Wesel Betuwe: Lärmschutzwände nur begrünt

Wesel · Erstaunlich wenig Bürgerresonanz auf Lärmschutz-Gestaltungskonzept der Stadt. Blumenkamp: 250 Meter ohne Wand?

 So stellt sich die Stadt optimalen Lärmschutz am Bahnhof vor: Aluwände werden durch transparente Flächen unterbrochen und erlauben Blicke auf die Gleise.

So stellt sich die Stadt optimalen Lärmschutz am Bahnhof vor: Aluwände werden durch transparente Flächen unterbrochen und erlauben Blicke auf die Gleise.

Foto: NN

Gut sechs Wochen lang hat die Stadt in der Rathauspassage eine Ausstellung mit abschreckenden Bildern gezeigt, wie sich die Bahn die Lärmschutzmauer entlang der Betuwelinie vorstellt und welche Alternativen die Stadt entwickelt hat.

 Ginge es einzig nach dem Willen der Bürger, müssten praktisch alle Wände entlang der Betuwelinie mit Kletterpflanzen ansehnlicher gemacht werden.

Ginge es einzig nach dem Willen der Bürger, müssten praktisch alle Wände entlang der Betuwelinie mit Kletterpflanzen ansehnlicher gemacht werden.

Foto: Archiv

Das von der Verwaltung präferierte Gestaltungskonzept — eine Kombination aus bis zu vier Meter hohen ziegelfarbigen Betonelementen, Gabionen (Natursteinen in Gitterkörben), Alu-Wänden und Pflanzen — war und ist auch auf der städtischen Homepage (www.wesel.de) zu finden. Die Hoffnung im Rathaus, dass sich viele Bürger an der öffentlichen Diskussion beteiligen, hat sich nicht erfüllt. Es gibt lediglich 25 Rückläufe. Warum so wenig ist unklar. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp verteilte Dienstagabend bei der ersten öffentlichen Sitzung des Arbeitskreises "Deutsche Bahn" im Rathaus eine Liste mit sämtlichen Meinungsäußerungen im Wortlaut.

Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, so fällt auf, dass sich 19 von 25 Bürgern vehement für begrünten Lärmschutz aussprechen und eine Kombination mit Gabionen bevorzugen. Eine Familie, die direkt an der Bahnlinie wohnt, befürchtet, dass Alu- und Beton-Flächen nach kürzester Zeit mit Graffiti beschmiert werden. "Eine komplett begrünte Wand oder Gabionen sind deutlich weniger anfällig und verströmen auch weniger den Charme einer Gefängnismauer." Der Bewohner einer Eigentumswohnung gegenüber des Bahnhofs fordert in seinem Kommentar ebenfalls eine "begrünte Lösung. Alles weitere ist nicht akzeptabel, da mir bei einer einfachen Schallschutzwand nur noch der sture Blick auf eine Mauer bliebe."

Westkamp machte mehrfach deutlich, dass die Stadt das Gestaltungskonzept ins Planfeststellungsverfahren für den Bahnausbau einbringen wird, das frühestens im Oktober starten wird. "Wir werden alles tun, dass die durchgängige Lärmschutzwand stadtbildverträglich gestaltet wird." Ob es aber tatsächlichen einen lückenlosen Lärmschutz von der Schill-Kaserne bis zum Lippedorf geben wird, darf bezweifelt werden. Einer der Gäste des Arbeitskreises berichtete jedenfalls davon, dass er bei Grundstücksverhandlungen mit der Bahn erfahren habe, dass in Blumenkamp ein 250 Meter langes Teilstück entlang der Straßen Am Tannenhäuschen und Hamminkelner Landstraße keinen Lärmschutz erhalten soll. "Da tun sich Lücken auf, von denen die Stadt nichts weiß."

Westkamp beschwichtigte: "Bei der Offenlage der Pläne werden wir erfahren, was die Bahn will. Wir werden Druck machen und uns für eine durchgehende Lärmschutzwand einsetzen." Von der Politik und den Bürgerinitiativen gab's reichlich Lob für das Gestaltungskonzept. "Hier wird Stadtplanung für die nächsten 50 Jahre gemacht. Wir sind auf einem guten Weg", erklärte Frank Schulten (CDU).

Einig waren sich am Ende alle, dass während des vier- bis sechswöchigen Planfeststellungsverfahrens so viele Bürger wie möglich konkrete Einwände erheben sollten. Bei großen Infoveranstaltungen soll es Formulierungstipps geben.

(RP)
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