Ausstellung im Polizeipräsidium Bonn Der Mensch hinter der Einsatzkraft

Ramersdorf · In einer Ausstellung im Polizeipräsidium in Bonn stehen die Menschen in Uniform im Fokus. Bei der Eröffnung am Montag erzählen sie von Beschimpfungen und Beleidigungen.

 Der Bonner Feuerwehrmann Kristoffer Karlisch ist eines von knapp 50 Gesichtern der Wanderausstellung.

Der Bonner Feuerwehrmann Kristoffer Karlisch ist eines von knapp 50 Gesichtern der Wanderausstellung.

Foto: Sebastian Flick

Kristoffer Karlisch ist Feuerwehrmann aus Leidenschaft. Anderen Menschen in der Not zu helfen, das ist seine Berufung. Doch so sehr er seinen Beruf liebt, steht der Bonner Brandmeister auch immer wieder vor Herausforderungen, die nicht nur seinen Einsatz gefährden, sondern auch seine Psyche stark beeinflussen: Zu gut weiß Karlisch, wie es sich anfühlt, im Dienst Respektlosigkeit ausgesetzt zu sein. „Verbale sexuelle Übergriffe von Männern habe ich im Einsatz schon häufig erlebt“, berichtet er.

Bei der aktuellen Ausstellung im Bonner Polizeipräsidium steht Karlisch stellvertretend für alle Feuerwehrmänner, die bereits Respektlosigkeit erlebt haben. Karlisch ist eines von knapp 50 Gesichtern der Ausstellung „Der Mensch dahinter“, die am Montag durch NRW-Innenminister Herbert Reul und Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner im Bonner Polizeipräsidium eröffnet wurde und hier noch bis zum 7. Juni zu sehen ist. Die Wanderausstellung zeigt großformatige Portrait-Fotos der knapp 50 Frauen und Männer in Uniform – von Polizisten über Feuerwehrleuten bis zu Rettungssanitätern. Sie alle vereint, dass sie in ihrem Berufsalltag regelmäßig Beschimpfungen und Beleidigungen ausgesetzt sind.

Bei der offiziellen Eröffnung am Montag war auch der wenige Tage zuvor in Ratingen eskalierte Polizei-Einsatz Thema: „Die Ereignisse haben uns sehr betroffen gemacht“, sagte Andreas Koch, stellvertretender Polizeipräsident. Auch Innenminister Reul gedachte in seiner Rede den Einsatzkräften, die noch heute um ihr Leben bangen. „Alle Kräfte, die bei dem Einsatz in Ratingen unterwegs waren, hatten nur Gutes im Sinn. Sie kamen, um zu helfen, und wurden selbst zu Opfern“, betonte Reul.

Die Ausstellung „Der Mensch dahinter“ bezeichnete Reul als einen Lichtblick in diesen Tagen und würdigte die Arbeit der privaten „Initiative für Respekt und Toleranz“, die das Konzept der Wanderausstellung entworfen und diese organisiert hat. „Sie setzen ein starkes Zeichen und bieten ein Forum für Betroffene“, bedankte sich Reul bei den Initiatoren Andrea Wommelsdorf und Burkhard Knöpker, die die Initiative im Jahr 2020 nach den Krawallnächten in Stuttgart ins Leben riefen.

Menschen in Uniform eine Stimme geben

„Wir möchten Menschen in Uniform eine Stimme geben, unsere Wertschätzung zum Ausdruck bringen und das Thema Respektlosigkeit stärker in den Fokus rücken“, erklärten die Initiatoren. Ihr Wunsch sei es, dass die Menschen wieder mehr Vertrauen in die Arbeit dieser Berufsgruppen haben.

Von dem Konzept der Ausstellung überzeugt, war auch Birgit Welfringhaus. Für die Ausstellung gewährt die Bonner Kriminalhauptkommissarin, die sich auf die Bearbeitung von Sexualdelikten spezialisiert hat, Einblicke in ihren Berufsalltag, in dem sie sich regelmäßig mit schweren sexuellen Missbrauchshandlungen auseinandersetzen muss. „Meine Brüder waren bei der Polizei. So hatte ich schon sehr früh den Wunsch, Verbrechen aufzuklären“, so die Beamtin.

In 30 Jahren Polizeiarbeit hat Welfringhaus schon viel erlebt, was nicht spurlos an einem vorbeigeht. Dabei hat sie auch festgestellt, dass Respektlosigkeit gegenüber Uniformierten im Laufe der Jahrzehnte zugenommen hat. „Das ist ein großes gesellschaftliches Problem“, sagte sie.

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