Zwischen Düsseldorf und Köln Bahn mit Start der Großbaustelle zufrieden - Pendler nicht

Köln/Düsseldorf · Seit Montagmorgen wird auf der Bahnstrecke zwischen Düsseldorf und Köln gebaut. Die Bahn berichtet von einem gelungenen Start. Verspätungen habe es kaum gegeben. Dennoch schimpfen einige Pendler.

 Schienen der Deutschen Bahn. (Symbolbild)

Schienen der Deutschen Bahn. (Symbolbild)

Foto: dpa

Es ist 6 Uhr morgens am Kölner Hauptbahnhof. Auch an gewöhnlichen Montagen herrscht zu dieser Stunde eine Art Ruhe vor dem Sturm. An Tag eins der Mammutbaustelle der Bahn zwischen Köln und Düsseldorf haben sich viele Pendler auf noch mehr Stress eingestellt. Und so geht ihr erster Blick nach ihrer Ankunft in der Bahnhofshalle auf die große Anzeigetafel über ihnen.

Der 25-jährige Lukas verharrt dort schon seit einigen Minuten. "Ich habe keinen Plan", sagt er. Der junge Mann muss zur Arbeit nach Duisburg. Sein Zug fällt aus. "Es ist ein bisschen komisch. Im Internet stand eigentlich, dass er fährt." Extra eine Stunde früher sei er aufgestanden - wegen der Bauarbeiten.

Seit dem frühen Montagmorgen werden die Fernbahngleise zwischen Köln-Mülheim und Düsseldorf-Benrath für sechs Wochen komplett gesperrt. Lediglich die S-Bahngleise stehen noch zur Verfügung. Der Grund sind umfangreiche Sanierungsarbeiten, die bis zum 19. Mai andauern sollen.

Die Pendler brauchen deshalb Geduld und starke Nerven. "Es ist zum Kotzen", schimpft ein Lehrer, der zu seinen Schülern nach Düsseldorf will. Auch er habe sich vorbereitet, sei eine halbe Stunde früher aufgestanden und habe extra ein Mietauto genommen. "Mit der Straßenbahn hätte ich ja noch früher aufstehen müssen." Er hatte ebenfalls auf den Zug gesetzt, den Lukas nehmen wollte - und der nun ausfällt. "Meine Schüler werden wohl warten müssen."

Mit der Baustelle habe der Ausfall allerdings nichts zu tun, sagt ein Bahnsprecher am Telefon. "Es gab eine Signalstörung in Düsseldorf, von der dieser Zug betroffen war." Auch einige S-Bahnen hätten deshalb Verspätung gehabt.

"Ich nehme es mit Galgenhumor", sagt der 35-jährige Stefan Lagemann, der ebenfalls auf der Anzeigetafel in Köln nach Alternativen sucht.
"Zum Glück fährt wenigstens die S-Bahn, sonst hätte ich so einen Hals. Ein bisschen habe ich ja damit gerechnet."

Der Bahnsprecher ist zum Auftakt der Baustelle zufrieden.
"Der Verkehr läuft relativ gut." Die Umleitungen funktionierten - auch wenn die Züge natürlich voller seien. Das befürchtete Chaos blieb auch am Düsseldorfer Hauptbahnhof aus, viele Bahnen im Rheinland waren normal besetzt.

Eine knappe Stunde später ist von der morgendlichen Ruhe in Köln nichts mehr zu spüren. Es herrscht Hochbetrieb am Hauptbahnhof - die Ferien sind vorbei, der Berufsverkehr ist in vollem Gange. Am Bahnsteig 3 in Köln ist es inzwischen eng geworden. Pünktlich fährt der Regionalexpress nach Hamm ein, mit dem viele Pendler bis Düsseldorf fahren.

Auch die 21-jährige Luana will hier einsteigen. "Mich hat das alles vollkommen überrascht", sagt sie. Von der Baustelle habe sie nichts gewusst. Normalerweise könne sie von Brühl direkt bis Düsseldorf durchfahren. "Jetzt stehe ich hier am Hauptbahnhof und komme locker eine halbe Stunde zu spät zur Arbeit." Ihr Plan für die nächsten Wochen? "Ich fahre auf jeden Fall mit dem Auto."

Im Zug ist es rappelvoll. Viele Fahrgäste stehen in den Gängen. In Düsseldorf-Benrath macht der Lokführer die Pendler darauf aufmerksam, dass sie auch die kurz danach fahrende S-Bahn nehmen können. Viele lächeln, niemand steigt aus. Zu groß ist ihnen wohl das Risiko, noch länger unterwegs zu sein.

Mit knapp zehn Minuten Verspätung fährt der Zug schließlich im Hauptbahnhof der Landeshauptstadt ein. "Also ich komme pünktlich zur Arbeit", sagt ein junger Mann im Anzug beim Ausstieg. Er kann nur hoffen, dass das in den kommenden sechs Wochen so bleibt.

(sef/lnw)
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