Auto-Angriffe in Bottrop und Essen 50-jähriger Fahrer in U-Haft - auch Kinder unter den Opfern

Bottrop/Essen · Gegen den 50-Jährigen aus Essen, der sein Auto gezielt in Ausländer gesteuert hat, ist Haftbefehl wegen mehrfachen versuchten Mordes erlassen worden. Acht Menschen wurden verletzt, eine Frau musste notoperiert werden.

Bottrop: Autofahrer rast an Silvester 2018 in eine Menschenmenge
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Autofahrer fährt in Fußgängergruppen in Bottrop

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Foto: dpa/Marcel Kusch

Ein Richter hat Haftbefehl gegen den 50-jährigen Deutschen erlassen, der in der Silvesternacht in Bottrop und Essen aus mutmaßlich fremdenfeindlichen Motiven in mehrere Menschengruppen gefahren war. Dadurch verletzte der Tatverdächtige nach bisherigen Erkenntnissen acht Personen, davon eine schwer.

Der Haftbefehl lautet laut Polizei auf den Verdacht des mehrfachen versuchten Mordes. Der Tatverdächtige aus Essen sitzt nun in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Essen und die Polizei in Recklinghausen und Münster am Mittwoch mitteilten.

Angaben der Polizei zufolge wurde bei dem ersten Angriff auf Fußgänger gegen 23.45 Uhr an der Osterfelder Straße in Bottrop niemand verletzt. Auf dem Berliner Platz in Bottrop erfasste der Mann mit dem Wagen eine 46-jährige Frau aus Syrien, die lebensgefährlich verletzt wurde. Aktuell besteht nach einer erfolgreichen Notoperation keine Lebensgefahr mehr. Der 48-jährige Ehemann und die beiden 16 und 27 Jahre alten Töchter wurden ebenfalls verletzt. Weiterhin mussten ein vierjähriger Junge und seine 29-jährige Mutter aus Afghanistan sowie ein zehnjähriges Mädchen aus Syrien aufgrund ihrer Verletzungen ärztlich behandelt werden.

Der Beschuldigte versuchte anschließend, an der Schloßstraße in Essen in eine Gruppe wartender Fußgänger zu fahren - hier konnten die Personen rechtzeitig ausweichen. Bevor Polizisten den Fahrer an der Straße Rabenhorst in Essen festnahmen, erfasste er an der Frintroper Straße einen 34-jährigen Essener mit türkischen Wurzeln und verletzte ihn am Fuß. Der 50-Jährige ist nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittlern polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Die Ermittlungen dauern an.

Die Sicherheitsbehörden haben derzeit keine Hinweise darauf, dass der Autofahrer Kontakte in die rechtsextreme Szene hat. Bislang habe die Polizei keinen Ansatzpunkt gefunden, „dass dieser Mann irgendwelche Verbindungen hat oder dass er selber in irgendwelchen rechtsradikalen Kreisen sich bewegt“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Mittwoch dem Sender WDR 5. Es scheine, dass der mutmaßliche Täter „aus einer persönlichen Betroffenheit und Unmut heraus dann Hass auf Fremde entwickelt hat“. Allerdings bräuchten die polizeilichen Ermittlungen noch Zeit.

Der 50-Jährige hatte sein Auto in der Silvesternacht in Bottrop und Essen mehrfach in Menschengruppen gesteuert und dabei acht Menschen verletzt. Die Ermittler gehen davon aus, dass er aus Fremdenhass handelte. Reul hatte am Dienstag nach den ersten Vernehmungen des Festgenommenen erklärt: „Es gab die klare Absicht von diesem Mann, Ausländer zu töten.“ Er habe das Auto in Bottrop und Essen bewusst in Menschengruppen gesteuert, die überwiegend aus Ausländern bestanden. Unter den Verletzten sind Syrer und Afghanen. Staatsanwaltschaft und Polizei sprachen von einem „gezielten Anschlag“.

Die Ermittler gaben an, dass sie „erste Informationen über eine psychische Erkrankung des Fahrers“ hätten. Der mutmaßliche Täter stamme aus Essen und sei bei der Polizei bislang nicht in Erscheinung getreten, hieß es. Reul zufolge war der Mann in der Vergangenheit in Behandlung.

Die Polizei fordert Augenzeugen auf, Tatvideos nicht im zu Internet verbreiten, sondern den Behörden zur Verfügung gestellt werden. Außerdem wurden Zeugen gebeten, sich unter der Hotline 0800 3040303 zu melden.

(lukra/mba/dpa/rtr/AFP)
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