Leverkusen Bayer 04 bangt um Millionen

Leverkusen · Nach der Insolvenz des früheren Hauptsponsors Teldafax will der Insolvenzverwalter mit Vertretern der Gläubiger beraten, ob er vom Club Sponsorengelder zurückfordert. Derzeit ist kaum noch Teldafax-Vermögen vorhanden.

 Vier Spielzeiten lang prangte der TelDaFax-Schriftzug auf den Trikots von Stefan Kießling und seinen Bayer-04-Kollegen.

Vier Spielzeiten lang prangte der TelDaFax-Schriftzug auf den Trikots von Stefan Kießling und seinen Bayer-04-Kollegen.

Foto: Jürgen Schwarz/ddp

Fast zweieinhalbtausend Stühle standen im Saal, am Ende verirrten sich kaum 150 Menschen auf die Sitzplätze im Staatenhaus auf dem Kölner Messegelände. Erstaunlich, weil es doch um das größte Insolvenzverfahren der deutschen Unternehmensgeschichte geht: Am Dienstag trafen sich die Gläubiger der Teldafax Energy GmbH, jenes Troisdorfer Stromdiscounters, der bei Kunden, Lieferanten und Behörden mit vermutlich rund einer halben Milliarde Euro in der Kreide steht.

Damit die Gläubiger überhaupt noch etwas von ihrem Geld wiedersehen, muss Insolvenzverwalter Biner Bähr erst mal Geld beschaffen —vielleicht auch bei Bayer 04 Leverkusen. "Der Fall ist aufgearbeitet. Ich werde jetzt mit dem Gläubigerausschuss das weitere Vorgehen beraten", sagte Bähr am Dienstag.

Das klingt nach Rückforderung, und dabei steht ein zweistelliger Millionenbetrag im Raum. Das Geld könnte der Rechtsanwalt zurückfordern, wenn Bayer von der finanziellen Schieflage des Stromanbieters gewusst, aber trotzdem noch Sponsorengelder erhalten hätte. Offiziell geht es dabei um "Sondervorteile, die sich jemand gegenüber den Gläubigern verschafft haben könnte, bevor der Insolvenzantrag gestellt wurde", so Bähr.

Nach seinen Angaben hat Teldafax schon vor zwei Jahren in zwei Tranchen jeweils 3,8 Millionen Euro nicht mehr fristgerecht an Bayer zahlen können. Der Klub und das Unternehmen hatten ihren Vertrag im Juni aufgelöst. Bayer verzichtet damit auf etwa 13 Millionen Euro.

Rein formal ist der Werksklub indes erst heute ein Thema. Denn Vertragspartner von Bayer war nicht der Stromhändler Teldafax Energy GmbH, sondern dessen Muttergesellschaft und die Teldafax Marketing GmbH, die Stromkunden für die Handelsfirma werben sollte. Die Gläubiger dieser Marketing GmbH treffen sich heute in Bonn.

Abseits einer möglichen Rückforderung gegen den Fußball-Bundesligisten stehen für die 750 000 Teldafax-Gläubiger derzeit nur knapp sieben Millionen Euro als Vermögen zur Verfügung. Die meisten Betroffenen sind Kleinkunden des Unternehmens mit häufig mehreren hundert Euro Forderungen gegen Teldafax — von denen vermutlich nur ein Bruchteil übrig bleibt. Denn die Quote dessen, was Gläubiger in solchen Fällen tatsächlich bekommen, macht in vielen Fällen bestenfalls ein paar Prozent ihrer Ursprungsforderung aus.

"Ich war zu blauäugig", räumt ein Kunde ein, der sich wie andere darauf einließ, ein Jahr im Voraus zu bezahlen. So wie ihm dürfte es auch etlichen in Leverkusen gegangen sein. Sie kommt der vermeintliche Billigstrom teuer zu stehen.

(RP)
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