Leverkusen Brandanschlag: Ex-Freundin ahnungslos?

Leverkusen · "Der kleine dumme Junge wurde morgens von ihren Beamten überfallen, die überbrachten eine persönliche Vorladung zur Vernehmung als Zeuge – mit einer Belehrung, die Kappes ist und überhaupt nicht gesetzmäßig.

"Der kleine dumme Junge wurde morgens von ihren Beamten überfallen, die überbrachten eine persönliche Vorladung zur Vernehmung als Zeuge — mit einer Belehrung, die Kappes ist und überhaupt nicht gesetzmäßig.

Da sagen die ihm, er habe ein Aussageverweigerungsrecht, wenn er den Beschuldigten kenne. Das ist doch nicht gesetzeskonform! Und wer ist der Beschuldigte? Das sagt ihm keiner! Ich würde das ein Dilemma nennen."

Im Prozess um den Brandanschlag auf ein Haus der Großfamilie Goman im vergangenen Jahr war Gottfried Reims, Verteidiger des jüngeren Angeklagten (18), wieder mal in Höchstform. Diesmal fühlte er dem Leiter der 20 Mann starken Mordkommission auf den Zahn. Sein Vorwurf: Die Beamten hätten keinerlei Anstrengungen unternommen, einen anderen zweiten Tatverdächtigen als seinen Mandanten zu suchen.

Beschuldiger statt Zeuge

Zum Zeitpunkt seiner Vernehmung habe der 18-Jährige außerdem längst als Beschuldigter gegolten. Dann allerdings hätte man ihn weitergehend belehren müssen, denn als solcher besäße man ein umfassendes Schweigerecht. Viel zu sagen hatte der Kommissar dazu nicht; immer wieder zog er sich auf die Aussage zurück, er habe nicht alles in den Akten selbst gelesen, sei nicht überall selbst dabei gewesen.

Zuvor stand die 21-jährige Ex-Freundin des 23-Jährigen Angeklagten im Zeugenstand. Sie wohnte zwei Jahre mit dem Angeklagten zusammen, brachte vor vier Wochen das gemeinsame Kind zur Welt, berichtete von Drohungen ihres Ex-Freundes. "Er hat gesagt, er nimmt mir das Kind weg, wenn ich ihm kein falsches Alibi gebe."

In ihrer ersten Vernehmung hatte die Leverkusenerin ausgesagt, ihr Ex-Freund habe die ganze Nacht neben ihr im Bett gelegen. Schon beim zweiten Verhör hatte sie das allerdings revidiert. Der 23-Jährige sei vielmehr mitten in der Nacht nach Hause gekommen, habe frisch geduscht gerochen. Darüber gesprochen habe man aber nie, auch über den verheerenden Brand in der Nachbarschaft sei niemals ein Wort verloren worden. Überhaupt: "Ich wusste nichts von seinen krummen Geschäften, nichts davon, dass wir viel Geld in der Wohnung hatten, auch nichts von Falschgeld. Ich wusste nichts über sein Leben."

"Das ist Kokolores"

Ihr wegen versuchten Mordes angeklagter Ex-Freund hatte gesagt: "Sie wusste von Anfang an alles." Da platzte auch dem psychologischen Gutachter der Kragen: "Einer von Ihnen lügt, dass sich die Balken biegen." Und Reims ergänzte: "Was Sie erzählen ist Kokolores. Sie lügen so lange, bis sie nicht mehr können. Erst dann kommt ein Häppchen Wahrheit."

Nächsten Mittwoch steht der Sprecher der Großfamilie, Oli Goman, im Zeugenstand.

(RP/rl)
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