„Krieg spielen oder für Frieden kämpfen?“ Bundeswehr verteidigt Werbung auf Gamescom

Köln · Die Bundeswehr wirbt auf der Gamescom um Nachwuchs und verwendet dafür Begriffe aus Computerspielen. Kritiker werfen ihr deshalb vor, dass sie den Krieg verharmlose. Ein Sprecher der Streitkräfte hält dagegen: Die Reklame vermittle Werte der Bundeswehr.

Ein Gamescom-Besucher hat sich als Soldat verkleidet (Symbolbild).

Ein Gamescom-Besucher hat sich als Soldat verkleidet (Symbolbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Bundeswehr sorgt mit einer Werbekampagne in Köln für Aufregung. Während der Gamescom, der weltgrößten Messe für Computer- und Videospiele, wirbt sie im Stadtgebiet mit Begriffen aus der Spielebranche.

Auf einem Plakat steht „Mehr Open World geht nicht“. Damit ist eine freie Spielwelt gemeint, in der Spieler nicht auf vorgegebenen Wegen laufen. In einer anderen Reklame heißt es: „Multiplayer at its best.“ Das bezieht sich auf Spiele mit Multiplayer-Modus, bei denen Spieler mit anderen Menschen und nicht nur gegen einen Computer spielen. Beide Begriffe werden mit Shooter-Spielen assoziiert, bei denen die Spieler etwa in die Rolle von Soldaten schlüpfen und Missionen erfüllen. Oft müssen sie dafür andere Figuren abschießen.

Die Slogans postete die Bundeswehr auch auf Twitter. Viele Nutzer werfen ihr vor, mit der Werbekampagne Kriegseinsätze der Armee zu verharmlosen. Ein Vergleich mit einem Spiel verbiete sich, sagen Kritiker.

Auch die Gamescom-Veranstalter geraten in der Diskussion in die Kritik: Manche Nutzer halten es für falsch, dass die Bundeswehr auf dem Messegelände einen Stand betreiben darf. Auf der Messe wurde die Werbung zwar nicht gezeigt, doch die Bundeswehr stellt in Halle 5 unter anderem einen Panzer und Militärlaster zur Schau. Außerdem können Besucher mit einer Virtual-Reality-Brille den Flug in einem Kampfjet simulieren.

Aus der Pressestelle des Personalmanagements der Bundeswehr heißt es, man wolle ein ernstes Thema ansprechen. „Wir wollen dort mit IT-affinen jungen Menschen ins Gespräch kommen und ihnen die beruflichen Chancen bei der Bundeswehr nahebringen“, sagte eine Sprecherin der Bundeswehr unserer Redaktion. „Mit der Plakatierung wollen wir junge Erwachsene im Umfeld der Gamescom zum Nachdenken bringen, wofür sie ihre Zukunft einsetzen“, sagte die Sprecherin. Die Kernfrage, die dabei gestellt werde, laute: „Krieg spielen oder für den Frieden kämpfen?“ Auf den zweiten Blick erkenne man bei der Reklame die Werte der Bundeswehr: „Kameradschaft und der Einsatz für eine freie Welt“.

Die Bundeswehr ist seit der ersten Gamescom im Jahr 2009 mit einem Stand auf der Messe vertreten. Die Zusammenarbeit fand bereits mit dem Vorläufer, der bis 2008 in Leipzig stattfindenden „Games Convention“ statt.

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Bereits im Mai dieses Jahres hatte die Bundeswehr mit einer Aktion polarisiert: Die Veranstalter der Digitalkonferenz Republica in Berlin hatten keine Stände der Bundeswehr zugelassen. Daraufhin demonstrierten uniformierte Soldaten vor dem Konferenzgelände mit einer Plakatwand gegen den Ausschluss. „Zu bunt gehört auch grün“, stand darauf. Republica-Gründer Markus Beckedahl begründete die Entscheidung damals im Deutschlandfunk damit, „keinen Rekrutierungsstand für ihre Cyberarmee“ haben zu wollen.

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