Amtsgericht Beckum verhandelt Wer warf den 28-Kilo-Klotz?

Beckum · Ein geschockter Autofahrer landet auf einem Acker. Nach seiner Schilderung hatten Unbekannte von einer Brücke einen schweren Klotz auf sein Auto geworfen. Den Ermittlern kommen später Zweifel. Jetzt verhandelt das Amtsgericht Beckum.

Das Polizeifoto zeigt den  sichergestellten Fuß einer Warnbake. Laut Anklage gehen die Ermittler davon aus, dass der Fahrer selbst geworfen und eine Straftat vorgetäuscht hat.

Das Polizeifoto zeigt den sichergestellten Fuß einer Warnbake. Laut Anklage gehen die Ermittler davon aus, dass der Fahrer selbst geworfen und eine Straftat vorgetäuscht hat.

Foto: dpa/---

Der Fall wurde sogar im Fernsehen aufgerollt, weil die Polizei den oder die großen Unbekannten nach einem Wurf auf ein Auto von einer Brücke im Münsterland nicht fand. Am Ende aber gab es eine überraschende Wende, die aber bis heute rätselhaft bleibt. Jetzt beschäftigt sich ab Dienstag, 18.10., das Amtsgericht Beckum mit dem Unfall aus dem Jahr 2018. Verantworten für den Wurf muss sich überraschenderweise der Autofahrer selbst. Die Staatsanwaltschaft Münster wirft dem Mann das Vortäuschen einer Straftat vor.

Als noch nichts in Richtung des heute Angeklagten hindeutete, vermeldete die Polizei vor vier Jahren, dass ein Unbekannter den etwa 28 Kilogramm schweren Fuß einer Warnbake auf ein Auto geworfen haben soll. Tatort war eine Landstraße bei Wadersloh im Kreis Warendorf. Der Betonfuß prallte auf die Windschutzscheibe und blieb dort liegen. Der damals 55-Jährige Fahrer kam laut Polizeibericht von der Fahrbahn ab und landete auf einem Feld. Die Polizei ging von einem versuchten Tötungsdelikt aus und setzte eine Mordkommission ein.

Zwei Personen sollen sich auf der Brücke aufgehalten haben. Nach ihnen und einem Fahrzeug wurde gesucht. Würfe von Gegenständen auf fahrende Autos zum Beispiel einer Autobahn gibt es immer wieder.

Ein Jahr später meldete sich die Polizei erneut und suchte nach Zeugen. Das Landeskriminalamt hatte männliche DNA-Spuren gefunden, konnte diese aber niemandem zuordnen. Die Staatsanwaltschaft Münster lobte 3000 Euro für Hinweise auf die Täter aus, die Fahndungssendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ im ZDF griff den Fall auf.

Im Sommer 2021 dann die - für die Öffentlichkeit - überraschende Wende. Die Staatsanwaltschaft klagte den Autofahrer an, der bei dem vermeintlichen Wurf einen Schock erlitten haben soll. Ein Gutachter hatte herausgefunden, dass der Fuß der Warnbake nicht wie behauptet aus einer Höhe von fünf Metern auf das Auto geflogen sein konnte. Da der Klotz die Frontscheibe des Autos nicht durchschlagen hatte, ging der Experte von einer geringeren Höhe aus. Die Auswertung der Funkzellendaten des Mobilfunknetzes ergab, dass der Mann sich auffallend lange in dem Bereich um die Brücke aufgehalten hatte. Zusätzlich fanden die Ermittler DNA-Spuren des Mannes an dem Klotz.

Das Amtsgericht Beckum hat bis zum 8. November drei Verhandlungstage angesetzt, um das Motiv des Angeklagten für die mutmaßlich falschen Angaben aufzuklären. Bislang äußerte sich der Mann nicht zu den Vorwürfen.

(bsch/dpa)
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