Urteil in Bonn Sohn tötete seine Eltern mit mehr als 60 Messerstichen

Bonn · Die Polizei hörte über Telefon, wie seine Mutter vergeblich um ihr Leben kämpfte, während der Vater schon tot war: Ein junger Mann aus Weilerswist ist jetzt zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Im Prozess um den Tod eines Elternpaares in Weilerswist ist der 30 Jahre alte Sohn zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ihm war vom Staatsanwalt zweifacher Mord vorgeworfen worden. Das Bonner Landgericht verurteilte ihn am Montag letztlich wegen Mordes an seinem Vater und wegen Totschlags an seiner Mutter. Zudem ging die Kammer von einer besonderen Schwere der Schuld aus - eine vorzeitige Haftentlassung ist damit ausgeschlossen.

„Mord gehört ja schon zu dem Schlimmsten, was es gibt“, sagte der Vorsitzende Richter zu Beginn der Urteilsbegründung am Montag: „Aber seine eignen Eltern zu töten, das ist eine Dimension, die kann man sich nicht vorstellen.“ Der 30-Jährige soll im April 2019 seine Eltern mit einem Messer angegriffen haben, weil er sich von ihren Vorhaltungen „genervt gefühlt“ habe. Zunächst soll er den 62-jährigen Vater, der bereits im Bett lag, mit 30 Messerstichen im Schlafzimmer getötet haben. Anschließend habe er seine 60-jährige Mutter im Eingangsflur attackiert, als diese gerade den Notruf wählte und die Polizei um Hilfe anflehte. Da die Frau - im rechtlichen Sinne - nun nicht mehr „arglos“ gewesen sei, werteten die Richter diese Tat als Totschlag.

Der Richter nannte das Abspielen des Notrufs im Prozess dennoch einen besonders „erschütternden Moment“. „Wir wurden regelrecht Ohrenzeuge eines Verbrechens.“ Die 60-Jährige hatte ins Telefon geschrien: „Mein Sohn bringt meinen Mann um. Kommen Sie schnell. Jetzt kommt er runter. Hilfe. Nein.“

Der Angeklagte selbst hatte immer wieder erklärt, dass er sich wegen seines Alkohol- und Drogenmissbrauchs in einem psychischen Ausnahmezustand befunden habe. Laut Gutachter war er jedoch voll schuldfähig. „Er hat seine Eltern im gesunden Zustand getötet“, hieß es im Urteil. Die Verteidigung hat angekündigt, in Revision zu gehen.

(dtm/dpa)
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