Neun Verletzte in Lüdenscheid und Bottrop Polizei ermittelt nach Kurden-Demos - Messerstecher auf der Flucht

Bottrop/Lüdenscheid · Der türkisch-kurdische Konflikt in Nordsyrien zeigt hässliche Ausläufer auch in NRW. Anti-Kriegsdemonstrationen enden in Bottrop und Lüdenscheid mit Gewalt. Zu den Schlägern soll auch ein Minderjähriger zählen. Zu den Opfern gehören mehrere Polizisten.

Einen Tag nach der Messerattacke auf einen 50-Jährigen bei einer Kurden-Demonstration in Lüdenscheid hat die Polizei noch keinerlei Hinweise auf den Täter. Der wegen des politischen Hintergrunds eingeschaltete Staatsschutz ermittle wegen gefährlicher Körperverletzung und werte derzeit umfangreiches Bildmaterial aus, sagte ein Sprecher der Polizei Hagen am Donnerstag.

Zu der Eskalation war es am Mittwoch bei einer von der Partei „Die Linke“ angemeldeten Demonstration gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien gekommen. Ein bislang Unbekannter hatte dort einen türkischstämmigen Deutschen mit einem Messerstich in den Rücken verletzt. Das Opfer wurde nach Angaben der Polizei nicht lebensgefährlich verletzt und konnte bereits im Krankenhaus befragt werden.

Auch eine pro-kurdische Demonstration in Bottrop war am Mittwoch eskaliert. Hier seien bereits Anzeigen gegen vier junge Leute wegen besonders schweren Landfriedensbruchs geschrieben worden, berichtete eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Recklinghausen. Sie stünden im Verdacht, auf eine andere Person eingeschlagen zu haben. Zu dem Quartett gehöre ein 13-Jähriger, der wegen seines Alters allerdings kein offiziell Beschuldigter sei. Die vorläufig Festgenommenen befänden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Bei den Ausschreitungen sei zudem ein 17-Jähriger verletzt worden. Gegen einen 50-jährigen Mann sei Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet worden, weil er dabei beobachtet worden sein soll, wie er mit einem Schlagstock auf jemanden eindrosch.

Fünf Polizisten seien bei dem Bottroper Einsatz durch Steinwürfe verletzt worden, berichtete die Sprecherin weiterhin. Einer davon habe sich ins Krankenhaus begeben müssen. Glücklicherweise habe aber keines der Opfer schwere Verletzungen erlitten.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sieht nach den Ausschreitungen „die Grenze unserer Toleranz klar überschritten“. Bei allem Verständnis für den Willen der Menschen, wegen der Situation in Nordsyrien zu demonstrieren, könne es nicht sein, dass diese Proteste in Gewalt umschlagen, mahnte er in Düsseldorf. „Diese Eskalationen dienen wohl auch kaum der Sache der Kurden. Ich kann nur in aller Deutlichkeit dazu raten, friedlich zu bleiben, sich nicht provozieren zu lassen und jede Provokation zu vermeiden.“

(mba/dpa)
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