Nach Gefängnisausbruch Erste Mängel in JVA Bochum ermittelt

Bochum · Am vergangenen Donnerstag bricht ein Häftling aus der JVA Bochum aus. Seitdem ist er auf der Flucht und die JVA arbeitet den Fall auf - mit ersten Ergebnissen.

 Die Justizvollzugsanstalt in Bochum (Archivfoto).

Die Justizvollzugsanstalt in Bochum (Archivfoto).

Foto: dpa/Marius Becker

Fenster nicht vergittert, Container nicht ordentlich gesichert und mögliche Mängel bei Beaufsichtigung: Nach dem Ausbruch am vergangenen Donnerstag hat eine erste Untersuchung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bochum erste Mängel offenbart. Das Oberlicht, über das der 42 Jahre alte Gefangene auf ein Vordach klettern und so auf den Sportplatz gelangen konnte, hätte vergittert sein müssen, wie die Sprecherin der JVA, Candida Tunkel, am Montag erklärte.

Auf dem Sportplatz wurden die ermittelnden JVA-Bediensteten als nächstes fündig: In einem dort abgestellt Container hatte der Mann demnach eine Stangenkonstruktion deponiert, mit der er die Gefängnismauer überwinden konnte. Der Container sei nicht ausreichend gesichert gewesen, weil das Schloss offenbar manipuliert werden konnte, sagte Tunkel weiter. Der Container werde nun weggeschafft.

Auch haben sich laut Tunkel Fragen ergeben, ob der Mann überhaupt Sportwart hätte sein dürfen und ob es Mängel bei seiner Beaufsichtigung gegeben haben könnte. Der wegen Körperverletzung, Diebstahls und schweren Raubes verurteilte Serbe sei in unregelmäßigen Abständen bei seiner Tätigkeit als Sportwart beaufsichtigt worden.

Eine weitere Schwachstelle zur Zeit des Ausbruchs war der Umstand, dass die fünf Überwachungstürme der JVA wegen einer Asbestsanierung nicht besetzt gewesen seien. Zwar habe es alternative Sicherungsmaßnahmen gegeben, diese hätten jedoch offenbar nicht ausgereicht, betonte Tunkel. Wachleute auf den Türmen hätten den Ausbruch laut JVA sehen können. Eine Kameraüberwachung gab es in dem Bereich demzufolge nicht. Die Sicherheitsmaßnahmen seien insgesamt nun nachgebessert worden, erklärte die JVA-Sprecherin am Montag.

Der Fall ist der JVA zufolge noch nicht abschließend geklärt. Bis dahin gelten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. Die JVA Bochum hatte bereits in der Vergangenheit als „Pannenknast“ Schlagzeilen gemacht. Zwischen 2011 und 2013 war drei Insassen die Flucht gelungen - als Folge wurden der damalige Gefängnisdirektor suspendiert und die Sicherheitsvorkehrungen überarbeitet. Insgesamt gab es nach Angaben des Justizministeriums seit 2010 zehn Ausbrüche aus NRW-Gefängnissen.

Seit Donnerstag ist der Ausbrecher auf der Flucht. Die Polizei hat nach eigenen Angaben noch nicht den entscheidenden Hinweis erhalten. Die Großfahndung nach dem 1,75 Meter großen Mann laufe weiter. 2021 hätte seine Haftzeit den Angaben nach geendet.

(mba/dpa)
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