Erkrath Bahnhof-Pläne: Protest-Brief an den VRR

Erkrath · Bürgermeister Werner rechnet nicht mit Einlenken des VRR, der die Baumaßnahme am Bahnhof verschieben will.

 Wenn der beschrankte Übergang wegfällt, bleibt nur noch die Unterführung – mit Rollstuhl oder Rollator ohne Hilfe nicht zu überwinden.

Wenn der beschrankte Übergang wegfällt, bleibt nur noch die Unterführung – mit Rollstuhl oder Rollator ohne Hilfe nicht zu überwinden.

Foto: D. Janicki

Mit Fassungslosigkeit haben die Fraktionen auf die Ansage der Bahn reagiert, die Ausschreibung zur Sanierung des S-Bahn-Haltepunktes Hochdahl zurückzunehmen (RP berichtete gestern). Damit wird es in diesem Jahr keinen behindertengerechten Zugang geben. Zudem plant die Bahn, spätestens im August die Schranken am Hochdahler Bahnhof für immer zu schließen.

"Dann kommt ein älterer Mensch mit Rollator, ein auf einen Rollstuhl Angewiesener gar nicht mehr oder Leute mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck nur unter erheblichen Schwierigkeiten von Hochdahl aus auf den Bahnsteig oder zur anderen Seite des Ortsteils. Das ist ein Skandal", sagt SPD-Fraktionschef Detlef Ehlert.

Er machte sich noch am Dienstagabend direkt nach der Sitzung des Verkehrsausschusses, in der die Politik über die Pläne informiert wurde, in einem Brief an Martin Husmann, Vorstand des VRR, Luft. Der Verkehrsverbund will künftig Züge mit einer Ausstiegshöhe von 76 statt bisher 96 Zentimetern nutzen. Die Bahn ist zuständig für die Gleise, Auftraggeber für die Baumaßnahmen ist aber der VRR.

"Mit Entsetzen und großem Ärger" habe er von den Plänen erfahren. "Damit entfiele jede Aussicht darauf, zumindest noch in diesem Jahr mit den entsprechenden, seit Jahrzehnten überfälligen Maßnahmen zu beginnen", sagt Ehlert. Das dürfe alles nicht wahr sein, so Ehlert: "Seit Jahren wird hier um die Gestaltung des wohl einzigen beschrankten Bahnübergangs auf der Strecke der S 8 gerungen, seit Jahren wird um alles Mögliche dabei gestritten, aber nie um die Einstiegshöhe der Züge."

Und nun solle "die Absicht des VRR bestehen, für irgendwelche kommenden Zuggenerationen alles auf den Kopf zu stellen oder jedenfalls die Uhren quasi anzuhalten und den Ortsteil Hochdahl faktisch zu zerschneiden und für die gehandicapten Personengruppen Querungen so gut wie unmöglich zu machen?".

Bürgermeister Arno Werner sagt: "Ich kann mich dem Unmut der Fraktionen nur anschließen. Das ist äußerst unerfreulich."

Fraktionen und Stadt wollen zwar das Gespräch mit Bahn und VRR suchen, doch Werner sieht zumindest in Sachen Bahnhofsanierung kaum Chancen. "Es ist wenig aussichtsreich, zu erwarten, dass der VRR seine Meinung ändert. Der VRR ist für ein großes Gebiet zuständig, und er wird nicht wegen der — berechtigten — Beschwerden aus Erkrath seine gesamten Pläne ändern." Dabei handelt es sich nicht um Vermutungen: Werner habe bereits mit VRR-Chef Husmann gesprochen.

Ob die Bahn den Einwänden aus Erkrath ebenfalls ablehnend gegenübersteht, weiß Werner noch nicht: "Es ist kompliziert, da überhaupt verantwortliche Leute zu erreichen", sagt er. "Da können Sie mehrere Tage in der Welt herumtelefonieren und Sie haben immer noch keinen gesprochen." Möglich sei jedoch, so hofft das Stadtoberhaupt, dass die Bahn einlenke und die Schranke weiterhin geöffnet lasse. Für Erkrather sei es nicht wichtig, dass Autos über die Schienen fahren können. "Es geht um gehbehinderte Menschen oder auch Frauen mit Kinderwagen", sagt Werner.

Die Wut in Erkrath ist groß. Seinen Brief an den VRR unterzeichnet der sonst auf seine Wortwahl bedachte SPD-Fraktionschef Ehlert mit: "freundlichen Grüßen (auch wenn's schwerfällt)". In einem anderen Schreiben, das Ehlert unter anderem als Pressemitteilung verschickt, wird er deutlicher: "Ich bin stinksauer." Zuerst habe die Bahn "uns eine halbe Ewigkeit hingehalten, dass überhaupt etwas passieren könnte, dann hat sie die Stadt unter Druck gesetzt, die Umbauten zur Schließung des Bahnübergangs ganz anders vorzunehmen, als das den eigentlichen Interessen der Stadt und den Menschen hier entspricht. Und jetzt das!".

(RP/rl)
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