Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Bonn Katholiken wollen Machtstrukturen in der Kirche aufbrechen

Bonn · Abschaffung des Zölibats, mehr Laien in Leitungspositionen, Gleichstellung von Frauen und Männern: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken geht auf die Barrikaden. Die Laienorganisation fordert Reformen, die die Kirche umkrempeln würden.

 Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Versammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn.

Kölns Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Versammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Bonn.

Foto: dpa/Marius Becker

Als Konsequenz aus dem Missbrauchskandal in der katholischen Kirche hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) umfassende Reformen gefordert. „Innerkirchliche, klerikalistische Machtstrukturen müssen zeitnah aufgebrochen werden, denn das Problem liegt im System“, heißt es in einem Beschluss, den die ZdK-Vollversammlung am Freitag in Bonn mit großer Mehrheit verabschiedete.

Die katholischen Laien fordern unter anderem eine Gleichstellung von Frauen und Männern in allen kirchlichen Ämtern sowie die Abschaffung des Zölibats, also der Verpflichtung katholischer Priester zur Ehelosigkeit. Die Kirche solle ihre Sexualmoral neu definieren und „die vielfältigen Lebensformen und Lebenswirklichkeiten positiv anerkennen“, heißt es in dem Beschluss. Das ZdK vertritt rund 24 Millionen katholische Laien.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hatte im September die Ergebnisse einer Missbrauchsstudie vorgestellt. Demnach sollen zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht haben. Zudem hatten die Wissenschaftler in der Studie problematische Strukturen in der katholischen Kirche benannt, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten - etwa den Zölibat und eine ausgeprägte klerikale Macht einzelner Geistlicher.

„Es ist jetzt und nicht irgendwann die Zeit zum Handeln“, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg in Richtung der deutschen Bischöfe. „Wenn sich in der nächsten Zeit nicht Entscheidendes tut, dann wird das verloren gegangene Vertrauen nicht zurückzugewinnen sein.“ Nach Ansicht des ZdK ist die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals für die Kirche eine Nagelprobe, die zeigen werde, „ob die Institution Kirche diese tiefe moralische Krise bewältigen kann“.

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, sagte in Köln zu den Forderungen, die Bischöfe wollten in einen „offenen transparenten Gesprächsprozess“ auch über den Zölibat eintreten. „Die Frage der Sexualmoral ist ein Thema, über das offen gesprochen werden muss“, sagte der Trierer Bischof. „Ich denke mal, da wird man demnächst zusammenkommen, um zu gucken, was heißt das jetzt für diesen weiteren Weg.“

(hsr/dpa)
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