensterfluchten haben der Natur bereitwillig Einlass gewährt. Moose und Algen bedecken die Wände, manches Waldtier findet dort Unterschlupf, die Metallträger rosten vor sich hin, der Kamin bröckelt auseinander, die Treppen sind baufällig. Kurz: Betreten auf eigene Gefahr.

600 Quadratmeter Wohnfläche

Die dreistöckige Immobilie mit ihren 600 Quadratmetern Wohnfläche, einem atombombensicheren Keller und einem Hubschrauberlandeplatz auf dem Flachdach sollte ein Präsent des damaligen AEG-Chefs und früheren Regierungsbaurats Friedrich Spennrath an Konrad Adenauer sein. Spennrath leitete den Konzern seit 1947 und war auch Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer Berlin. Kurz: Er war einer der führenden Wirtschaftsmänner der frühen Bundesrepublik. Und auch in Duppach kannte man ihn.

Der Konzern AEG hatte in der Nähe ein großes Jagdrevier gepachtet. Politiker und Wirtschaftsvertreter ließen sich gerne dorthin einladen. Spennrath stellte den Bauantrag am 11. Juli 1955 beim Landratsamt in Prüm. Nur zwölf Tage später hatte er die Baugenehmigung in der Tasche. Das war selbst nach damaligen Maßstäben rekordverdächtig. Im Antrag war vom Bau eines Jagd-, Wochenend- und Gästehauses die Rede. Aber für wen?

Darüber stand nichts im Bauantrag, und der Antragsteller schwieg. Doch schon bald sickerte durch, für wen das Haus bestimmt war. Und schon bald sprach man – nicht nur in Duppach – vom Filz zwischen Adenauer und der deutschen Industrie. Denn Spennrath war ein Freund Adenauers. Die Bauakte im Landratsamt weist als Architekten Heribert Multhaupt aus, den Schwiegersohn Adenauers.

Kritik an Nähe zu Wirtschaftsboss

Ein weiterer Grund für den Verzicht Adenauers wird wohl die Tatsache gewesen sein, dass die Freundschaftsgabe Wasser auf die Mühlen der DDR-Propaganda war. Dem Ulbricht-Regime war daran gelegen, von Adenauer ein Bild als „Knecht der Industrie-Barone“ zu zeichnen.

Schon 1954 war der Kanzler bei einem Besuch in Berlin in der Villa von Spennrath im Grunewald zu Gast gewesen. Auch der „Spiegel“ kritisierte damals die Nähe des Regierungschefs zu einem Wirtschaftsboss und zählte gut ein Dutzend Posten Spennraths in deutschen Unternehmen auf. Die Bauarbeiten an der Adenauer-Villa wurden bereits im Winter 1955/56 eingestellt.

Was blieb, war eine imposante Ruine, die über die Jahre immer mehr verwitterte. Eine literarische Rolle spielt die Ruine 1998 im Krimi „Eifel-Jagd“ von Jacques Berndorf. Darin erklärt Förster Hommes dem Ermittler Siggi Baumeister die pikante Geschichte des Bauwerks.

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