Zeche in Bottrop Letzter Kohleschacht endgültig verschlossen

Bottrop · Rund 100 Jahre lang wurde durch Schacht Haniel 2 in Bottrop Steinkohle zutage gefördert. Jetzt ist das über 1000 Meter tiefe Bauwerk endgültig Geschichte. Das Verfüllen mit Beton hatte Anfang Oktober begonnen.

 Der Förderturm der Zeche Prosper Haniel in Bottrop.

Der Förderturm der Zeche Prosper Haniel in Bottrop.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Drei Jahre nach dem offiziellen Ende des deutschen Steinkohlebergbaus sind die Schächte der seinerzeit letzten aktiven Zeche Prosper Haniel in Bottrop endgültig verschlossen worden. „Noch vor Weihnachten floss der letzte Beton in die Schächte, die nun standsicher verfüllt sind“, sagte der Sprecher des Kohlekonzerns RAG, Christof Beike, der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei eine Grundvoraussetzung für die neue Nutzung des Bergwerksgeländes.

Nach dem Abriss der oberirdischen Zechengebäude sind auf dem rund 35 Hektar großen Gelände Wohn- und Gewerbegebiete angedacht. Auch Grünanlagen sollen angelegt werden. Vorher muss das Gelände gegebenenfalls noch aufbereitet werden.

Die Verfüllarbeiten in Bottrop hatten Anfang Oktober begonnen. Verfüllt wurden die Schächte Haniel 1 (600 Meter tief) und Haniel 2 (1077 Meter tief, Durchmesser 6,5 Meter), vor allem mit Beton. Beide Schächte waren vor rund 100 Jahren in den Boden gegraben worden, „abgeteuft“, wie der Bergmann sagt.

In den kommenden Jahren sollen in den einstigen Abbaurevieren noch weitere Schächte verfüllt werden. Im Sommer 2022 soll ein derzeit noch für die sogenannte Wasserhaltung genutzter Schacht auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zollverein in Essen verfüllt werden.

Durch Schacht Haniel 2 war am 21. Dezember 2018 bei einer Abschlussfeier symbolisch das letzte in Deutschland abgebaute Stück Steinkohle zutage gefördert worden. Reviersteiger Jürgen Jakubeit überreichte das sieben Kilogramm schwere Stück anschließend an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Später wanderte es in Steinmeiers Arbeitszimmer in Berlin.

Die RAG zog eine positive Bilanz des Geschäftsjahres 2021. „Trotz Corona ist es der RAG gelungen, alle Unternehmensziele zu erreichen oder zu übertreffen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der RAG, Peter Schrimpf. Bei der Finanzierung der sogenannten Ewigkeitsaufgaben durch die RAG-Stiftung werde die RAG 2021 sogar etwas weniger in Anspruch nehmen als ursprünglich geplant. Einen genauen Betrag nannte Schrimpf nicht. 2020 überwies die Stiftung rund 291 Millionen Euro.

Die „Ewigkeitsaufgaben“ sind Folgen des Bergbaus, bei denen kein Ende abzusehen ist. Der kostspieligste Bereich ist das andauernde Hochpumpen von Grubenwasser, das nach dem Ende des Kohleabbaus natürlicherweise ansteigt, aber nicht in die Nähe des Grundwassers und damit des Trinkwassers kommen soll. Es wird zu Tage gepumpt und dann in Flüsse abgeleitet. Auch an der Erdoberfläche wird gepumpt und zwar dort, wo sich infolge des Bergbaus Senken gebildet haben. Würde dieses Oberflächenwasser nicht abgepumpt, würden die oftmals bewohnten Gebiete vernässen. Schließlich muss an einigen ehemaligen Standorten etwa von Kokereien auch das Grundwasser gereinigt werden.

Die Zahl der Mitarbeiter sank im vergangenen Jahr von 1240 auf 750. „Auch bei der notwendigen Reduzierung der Belegschaft liegen wir voll im Plan“, so Schrimpf.

Die Arbeiten zur Umstellung der Grubenwasserhaltung im Ruhrgebiet dauern an. Geplant sind dereinst nur noch sechs Standorte mit acht Brunnenschächten, in denen Tauchpumpen das Wasser nach oben befördern. Hinzu kommen einige Sicherungsstandorte, die gegebenenfalls einspringen können.

(ldi/dpa)
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