Prozess um Mordversuch in der JVA Bielefeld „Rasieren wollte er mich mit der Scherbe sicher nicht“

Bielefeld · Im Prozess um einen mutmaßlichen Mordversuch im Gefängnis in Bielefeld hat das Opfer am Donnerstag im Landgericht Details zu dem Angriff geschildert.

 Landgericht Bielefeld (Archivbild)

Landgericht Bielefeld (Archivbild)

Foto: dpa/Friso Gentsch

Angeklagt vor dem Bielefelder Landgericht ist ein 53-jähriger Deutscher mit chinesischen Wurzeln, der wegen eines Amoklaufs mit drei Toten lebenslang in Haft sitzt.

Er soll einen 55 Jahre alten Mithäftling, der ebenfalls eine lebenslange Haft verbüßt, brutal angegriffen haben. Er habe sich von ihm verraten gefühlt. Bei einem Spaziergang im Innenhof des Gefängnisses im Februar 2017 soll der Angeklagte das Opfer mit einer abgebrochenen scharfen Kante einer Keramikkanne angegriffen hatten.

"Ich hatten ihn die ganze Zeit im Blick, denn ich rechnete mit einem Angriff", sagte der 55-Jährige aus. "Als es dann passierte, packte ich ihn am Ärmel. Wir verloren das Gleichgewicht und fielen auf den Boden. Da waren die Wärter bereits da und griffen ein", sagte der bullige, 120 Kilogramm schwere 1,90 Meter große Mann.

Eigentlich sei bis auf ein paar Hautabschürfungen nicht viel passiert. Aber er gehe davon aus, dass der deutlich kleinere und zierliche Angreifer ihm die Halsschlagader aufschneiden wollte.
"Rasieren wollte er mich sicher mit der Scherbe nicht."

Die Staatsanwaltschaft bewertet den Angriff als versuchten Mord und geht wegen der Vorgeschichte von einem Racheakt aus. Der Angeklagte und das Opfer hatten zuvor gemeinsam in Ratingen im Knast gesessen.
Dort soll der 53-Jährige seinem Mithäftling verraten haben, dass er sich töten und zuvor einen Justizbeamten angreifen wolle. Das hatte der 55-Jährige der Gefängnisleitung gemeldet, die daraufhin die Haftbedingungen verschärft hatte.

(hsr/dpa)
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