Bonner Familie streitet mit Apple iPhone 6 entzündet sich in Hosentasche von Schüler

Bonn · Ein 14-jähriger Schüler aus Bonn erleidet Verbrennungen, als sein iPhone 6 plötzlich im Unterricht Feuer fängt. Die Familie streitet sich nun mit dem Milliardenkonzern Apple um das Schmerzensgeld.

 Eine Person hält ein iPhone 6 in der Hand (Symbolbild)

Eine Person hält ein iPhone 6 in der Hand (Symbolbild)

Foto: dpa/Britta Pedersen

In der Jogginghose klafft ein Loch, die Hitze hat den Polyesterstoff geschmolzen. Auf dem rechten Oberschenkel des 14-jährigen Schülers aus Bonn haben sich viele kleine schwarze Punkte eingebrannt. Dort, wo sonst die Hosentasche sitzt, wirft die Haut Blasen. „Mittlerweile ist das abgeheilt, aber die Narben werden bleiben“, sagt die Mutter des Jungen, die Ärztin ist. Fünf Monate ist es her, dass sich in der Hose plötzlich ein iPhone 6 entzündete. Um ein Schmerzensgeld von 500 Euro streitet die Bonner Familie nun mit dem Konzern Apple, der jegliche Verantwortung von sich weist – und der Familie Manipulation vorwirft.

An den Tag, als das Handy in Flammen aufging, kann sich nicht nur der 14-Jährige gut erinnern. Im Friedrich-Ebert-Gymnasium wird ein ganzer Trakt evakuiert. Zuvor kommt der Schüler etwas zu spät in den Klassenraum und will sich einen Stuhl holen. Da merkt er, dass es heiß in seiner Hosentasche wird. „Ich konnte das erst gar nicht zuordnen“, erzählt er. Dann fängt es plötzlich an zu qualmen, panisch reißt er sich die Hose von den Beinen – Mitschüler helfen ihm dabei. Schließlich wirft die Lehrerin die Hose aus dem Fenster. Zwei Stockwerke tiefer brennt das Handy auf dem bei minus zehn Grad Celsius gefrorenen Boden weiter.

Obwohl die Szene nur wenige Sekunden dauert, sind die Folgen nach Einschätzung von Ärzten gravierend, wenn auch nicht weiter bedrohlich. Der Oberschenkel ist verbrannt, verheilt aber schnell. Für die Familie geht in den Wochen danach aber der Ärger weiter und beginnt mit dem – zunächst freundlichen – Kundenservice von Apple. „Das Handy wurde anstandslos ersetzt, uns wurde sogar ein neueres iPhone 7 zugeschickt“, sagt die Mutter. Als es dann aber um Schmerzensgeld gegangen sei, habe der Konzern zu mauern begonnen und eine Verschwiegenheitsklausel gefordert. Die Familie sollte das defekte Handy einschicken, was sie nach der Beratung eines ersten Anwalts auch tat.

Apple untersuchte das Handy und stellte nach Röntgenaufnahmen fest: Es fehlt eine Schraube im Innern des Geräts. „Wie Sie auf den Aufnahmen sehen, ist die Struktur des iPhones rund um die fehlende Schraube intakt. Ein Abhandenkommen der Schraube ist laut unserer Mandantin daher nicht beim Vorfall geschehen“, heißt es in dem Brief, den eine renommierte internationale Anwaltskanzlei mit einer Niederlassung in München an die Familie schickte. Apple schließt daraus, „dass das Gerät einer nicht autorisierten Reparatur durch Dritte ausgesetzt war“.

„Deshalb lehnt Apple die Schmerzensgeldforderungen ab“, sagt Rechtsanwalt Alexander Mein, der die Familie nun vertritt. Er sieht es als Fehler an, dass sein Vorgänger das Handy ohne ein eigenes, unabhängiges Gutachten erstellen zu lassen, an den Konzern geschickt hat. „Trotzdem ist nicht nachvollziehbar, wie eine fehlende Schraube dafür sorgen soll, dass sich der Akku entzündet“, sagt Mein.

Wegen Akkuproblemen ist vor allem der Hersteller Samsung in die Schlagzeilen geraten. Das Unternehmen hatte Fehler eingeräumt, nachdem die Lithium-Ionen-Akkus häufig Feuer fingen. Apple äußert sich folgendermaßen zu dem Bonner Vorfall: „Es gibt kein 'Problem' mit iPhones. Es besteht bei iPhones kein Defekt. Ein Feuerschaden bei Lithium-Ionen-Batterien kann (selten) auftreten, jedoch gibt es meist triftige Gründe dafür.“ Aufgeführt werden ungeprüfte oder nicht autorisierte Kabel von Drittanbietern, unbefugte Reparaturen oder externe Schäden am Gerät.

Was die Bonner Familie hellhörig machte: iPhones der Baureihen 6, 6s, SE sowie 7 erhielten Ende 2017 ein Update, das die Leistung drosseln kann, sollte das Gerät nur noch über einen schwachen Akku verfügen. Damit sollten unerwartete Abschaltungen bei Leistungsspitzen vermieden werden. Als Wiedergutmachung bot Apple an, Akkus auch außerhalb der Garantie deutlich billiger zu tauschen. „Warum sollte man das machen, wenn alles in Ordnung ist?“, fragt die Mutter des Jungen.

Für ihre Familie wiegt aber mittlerweile der Vorwurf schwerer, das Gerät manipuliert zu haben. „Es wurde immer wie vorgeschrieben benutzt, wir haben es in Bonn im Einzelhandel gekauft und seitdem nicht reparieren lassen.“ Man wolle niemanden betrügen, sondern nur Recht bekommen. Die Schmerzensgeldforderung liege bei 500 Euro, man habe sich außergerichtlich einigen wollen. „Da Apple ablehnt, werden wir es nun zu einem Gerichtsprozess kommen lassen.“

Dieser Artikel ist zuerst im Bonner General-Anzeiger erschienen.

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