Gefahren unterschätzt Baden im Rhein — lebensgefährlich

Gefahren unterschätzt · Nur mit viel Glück konnten sich fünf Polen bei Emmerich aus der Fahrrinne des Rheins retten. Der Sog eines Schiffes hatte die Schwimmer vom Ufer in die Mitte des Stroms gerissen. Immer wieder unterschätzen Badende die Gefahren. Die DLRG rät Wasserfreunden daher, den Fluss zu meiden.

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Foto: AP

Die tropischen Temperaturen verlocken zum Baden — fünf Polen suchten sich am Sonntag in Emmerich dafür ausgerechnet den Rhein aus. Eine Entscheidung, die schlimme Folgen hätte haben können. Zwei Brüder im Alter von zwölf und 15 Jahren wurden durch den Sog einer Schiffswelle in die Fahrrinne gezogen, schafften es aus eigener Kraft nicht mehr zurück an Land. Ein Cousin und sein Bekannter, 31 und 22 Jahre alt, wollten helfen, mussten aber auch vor der Strömung kapitulieren. Erst der fünfte Pole, ein 32-Jähriger, erwies sich am Ende als Lebensretter — ihm gelang es, die Ertrinkenden ans Ufer zu bringen.

Immer wieder unterschätzen Badende die Gefahren des Flusses. Auch die jungen Männer waren nach geglückter Rettung laut Polizei "total fertig und geschockt". Sie waren nur zu Besuch in Emmerich, nicht vertraut mit den tückischen Strömungen. "Zum einen ändern sich die Wasserstände sehr schnell, zum anderen erzeugen Schubleichter einen Sog, der Schwimmer in die Fahrrinne saugt", warnt DLRG-Sprecher Wolfgang Worm. Versuche der DLRG mit 40-Kilo-Puppen haben erbracht, dass diese mühelos von den Schiffen mitgezogen werden. Und einmal in der Mitte des Flusses, braucht man viel Glück, um gesund das Ufer zu erreichen.

Neunjähriger gerettet

Oder einen Schutzengel. Wie Alfred Kamradt einer ist. Vor zwei Jahren rettete er einen neunjährigen Jungen, der hinter Rheinberg vom Sog eines Schiffes mitgerissen wurde. Der Zwillingsbruder des Jungen sowie ein Erwachsener ertranken. Dass die Menschen ihre Lehren aus solchen Unglücken ziehen, bezweifelt der 66-Jährige. "Ich sehe immer wieder Menschen im Rhein schwimmen, auch ältere Männer. Wenn ich sie auf die Gefahren anspreche, sagen sie, dass sie den Fluss genau kennen." Genau das aber ist laut Kamradt ein Irrglaube: "Der Rhein ist unberechenbar."

Allein im vergangenen Jahr ertranken laut DLRG 28 Menschen im Rhein, insgesamt ließen in Flüssen 227 Menschen ihr Leben. Aber nicht nur fließende Gewässer können gefährlich sein. Am vergangenen Wochenende ertranken zwei Menschen in Badeseen. Eine 46-jährige Taucherin aus Xanten konnte nur noch tot aus einem Freizeitsee in Alpen geborgen werden.

Herzinfarkt beim Tauchen?

Eine gestern durchgeführte Obduktion ergab keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden. Die 46-Jährige war mit vier anderen Tauchern unterwegs gewesen. Untersucht wird noch die Leiche einer 35-Jährigen, die tot im Elfrather See in Krefeld gefunden wurde. Die Obduktion soll klären, ob die Frau alkoholisiert ins Wasser gegangen ist oder einen Herzinfarkt erlitten hat.

Alkohol, so DLRG-Sprecher Worm, spielt eine große Rolle bei Badeunfällen. "Bei einem labilen Kreislauf kann das zu Problemen führen." Zudem neigen Menschen unter Alkoholeinfluss dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Und machen Fehler. So wissen die meisten nicht, dass sie, einmal in die Fahrrinne gezogen, nicht gegen die Strömung anschwimmen können. Bei den fünf Polen war Alkohol, so die Polizei gestern, jedoch nicht im Spiel. Alle waren nüchtern. Leider kannten sie nicht die Regel von Lebensretter Kamradt: "Bis zu den Knöcheln reingehen ist okay, alles andere lebensgefährlich."

(RP)
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