NRW Bürger-Protest gegen Moscheen

NRW · Etwa 1200 muslimische Gotteshäuser gibt es in NRW. Viele Gemeinden wollen die Hinterhöfe verlassen, drängen auf repräsentative Neubauten. In den meisten Städten stoßen die Pläne auf Ablehnung. Oft ist eine verkorkste Informationspolitik der Quell des Widerstands.

Wenn sich in der Diyanet-Moschee in Mönchengladbach-Mülfort die Gläubigen zum Freitagsgebet treffen, ist der Parkplatz rappelvoll. 500 Muslime drängeln sich in dem Gebetsraum. Von außen ist die Moschee nicht gleich als solche zu erkennen. Das soll sich ändern.

Früher war das Haus ein Lagergebäude. Deshalb überlegte sich der türkisch-islamische Kulturverein Diyanet, mit einem 25 Meter hohen Minarett ein Zeichen zu setzen. "Die Menschen sollen schon von weitem erkennen, dass hier eine Moschee steht", sagt Özkan Ögun, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Als das Ansinnen bekannt wurde, begann der Streit.

In NRW gibt es rund 1200 muslimische Gotteshäuser. Viele muslimische Gemeinden zeigen sich nach einem Generationswechsel selbstbewusst. "Es gibt das Bedürfnis, die Hinterhöfe zu verlassen, Teil der Gesellschaft zu werden", sagt Thomas Kufen, der Integrationsbeauftragte des Landes. Fast überall lösen die Neubaupläne heftige Kontroversen aus. In Dortmund, Aachen und Meschede formierten sich Bürgerinitiativen.

Mönchengladbach: Niederlage vor Gericht

In Mönchengladbach kommt den Ausbau-Gegnern das Baurecht zur Hilfe. Die Stadt beruft sich auf einen frisch geänderten Bebauungsplan, der nur Gebäude mit maximaler Höhe von zehn Metern zulasse. Nachbarn befürchteten Ruhestörungen durch die Rufe des Muezzins und erklärten, der Turm passe nicht ins Stadtbild.

Der türkische Verein klagte und verlor. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht urteilte, das Minarett sei zu hoch. Wenn Diyanet einen 25 Meter hohen Turm als "Anlage baulicher Art" errichten dürfe, müsse dem benachbarten Burger King das gleiche Recht für Reklame-Pfeiler eingeräumt werden.

Köln-Ehrenfeld: Streit um Minarett-Türme

Proteste auch am Kölner Ditib-Hauptsitz: Dort schlägt der geplante Neubau einer Großmoschee im Stadtteil Ehrenfeld seit Monaten hohe Wellen. Trotz massiver Kritik blieben die Muslime dabei, dass die Minarett-Türme 55 Meter hoch sein sollen. Der Schriftsteller Ralph Giordano sprach von "Gigantomanie". Die Moschee sei "eine Art Kriegserklärung an die Umwelt" — und ein Beleg dafür, das die "Integration der Moslems in Deutschland gescheitert" sei.

Duisburg: Gelungener Dialog

In Duisburg-Marxloh wird die Ditib-Moschee zum Ende des Jahres bezugsfertig — Beispiel für einen gelungenen Dialog. Neben der Gebetsfläche entsteht dort ein Begegnungszentrum mit 2500 Quadratmetern. "Proteste gab es kaum", sagt der Integrationsbeauftragte Kufen. Das Projekt sei "aus dem Stadtteil heraus" gewachsen. "Wir sind nie abgeschottet gewesen, wir haben immer die Begegnung und den Dialog mit Schulen und Kirchen gesucht", bestätigt Elif Saat, der Vorsitzende des Vereins der Begegnungsstätte. In Duisburg wurde von Anfang an auf Transparenz gesetzt. In dem Beirat, der die Planung begleitete, arbeiteten die Pfarrer der benachbarten christlichen Gemeinden mit.

Köln: Beirat zu spät gegründet

In Köln dagegen wurde der Moschee-Beirat erst gegründet, als die Fronten bereits verhärtet waren. In der Kölner CDU, die die Baupläne ablehnt, wirft man den Muslimen "Unprofessionalität" und ein "desaströses Kommunikationsversagen" vor. "Die haben gedacht, durch das Mehrheits-Votum im Stadtrat für die Moschee erledigen sich die Probleme von selbst", sagt ein CDU-Ratsherr. Viel zu spät wurden die Anwohner über die Pläne informiert. Das Vakuum nutzte die rechtspopulistische Partei "Pro Köln", um Ressentiments zu schüren. Die islamischen Verbände hätten sich von islamischen Extremisten nicht glaubwürdig distanziert, hieß es. Es ist daher "sehr gut möglich", dass die Großmoschee "auch eine gefährliche Zufluchtstätte für islamische Extremisten werden" könne. "Wieviele christliche Kirchen gibt es eigentlich in der Türkei?", fragte "Pro Köln".

Ikbal Kilic ist die Pressesprecherin von Ditib. Zurzeit steht ihr Telefon nicht mehr still. "Wir haben Flyer zur Aufklärung verteilt, auf denen meine Telefonnummer steht", sagt die 25-Jährige. Täglich erklärt sie den Anrufern, warum der Moschee-Bau aus ihrer Sicht so wichtig ist. "Wir sind seit über 40 Jahren ein Teil der Gesellschaft. Die Generation will sich nicht mehr verstecken", erzählt Ikbal Kilic, die sich selbst als kölsche Muslimin bezeichnet.

Streit auch in Moers

Weitere muslimische Gotteshäuser sind auch in Bergheim, Gelsenkirchen, Kreuztal und Unna geplant. In Moers versuchten Anwohner bislang vergeblich, vor dem Verwaltungsgericht eine Moschee im Stadtteil Hochstraß zu verhindern.

"Es gibt keinen Ersatz für Offenheit und Transparenz", sagt der Integrationsbeauftragte Thomas Kufen aus Erfahrung. "Wer Konflikte vermeiden will, muss das bürgerschaftliche Engagement im Stadtteil mit einbinden", sagt der CDU-Politiker. "Am glaubwürdigsten können Vertreter der christlichen Kirchen dafür werben, dass die Muslime ein Recht darauf haben, ihren Glauben auszuüben."

(RP)
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