Pläne für Wuppertaler Seilbahn Bergische Hängepartie

Wuppertal · In Wuppertal sorgt der geplante Bau einer Seilbahn für lebhafte Diskussionen. Eine Bürgerinitiative will das Vorhaben unbedingt verhindern. Die Stadt hingegen will das Projekt durchdrücken.

 So stellen sich die Planer die Seilbahn vor.

So stellen sich die Planer die Seilbahn vor.

Foto: dpa, mg tmk gfh

Zum Semesterbeginn ist es besonders voll in Wuppertal. Dann wollen rund 22.000 Studenten auf den Grifflenberg, dem Standort der Bergischen Universität. Die meisten fahren mit Bussen vom Hauptbahnhof auf die 268 Meter hohe Erhebung im Süden der Stadt. Von dort steuern allein zwischen 7.30 und 8.15 Uhr 23 Gelenkbusse den Campus an, die jeweils Platz für 150 Personen bieten. Die Fahrtzeit beträgt rund 15 Minuten. "Die Busse sind dann proppenvoll", sagt Uni-Sprecherin Maren Wagner. Für die Studierenden und die anderen Fahrgäste sei das nicht angenehm.

Planfeststellungsbeschluss fest

Abhilfe soll eine 2800 Meter lange Seilbahn schaffen, die Hauptbahnhof, Universität und das Schulzentrum Süd im Wohnquartier Küllenhahn verbindet und über deren Bau seit Jahren in der 350.000-Einwohner-Stadt diskutiert und gestritten wird - die Planungen sind seit Monaten in der Schwebe. Seit Montagabend ist jedoch wieder Bewegung drin: Der Stadtrat hat beschlossen, am Projekt festzuhalten. Ein Planfeststellungsbeschluss fehlt indes weiter. Erst soll ein Grundstück, das der Deutschen Bahn gehört und auf dem die Talstation errichtet werden soll, gekauft werden. Auch die Finanzierung des geschätzt 82 Millionen Euro teuren Vorhabens steht offenbar nicht ganz; die Wirtschaftlichkeit muss noch "schwarz auf weiß" nachgewiesen werden. Dass die aber gegeben ist, daran hegt Holger Stephan von den Stadtwerken Wuppertal, der treibenden Kraft hinter der Seilbahn, keinerlei Zweifel. "Das rechnet sich", versichert er. Eine Seilbahn habe nicht nur Charme und würde die Stadt aufwerten, sondern würde auch den Straßenverkehr entlasten. Nicht ohne Stolz sagt Stephan, dass man auch die erste Kommune in NRW wäre, die eine Seilbahn als öffentliches Nahverkehrsmittel einsetzt. Das sei doch eine tolle Sache.

Sechs bis zu 70 Meter hohe Stützen wären für den Bau erforderlich. Drei Haltestationen soll es geben. Der Startpunkt soll auf dem Bahnhofsdach liegen. Dafür muss eine entsprechende Konstruktion gebaut werden. "Wir wissen von dem Vorhaben der Stadt Wuppertal. Aber zu Details können wir noch nichts sagen. Die Planungen sind noch viel zu unkonkret", sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Man befinde sich aber in Gesprächen.

Pläne für Wuppertaler Seilbahn: Bergische Hängepartie
Foto: lukas_k

Die Menschen in der Wuppertaler Südstadt und in Cronenberg finden die Seilbahn allerdings nicht ganz so toll. Denn um die Gondeln gegen zu finanzieren, sollen dort einige Buslinien nicht mehr so häufig fahren. Stephan räumt ein: "Wir machen keinen Hehl daraus, dass es für die Betroffenen doof ist. Aber irgendwo muss Geld eingespart werden. Und deshalb gehen wir, sollte die Seilbahn gebaut werden, an die Taktung der Linien ran."

Die Bürgerinitiative "Seilbahnfreies Wuppertal" bekämpft das Projekt. Sprecher Marc Gennat, Seilbahn-Gegner der ersten Stunde, stellt den Sinn und Zweck des Vorhabens in Frage: "Man kann doch nicht ernsthaft glauben, mit einem Transportmittel aus der grauen Vorzeit die Verkehrsprobleme der Zukunft lösen zu können." Außerdem sei es verantwortungslos, so viel Geld in ein Projekt zu investieren, das seinen Berechnungen zufolge nur sehr wenig Zeitersparnis für die Fahrgäste bringen würde. "Die Studierenden wären mit der Seilbahn nur zwei Minuten früher auf dem Hauptcampus als mit dem Bus, weil sie vom Haltepunkt noch ein gutes Stück zu Fuß laufen müssten." Außerdem habe die Stadt mit der mehr als 100 Jahre alten Schwebebahn bereits ein einzigartiges Verkehrsmittel. "Wozu dann noch eins?"

Entscheidung nach der Sommerpause

Die Initiative "Pro-Seilbahn-Wuppertal" wirbt für den Bau. Moderne Seilbahnen, so deren Argumentation, hätten weltweit ihre Eignung als Nahverkehrsmittel bewiesen. Umweltfreundlich würde die Kabinenseilbahn das Fahrgastaufkommen bei jeder Witterungslage meistern. Denn die Topographie Wuppertals macht es dem Nahverkehr nicht einfach. Oft kommen die Busse im Winter bei Eis und Schnee an den Steigungen ins Rutschen.

Auch in der Politik sind die Lager geteilt. So hat die Cronenberger Bezirksvertretung erst vor einer Woche mehrheitlich gegen die Seilbahn gestimmt. Wuppertals Vize-Bürgermeister Michael-Georg von Wenczowsky (CDU) meint, seine Stadt könne sich das Projekt nicht leisten. Andere Politiker sagen, man könne die Seilbahn den Bewohnern der südlichen Stadtteile nicht vermitteln, wenn Gondeln über deren Köpfen schweben, sie selbst können aber nicht zusteigen.

Wie es weitergeht, entscheidet sich nach der Sommerpause. Dann will der Rat über das Planfeststellungsverfahren entscheiden.

(csh)
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