Kampf gegen afrikanische Schweinepest Tierschützer kritisieren Wildschweinjagd in Bielefeld

Bielefeld · Damit sich die Afrikanische Schweinepest nicht ausbreitet, sind rund 100 Jäger in Waldgebieten nahe der Autobahn 2 in Bielefeld auf Wildschweinjagd gegangen. Tierschützer kritisieren die Maßnahme.

Der Bund für Tier- und Naturschutz Ostwestfalen hatte die Aktion bereits im Vorfeld scharf kritisiert. Trotzdem gingen am Dienstagvormittag rund 100 Jäger aus acht Jagdrevieren in Waldgebieten nahe der Autobahn 2 rund um Bielefeld auf eine großflächige Treibjagd - als Vorsichtsmaßnahme. Denn mit dem Abschuss der Wildschweine sollte die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest verhindert und das Risiko einer Übertragung der Virusinfektion auf Schweinemastbetriebe minimiert werden. Die Tierschützer sind dagegen der Meinung, dass die Wildschweine meist nur angeschossen und qualvoll verenden würden. Außerdem steige die Gefahr von Wildunfällen, da die aufgescheuchten Tiere in Todesangst auf die Straße flüchten könnten.

Initiiert hatten die Treibjagd das städtische Veterinäramt Bielefeld und die Veterinärverwaltung NRW. Der Grund: Am "Bielefelder Berg" an der A2 können Wildschweine wegen einer fehlenden Einzäunung direkt am Autobahnrand nach Nahrung und Salz suchen. Dort darf zudem nicht gejagt, um Autofahrer nicht zu gefährden, so das Amt. Vor allem in der Weihnachtszeit, wenn viele Besuche bei der Familie im Ausland anstehen, fressen die Tiere Essensabfälle von Verkehrsteilnehmern aus osteuropäischen Seuchengebieten. Die Abfälle gelten als Infizierungsquelle mit der Afrikanischen Schweinepest. Die weggeworfenen Lebensmittel bleiben auch nach dem Verderb noch infektiös.

Die in Tschechien und in der Nähe von Warschau 2017 aufgetretenen Seuchenfälle hätten, so das Amt, die Gefahren dieses Verbreitungsweges belegt. "Nur wenn es gelingt, die Zahl der Wildschweine wirksam zu reduzieren und sie vom Autobahnbereich fernzuhalten, kann das Risiko der Einschleppung nach Bielefeld gemindert werden", sagt das städtische Veterinäramt. Für den Menschen ist die Afrikanische Schweinepest ungefährlich, jedoch muss das Fleisch von mit dem Virus infizierten Tieren vernichtet werden.

Die 100 Jäger erlegten in den Revieren insgesamt 20 Wildschweine. "Mit der Zahl sind wir zufrieden", sagt Joachim Krause, Sprecher der Kreisjägerschaft Bielefeld. 900 Hektar Wald seien durchkämmt worden. "Es war eine Sonderjagd, die wegen der Afrikanischen Schweinepest nötig war. Eine weitere Aktion dieser Art wird es in diesem Jahr nicht mehr geben", sagte Krause.

Während der Treibjagd waren die Waldgebiete für Erholungssuchende vorübergehend durch Hinweisschilder oder Flatterbänder an den Hauptwanderwegen gesperrt. An den Durchgangsstraßen wurde auf die Gefahren des Wildwechsels hingewiesen, um Risiken durch
den Schusswaffengebrauch und Unfallgefahren für Unbeteiligte zu minimieren. Autofahrer wurden um eine vorausschauende Fahrweise gebeten.

Landwirte aus der Region begrüßten die Abschussaktion. Wie die Behörden und Jäger stellten auch sie fest, dass sich die Wildschweinpopulation enorm vergrößert hat und darunter ihre Äcker leiden, die regelmäßig von den Rotten verwüstet werden. Schäden gab es auch auf Friedhöfen, in Hausgärten und an Haustieren. 2016 wurde zum Beispiel ein Haushund in Bielefeld durch Wildschweine schwer verletzt. Normalerweise werden 100 Wildschweine pro Jahr in Bielefeld erlegt.

(gaa)
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