Statistik für das Jahr 2017 In Garmisch blitzt es oft – in Bonn sehr selten

Düsseldorf · 443.000 Blitze zuckten im Jahr 2017 über Deutschland. Wo es am häufigsten blitzte und wo am wenigsten, das zeigt eine neue Statistik. In NRW blitzte es relativ selten.

 Gewitter sind ein Naturspektakel. NRW blieb im Jahr 2017 oft verschont.

Gewitter sind ein Naturspektakel. NRW blieb im Jahr 2017 oft verschont.

Foto: dpa/Thomas Rensinghoff

Es kracht im Alpen-Idyll: Die bundesweit meisten Blitze sind 2017 im bayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen niedergegangen. Nach einer Auswertung des Blitz-Informationsdienstes von Siemens wurden in der Region durchschnittlich 3,5 Blitze pro Quadratkilometer gezählt. Auf den weiteren Plätzen folgen die hessischen Landkreise Main-Taunus und Gießen.

Insgesamt registrierte der Blitz-Informationsdienst im vergangenen Jahr rund 443.000 Blitze in Deutschland. Das waren 11. 000 mehr als im Vorjahr. Das blitzreichste Bundesland ist Sachsen, Schlusslicht ist Bremen. Die wenigsten Blitze gab es 2017 in Pirmasens in Rheinland-Pfalz, Oldenburg in Niedersachsen und Bonn.

Garmisch-Partenkirchen löste als Spitzenreiter die unterfränkische Stadt Aschaffenburg ab, in der es 2016 am häufigsten geblitzt hatte. 2015 rangierte Schweinfurt auf Platz eins. Im Langzeitvergleich sind die neuen Zahlen keine Überraschung: Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1999 gingen im Landkreis Garmisch-Partenkirchen die meisten Blitze pro Quadratkilometer nieder (4,3), gefolgt vom Landkreis Berchtesgadener Land (3,8).

Garmisch sei aufgrund seiner Lage im Alpenvorland, wo sich die Wolkenmassen stauen, einer der Dauerkandidaten für Blitzrekorde, sagte der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, Stephan Thern.

In Nordrhein-Westfalen sind laut dieser Auswertung im vergangenen Jahr 32.673 Blitze eingeschlagen. Statistisch sind das 0,96 Blitze pro Quadratkilometer Landesfläche. Damit nimmt NRW den elften Rang unter den Bundesländern 2017 ein. Ein Jahr zuvor war NRW noch auf dem zweiten Platz. Besonders selten blitzte es in Bonn. 2017 gab es dort 0,18 Blitzeinschläge je Quadratkilometer.

Im vergangenen Jahr hat es vergleichsweise wenig geblitzt. „Insgesamt war es zu warm, die Kaltwetterfronten – eine der Voraussetzungen für heftige Gewitter – fielen nicht so ausgeprägt aus“, erklärte Thern. Der Langzeit-Tiefstwert mit 432 000 Blitzen stammt aus dem Jahr 2016. Zum Vergleich: 2008 blitzte es fast eine Million Mal in Deutschland.

Der Blitz-Informationsdienst zählt deutschlandweit alle Blitze - sowohl die in den Wolken als auch die, die die Erde berühren. In die Statistik flossen jedoch nur die Blitzeinschläge am Boden ein. Gemessen wird das mit Antennen, die das elektromagnetische Signal eines jeden Blitzes wahrnehmen. „Mit der aktuellen Software können wir bis auf 100 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat“, sagte Thern.

Die Daten sind wichtig für Versicherungen, die Unwetterschäden bezahlen sollen, und für Vorhersagen. Deshalb zählen auch Energieversorger und Industriebetriebe zu den Kunden.

Blitzeinschläge haben im vergangenen Jahr nach einer Schätzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) einen versicherten Schaden von 250 Millionen Euro verursacht. Die Versicherer haben 2017 rund 300 000 solcher Schäden reguliert, wie der GDV am Donnerstag mitteilte. Das seien zwar 20 000 weniger als im Vorjahr - der Schaden bleibe aber unverändert hoch. Den Angaben nach kostet die Versicherer jeder Blitzschaden rund 840 Euro - da sei so viel wie nie zuvor. Ein Grund sei, dass immer mehr Häuser mit hochwertiger Gebäudetechnik ausgestattet werden.

Erstmals hat der Informationsdienst 2017 auch die Zahlen europäischer Nachbarstaaten analysiert. Mit durchschnittlich 4,53 Einschlägen landete Slowenien auf Rang eins der blitzreichsten Regionen Europas. Irland und Norwegen nehmen den letzten Platz (0,3) ein.

(dpa)
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