Nach Rassismus-Vorwürfen Anschlag auf Firmenzentrale von Smoothie-Hersteller in Bonn

Bonn · Das Unternehmen True Fruits bewirbt seine Smoothies oft mit provokanten Sprüchen. Ein Produkt wurde nun aus dem Sortiment genommen, die Rassismus- und Diskriminierungsvorwürfe dauern aber an. Am Wochenende wurde die Firmenzentrale in Bonn beschädigt.

„Unser Quotenschwarzer“ - Mit diesem Slogan bewirbt True Fruits seit 2017 einen seiner Smoothies. Das Getränk wird in eine schwarze Flasche abgefüllt und verkauft. In Österreich wurde das Produkt auf Plakaten zusätzlich mit Sprüchen wie „Schafft es selten über die Grenze“ und „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ angepriesen. Nach eigener Aussage spielten diese Sätze auf die rechts gerichtete Politik in Österreich an. Kritik an den bissigen Slogans gab es von Anfang an. In den sozialen Netzwerken musste sich das Unternehmen immer wieder gegen Rassismusvorwürfe wehren. Diverse User werfen den Bonnern zudem Sexismus und Diskriminierung vor: „Nur durch flache Provokationen Aufmerksamkeit generieren, [...] ist das keine gute und auch keine clevere Werbung, es ist in erster Linie ein Armutszeugnis,“ war unter anderem zu lesen.

Vor vier Tagen wurde auf den Social Media-Kanälen von True Fruits bekannt gegeben, dass der besagte „white“-Smoothie in der schwarzen Flasche aus dem Sortiment genommen wurde - offiziell wegen schwächelnder Verkaufszahlen. In dem zugehörigen Post erklärt das Unternehmen: „Er ist das schwarze bzw. weiße (?) Schaf der Familie. [...] Uns gehen die ständigen Fehlinterpretationen auf die Nerven.“

Doch damit scheint die Debatte noch nicht beendet zu sein. Am vergangenen Wochenende wurde die Firmenzentrale des Saft-Herstellers in Bonn beschmiert und mit Eiern beworfen. Unbekannte haben mit roter Farbe „Rassistenschweine“ auf die Eingangstüren geschrieben. Das Unternehmen machte den Vorfall ebenfalls bei Facebook und Instagram öffentlich. Dazu stellten sie im für das Unternehmen typisch ironischen Unterton Fotos von verschiedenen Menschen unterschiedlichster Hautfarbe und Herkunft. Verbunden mit der Aufforderung an die Nutzer, darüber abzustimmen, welcher der Kandidaten „die Sauerei jetzt wegmachen“ muss. Zudem wurde laut einer Sprecherin Anzeige gegen Unbekannt erstellt.

Es ist nicht das erste Mal, dass True Fruits mit seiner provokanten Marketing-Strategie aneckt. 2016 wurde ein Smoothie mit Chiasamen unter anderem mit dem Spruch „Oralverzehr - schneller kommst du nicht zum Samenerguss“ beworben. Gegen die Werbung wurde damals Beschwerde wegen Sexismus beim deutschen Werberat eingestellt. Die Beschwerde wurde aber abgelehnt. Die Stadt München untersagte dem Unternehmen trotzdem, die Slogans auf öffentlichen Flächen zu plakatieren.

Trotz allem weist True Fruits in einem Statement darauf hin, dass sie auch in Zukunft „Werbung betreiben werden, die ein gewisses Maß an Intelligenz und Humor“ voraussetzt. Ironische Sprüche wolle man zukünftig mit einem deutlichen Hinweis versehen. Wortlaut: „Achtung, diese Werbung könnte von dummen Menschen missverstanden werden!“ Man hoffe, damit seiner Fürsorgepflicht als guter Saftladen gerecht zu werden und diese Art von Diskriminierung so zu entschärfen. Auch in seinem Krisen-Management weicht True Fruits also nicht von seinem trotzigen Tonfall ab. Eine Kritikerin auf Facebook bringt es auf den Punkt: „Ihr seid ein Unternehmen, keine wütende Teenies. Erst provozieren, dann mit Kritik nicht umgehen können und jetzt einfach mal behaupten, dass diejenigen, die eure Werbe-Slogans nicht witzig finden, dumm sind?! [...] Der Umgang mit diesen Themen wird durch eure Werbung im Unterbewusstsein der Menschen verharmlost.“

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