Affäre um Hochschul-Dozentin Bahar Aslan Polizei als „brauner Dreck“ – das geht zu weit

Meinung · Die türkisch-stämmige Lehrerin Bahar Aslan hat mit ihrer Beschimpfung der Polizei maßlos überzogen. Doch der schnelle Rauswurf der Dozentin wirft Fragen auf.

 Ein Schild weist auf die Zentralverwaltung der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen in Gelsenkirchen hin. Die Dozentin Bahar Aslan hat nach einem Tweet ihren geplanten Lehrauftrag an der Hochschule verloren.

Ein Schild weist auf die Zentralverwaltung der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen in Gelsenkirchen hin. Die Dozentin Bahar Aslan hat nach einem Tweet ihren geplanten Lehrauftrag an der Hochschule verloren.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Empörungskultur in Deutschland schaukelt sich mal wieder gegenseitig hoch. Da hat ausgerechnet eine Dozentin der NRW-Polizeihochschule Gift und Galle gegen die Ordnungshüter ausgespuckt („Weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht.“). Gleichzeitig wird die türkischstämmige Hauptschullehrerin Bahar Aslan sofort aus dem Dozentenkreis der Einrichtung entfernt, die Schulbehörde prüft angeblich sogar disziplinarische Maßnahmen. Und sofort geht die Empörungswelle los. Unterstützer der Lehrerin sprechen von einem „dunklen Tag für die Meinungsfreiheit“ und einem „Rassismusproblem“, während sich die Polizeigewerkschaften gegen jedwede ernstere Kritik an den Sicherheitskräften verwahren.

Aslan hat ohne Zweifel Teile der Polizei unter Generalverdacht gestellt, „brauner Dreck“ zu sein. Das ist die völlig falsche Wortwahl und geht auch am Problem meilenweit vorbei. Sie bedient damit Vorurteile, die manche Migrantinnen und Migranten gegen die Ordnungskräfte hegen, manchmal aufgrund eigener Erfahrungen, gerne aber auch als Teil der Empörungskultur. Umgekehrt ist es für viele Polizistinnen und Polizisten nicht immer ganz einfach, ihre Gefühle zu kontrollieren, wenn sie von Straftätern mit Migrationsgeschichte oder Mitglieder ausländischer Clans bedroht und beschimpft werden. Gerade die Dozentin einer Polizeihochschule, die sich für den interkulturellen Dialog einsetzt, sollte hier ein höheres Maß an Sensibilität aufbringen und nicht Öl ins Feuer gießen, um sich den Beifall in ihrer Blase zu sichern. Das ist zu billig.

Andererseits gibt es Beispiele für rechtsradikale Chatgruppen in der Polizei, und manche Ordnungshüter verwechseln ihren demokratischen Job mit der Erlaubnis, willkürlich Gewalt anzuwenden. Die kompromisslose Durchsetzung von Ordnung ist auch gern ein Thema bei autoritären Gruppen und Parteien, zu denen sich der ein oder andere Polizist hingezogen fühlt. Doch das sind nach allem, was wir wissen, eher Ausnahmen. Im Gesamtbild tut die Polizei ihre Pflicht und nimmt dafür Gefahren und Feindseligkeit in Kauf. Man darf mit Recht sagen: Die Polizei in Deutschland ist eine demokratische und rechtsstaatliche Einrichtung, die für den öffentlichen Frieden und die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sorgt. Trotzdem muss sie sich wie andere staatlichen Institutionen der Kritik stellen – sei sie berechtigt oder auch unberechtigt. So funktioniert das nun mal in einem Staat mit Meinungsfreiheit.

Man mag darüber diskutieren, ob Aslan nach ihrer Schmähkritik noch die richtige Dozentin an der Polizeihochschule ist. Aber hören sollte man sie schon, bevor man den Rauswurf beschließt. Das ist nach Angaben von Aslan nicht geschehen. Und auch ihre Stellung als Lehrerin sollte davon nicht berührt sein. Lehrkräfte sollen sich zwar mäßigen, sind aber keine politischen Eunuchen. Angesichts ihrer harten Wortwahl, die Aslan inzwischen bereits bedauert hat, sollte sie aber versöhnliche Signale in Richtung Polizei schicken, sich für die Wortwahl entschuldigen. Das ist sie als Dienerin des Staates dieser Institution schuldig.

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