EU-Pläne zur Zeitumstellung Bei ewiger Sommerzeit später zur Schule?

Düsseldorf · Sollte die Sommerzeit dauerhaft eingeführt werden, müssten Kinder eine längere Zeit im Dunkeln zur Schule gehen. Daher schlägt die EU vor, den Unterrichtsbeginn zu verschieben. Die Reaktionen sind unterschiedlich.

 Eine Schülerin hebt im Unterricht die Hand (Symbolfoto).

Eine Schülerin hebt im Unterricht die Hand (Symbolfoto).

Foto: dpa/Daniel Karmann

Die mögliche Abschaffung der Zeitumstellung könnte sich auch auf den Schulunterricht auswirken. Für den Fall, dass in Deutschland eine permanente Sommerzeit eingeführt wird, würde es morgens erst eine Stunde später hell werden. Aus diesem Grund schlägt die EU-Kommission vor, den Schulstart um mindestens eine Stunde nach hinten zu verlegen, damit Kinder nicht das ganze Jahr über im Dunkeln zur Schule gehen müssen. Die Anpassung des Beginns der Schulaktivitäten sei eine Maßnahme, um Risiken für die Straßenverkehrssicherheit zu bekämpfen, heißt es in einem in einem entsprechenden Schreiben von EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc, das der „Funke Mediengruppe“ vorliegt.

Der Philologenverband in NRW hält nichts von dem Vorschlag der EU-Kommissarin. „Die bestehende Regelung reicht völlig aus“, sagte der Vorsitzende Peter Silbernagel unserer Redaktion. „In NRW haben die Schulen bereits die Möglichkeit, den Unterricht zwischen 7.30 und 8.30 Uhr anfangen zu lassen“, erklärte Silbernagel. Eine weitere Verlegung des Unterrichtsstarts nach hinten würde den Tagesrhythmus vieler Schüler verändern. „Man müsste dann auch über andere Mittagessenszeiten nachdenken und so weiter. Und das ist unnötig“, so der Vorsitzende des Philologenverbandes.

Das angesprochene Zeitfenster zwischen 7.30 und 8.30 Uhr ist in einem Erlass des Schulministeriums geregelt. Diese Regelung lässt den Schulen und Schulträgern Gestaltungsspielraum, um vor Ort den konkreten Unterrichtsbeginn festzulegen.

In NRW ist nach Informationen unserer Redaktion momentan keine Änderung des Unterrichtsbeginns geplant. Ein späterer Unterrichtsbeginn könnte insbesondere bei berufstätigen Eltern zu Schwierigkeiten führen, hieß es aus dem Schulministerium. Auch würden die Schüler durch einen Unterrichtsverschiebung noch später nach Hause kommen, hieß es. Die Bezirksregierung Düsseldorf als zuständige Aufsichtsbehörde teilte zudem mit, dass grundsätzlich der Schulträger in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten über die Anfangszeit im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben (7.30 Uhr bis 8.30 Uhr) entscheidet.

Ob sich ein späterer Unterrichtsbeginn auch positiv auf die schulischen Leistungen auswirkt, ist umstritten. Wissenschaftler der Universität Washington und des Salk Institute for Biological Studies kamen Ende 2018 in einer Studie jedenfalls zu dem Ergebnis, dass Schüler ausgeschlafener und aufnahmefähiger wären, wenn sie eine Stunde später in die Schule müssten.

Die Zeitumstellung wird vermutlich frühestens 2021 abgeschafft. Am heutigen Dienstag stimmen sich die Abgeordneten des EU-Parlaments auf eine gemeinsame Linie für die anstehenden Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten ab. Unter anderem muss geklärt werden, ob die Sommer- oder die Winterzeit dauerhaft gelten soll. Am Wochenende wird wieder auf Sommerzeit umgestellt. Dann werden in der Nacht zu Sonntag die Uhren von zwei auf drei Uhr vorgestellt.

(csh)
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