Viele Besucher in der Altstadt Bonner Kirschblüten-Rausch hat begonnen

Bonn · Die Blüten sind noch nicht vollständig offen, sehen aber schon toll aus. Gastronomen in der Altstadt erwarten einen Ansturm in den nächsten Tagen. Die Stadt appelliert, Masken zu tragen und Abstand zu halten.

Bonn: Die japanische Kirschblüte in voller Pracht
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Kirschblüten-Rausch in Bonn

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Foto: dpa/Marius Becker

Ihren Höhepunkt hat die Kirschblüte in der Altstadt noch nicht erreicht, aber dennoch tummeln sich am Sonntag in der Heerstraße und Breite Straße viele Schaulustige unter dem pinken Blütendach. Bei einstelligen Temperaturen werden die Winterjacke abgelegt, der Selfie-Stick ausgefahren und der Hund geknuddelt. Hauptsache, ein gutes Motiv in der Frühlingssonne – nachdem am Samstag kurz der Winter mit Schnee und Kälte nach Bonn zurückgekehrt war.

Vereinzelt geht es an manchen Stellen eng zu. Die Stadtverwaltung empfiehlt deshalb das Tragen einer medizinischen Maske – Pflicht ist das nicht mehr. Getragen wird der Mundschutz am Sonntag aber nur von wenigen.

Unter den Schaulustigen sind auch Shelbi Ankiewicz (20) und Jona Salillari (22), die von der Kirschblüte gehört haben und vor dem Baldachin posieren wollen. „Ich liebe die Kirschblüten, die sind großartig“, freut sich Ankiewicz. Um ihren Sohn in Bonn zu besuchen, ist Anette Baumgärtner vom Niederrhein angereist. „Ich sehe die Kirschblüten zum ersten Mal und finde es beeindruckend, welchen Kontrast sie zu den Häuserzeilen darstellen“, sagt die Mutter.

Seit rund vier Monaten betreiben Katharina Müller und Basim Ghomorlou das Café Camus in der Breite Straße. Kontakt mit der Kirschblüte hatte das Paar aus Bad Godesberg bisher nur als Besucher. „Es ist für uns eine neue Herausforderung, diese Tage zu organisieren. Denn die Vierteldynamik, die wir in unserem Café haben, wird durch die vielen neuen Gesichter anders“, erzählt Müller. Nur wenige der Kirschblüten-Touristen hätten einen Bezug zum Viertel und verweilten hier länger. „Die meisten wollen schnell einen Kaffee trinken und dann weiter.“ Deshalb sei es schwierig, die gewünschte Wohnzimmeratmosphäre im Café aufrecht zu erhalten. Finanziell dürften sich die nächsten Tage aber lohnen. „Wir rechnen in mit steigenden Umsätzen“, sagt Müller.

Kirschbäume: Duisburg, Bonn, Essen - so schön ist die Kirschblüte 2022 in NRW
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So schön ist die Kirschblüte in NRW

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Foto: dpa/Kevin Kurek

Martha-Maria Gimènez-Thömmes, Inhaberin vom Café de Arte in der Heerstraße kennt das Kirschblütenfest seit vielen Jahren. Dass wieder mehr los ist, merkt die Galeristin seit ein paar Tagen. „Für uns Café-Betreiber ist die Kirschblüte extrem wichtig, weil wir mit den beiden Corona-Jahren schwere Zeiten hinter uns haben“, betont Gimènez-Thömmes. Für die Anwohner, die teilweise unter den Besucherströmen leiden, hat die Café-Betreiberin aber Verständnis. „Es ist eine sehr kurze Zeit, die uns allen hilft“, fügt sie beinahe entschuldigend hinzu.

Für Ärger sorgten in Vergangenheit vor allem Wildpinkler, die sich an Häuserwänden und Büschen erleichterten. Um dem Einhalt zu gebieten, hat die Stadtverwaltung seit ein paar Tagen mobile Toilettenkabinen auf dem Hof der Marienschule sowie an der Ecke Maxstraße und Breite Straße aufgestellt. Vereinzelt sind die WC-Häuschen auch in der Paulusstraße, Heerstraße und Breite Straße zu finden. Die Kabinen sind zum Teil barrierefrei erreichbar und werden regelmäßig gesäubert, verspricht die Stadtverwaltung. Die Toilettenkabinen seien wichtig für die Gastronomie in der Altstadt, betont Gastronom Müller. Kollegin Gimènez-Thömmes wünscht sich noch weitere Kabinen, wie etwa am Eingang zum Spielplatz in der Heerstraße.

Dem anwachsenden Trubel in der Breite Straße schaut Anwohner Franz-Josef Hay (78) gelassen entgegen. „Ich wohne in der Altstadt, man muss sich einfach damit abfinden, dass hier mehr los ist“, findet er. Es sei alles „im Rahmen“, und mit den Besucherströmen habe er kein Problem. Ganz anders sehen das rund 130 Anhänger der anonymen Facebook-Gruppe „Nein zum Kirschblütenfest“, die mit bitterbösen Kommentaren auf den jährlichen Ansturm reagiert. In eimem Interview mit einem TV-Sender schildert ein Sprecher der Gruppe: „Wir sind allesamt Anwohner, viele sogar mit Anwohnerparkausweisen. Letztere sind völlig nutzlos, wenn unsere Parkflächen wochenlang belagert werden von Südstadtlumpen und anderen Eindringlingen.“

Dieser Text erschien zuerst im Bonner Generalanzeiger.

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