Stadt Willich Bürger wütend über Aus fürs Hospital

Stadt Willich · Im Kreuzfeuer der Kritik stand gestern die St.-Augustinus-Kliniken GmbH bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post zum Thema Hospital-Schließung. Geschäftsführer Paul Neuhäuser stellte sich Fragen von Bürgern und Politikern.

Hoch schlugen immer noch die Wellen der Empörung und Fassungslosigkeit, als gestern zum Thema "Willichs Zukunft ohne Krankenhaus" die mobile Redaktion der Rheinischen Post auf dem Marktplatz von Alt-Willich stand. Kommunalpolitiker, Ärzte, Krankenschwestern, ehemalige Patienten und Passanten machten dabei ihrem Ärger über die zum 30. Juni 2014 beabsichtigte Schließung des Katharinen Hospitals gehörig Luft. Keinen leichten Stand hatte dabei der Träger der Einrichtung, die Neusser St. Augustinus Kliniken. Sie waren durch Paul Neuhäuser, den Vorsitzenden der Geschäftsführung, vertreten.

Rückenwind erhielt Neuhäuser allerdings von Professor Benno Neukirch, Dekan des Fachbereiches Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein. "Das Willicher Krankenhaus hat aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen keine Überlebenschance mehrm und das Land drückt dadurch hinterrücks den Schwarzen Peter dem Träger zu", sagte der Wissenschaftler.

Trotz dieser Erläuterung des Hochschulprofessors stand der Neusser Klinikverbund erst einmal im Kreuzfeuer der Kritik. Vertreter aller im Rat vertretenen Fraktionen waren gekommen, die der Leiter der interessanten und teilweise hitzigen Gesprächsrunde, RP-Redakteur Christian Heidrich, auch zu Wort kommen ließ. "Mir geht die Schließung immer noch sehr unter die Haut", sagte Willichs Bürgermeister Josef Heyes.

Nach seiner Meinung sei ein Krankenhaus in Willich genauso elementar und wichtig wie ein Gymnasium. Sowohl für Heyes als auch für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Bernd-Dieter Röhrscheid, war es unbegreiflich, dass von der beabsichtigten Schließung weder Politik noch Beirat oder Förderverein des Hospitals im Vorfeld unterrichtet worden waren. Röhrscheid sagte weiter: "Rat und Träger müssen jetzt verhandeln und gemeinsam die ärztliche Grundversorgung sichern."

Für die CDU bezeichnete Dieter Lambertz, Vorsitzender des Sozialausschusses, die Schließung als eine "Katastrophe" und er wetterte weiter: "Ich habe den Eindruck, der Träger hat das Krankenhaus vom ersten Tag an gegen die Wand gefahren." Sowohl Raimund Berg (Bündnis 90/Die Grünen), als auch Lambertz als auch Hans-Joachim Donath (FDP) brachten Alternativen ins Gespräch. "Es gibt schließlich noch andere Krankenhausträger, mit denen jetzt mal dringend gesprochen werden sollte", meinte Donath. "Da gibt es ja auch noch die Helios-Klinik", war Lambertz ähnlicher Ansicht. Und der Unionspolitiker nannte auch gleich einen Berater, der dann mit ins Boot geholt werden sollte: er meinte den 76-jährigen Hans Kothen, der 42 Jahre lang der Geschäftsführer des Hospitals gewesen war. Raimund Berg vertrat die Auffassung der Grünen, der Klinikverbund solle das Katharinen-Hospital in Willich erhalten, wenigstens in Teilen, oder die Einrichtung an den früheren Träger, die katholische Pfarre, zurückgeben.

Als sich dann Politiker gegenseitig Versäumnisse vorwarfen, bekam Angela Parkoff-Klein das Mikrofon. Sie sagte: "Das Wenigste, war wir jetzt gebrauchen können, ist ein parteipolitisches Gerangel, wir müssen gemeinsam für den Erhalt des Krankenhaus und der ärztlichen Nahversorgung kämpfen."

Für den Träger verwahrte sich Paul Neuhäuser gegen den Vorwurf, man habe das Hospital bewusst gegen die Wand gefahren. Schon 2007, als es zur Übernahme kam, seien die Voraussetzungen schwierig gewesen. Schon damals habe bereits ein erheblicher Sanierungsbedarf bestanden. Auf eine entsprechende Frage von Ilona Tenbusch (59) antwortete der Geschäftsführer des Willicher Krankenhauses, Stefan Knöfel, dass man seit 2008 ergebnislos auf eine Entscheidung des Landes über die Anerkennung des beabsichtigten Ausbaus der Geriatrie gewartet habe. Der neue Krankenhausplan hätte die Problematik dann 2013 noch verschärft.

Paul Neuhäuser sprach weiter von der vertraglichen Verpflichtung, dass die Augustinus-Kliniken auch über den Juni 2014 hinaus, die Notarztversorgung sicher stelle müssten. In welcher Form und zu welchen Bedingungen müssten die kommenden Verhandlungen mit der Stadt zeigen. Was mit dem bald leer stehenden Gebäude an der Bahnstraße, das mitsamt dem Grundstück zu 94 Prozent der Katharinen-Hospital Willich GmbH gehört, passiert, müsse man jetzt ebenfalls mit der Stadt erörtern.

Dr. Günter Clausen, Vorsitzender der Gesamt-Mitarbeitervertretung der gemeinnützigen St.-Augustinus-Kliniken GmbH, sagte, er hoffe, die Arbeitsplätze der insgesamt 192 Mitarbeiter, die von der Schließung des Standortes Willich betroffen sind, sichern zu können. Da hoffe er auch auf die Kooperation der Politik. Wie konkret Arbeitsplätze erhalten werden können, wurde allerdings nicht gesagt.

(wsc)
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