Irrtümliche Attacke im Bonner Hofgarten Polizei-Anwalt widerspricht jüdischem Professor

Bonn · Im Juli wurde ein israelischer Professor im Bonner Hofgarten irrtümlich von Polizisten niedergerissen und geschlagen. Er beschrieb die Attacke als äußerst brutal. Der Verteidiger eines Polizisten widerspricht diesen Darstellungen nun. Auch der Professor soll Verletzungen zugefügt haben.

 Blick in den Bonner Hofgarten - Hier fand im Juli 2018 die Attacke statt.

Blick in den Bonner Hofgarten - Hier fand im Juli 2018 die Attacke statt.

Foto: dpa/Volker Lannert

Im Juli hat der antisemitische Angriff auf den jüdischen Professor Yitzhak Melamed und die anschließende Polizeiattacke auf ihn nach einer Verwechslung international für Schlagzeilen gesorgt. Die Polizisten hatten ihn im Bonner Hofgarten niedergerungen und geschlagen, weil sie Opfer und Täter verwechselten. Die Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa entschuldigte sich umgehend für diesen Vorfall. Die Ermittlungen in diesem Fall haben zum jetzigen Zeitpunkt offenbar einige Widersprüche zutage gefördert.

Gegen vier der insgesamt sieben an dem Einsatz beteiligten Polizisten ermitteln Kölner Polizei und Bonner Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung. Der Bonner Rechtsanwalt Christoph Arnold vertritt einen der Polizisten. Wie Arnold auf Anfrage sagte, deckten sich die Schilderungen des Professors teilweise nicht mit denen einer Universitätsangestellten, die den Gastprofessor am 11. Juli im Hofgarten begleitete. „Nach ihrer Aussage hat keiner der Beamten versucht, Professor Melamed von einer Beschwerde gegen die Polizisten abzubringen.“

Melamed hatte nach dem Angriff seine Sicht dargelegt. Eineinhalb Stunden sei versucht worden, ihn von einer Anzeige abzubringen. Der Philosophieprofessor hatte außerdem angegeben, er sei Dutzende Male geschlagen worden, ohne dass er sich gewehrt habe. Einige Medien schrieben von bis zu 80 Schlägen, die die Polizisten gegen ihn ausgeteilt haben sollen.

Aus Sicht von Anwalt Arnold, der die Vernehmungsprotokolle kennt, sei das durch keine der bisherigen Zeugenaussagen gedeckt. Der Vorfall habe gar nicht lange genug gedauert, „um eine solche Zahl von Schlägen auszuführen“, so Arnold. Die am Einsatz beteiligten Polizisten hätten die Situation anders beschrieben. Sie hätten Melamed überwältigen und fixieren wollen, aber der Mann habe sich gewehrt. Einem der Polizisten habe er dabei auf schmerzhafte Art und Weise das Handgelenk umgebogen. Der Beamte habe gerufen: „Lass die Hand los.“ Und als das nicht geschah, habe ihm der Polizist in kurzer Abfolge einige wenige Schläge versetzt, so Arnold. „Ich frage mich auch, warum das Polizeipräsidium als Dienstherr in seiner damaligen Pressemitteilung nicht erwähnt hat, dass der Polizist verletzt wurde“, sagte Arnold. Er sei im Anschluss nach ärztlicher Untersuchung zunächst dienstunfähig gewesen.

Die Bonner Staatsanwaltschaft als oberste Ermittlungsbehörde beziehe mit Blick auf die laufenden Untersuchungen keine Stellung, erklärte Staatsanwalt Sebastian Buß.

Zwei Zeugen, die sich nach dem Vorfall beim Bonner General-Anzeiger meldeten, beschrieben einen durchaus brutalen Zugriff. Einer von ihnen hatte beobachtet, wie einer der Polizisten seinen Kollegen zur Hilfe eilte und dem auf dem Boden liegenden Professor einen gezielten Schlag versetzt, der nach Empfinden des Zeugen unnötig gewesen sei. Melamed war auf Anfrage nicht erreichbar. Er soll aber den Wunsch geäußert haben, sich zur Sache ein weiteres Mal zu äußern.

Dieser Artikel ist zuerst beim Bonner General-Anzeiger erschienen.

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