Solingen Aufruhr in der Frauen-Union

Solingen · Die CDU kommt nicht zur Ruhe. Nachdem kurz vor der Landtagswahl ein schwarzes Konto öffentlich geworden war, gerät die Vorsitzende der Frauen-Union unter erheblichen Druck. Sechs von elf Vorstandsfrauen traten zurück.

 Unter Druck: Gabriele Racka-Watzlawek.

Unter Druck: Gabriele Racka-Watzlawek.

Foto: Archiv

In der Solinger Frauen-Union rumort es weiter. Nun kam es zum offenen Eklat. Wie die Morgenpost erfuhr, sind bei der Vorstands-Sitzung am Donnerstagabend sechs von elf Vorstandsmitgliedern zurückgetreten, darunter die beiden Stellvertreterinnen, Ingrid Kliewer und Elke Menge, sowie die Schatzmeisterin Ute Lipphardt.

Kreisgeschäftsführer Wolfgang Müller bestätigte gestern die Rücktritte, eine Begründung konnte er aber nicht nennen. Die Vorsitzende, CDU-Ratsfrau Gabriele Racka-Watzlawek, sei allerdings weiter im Amt. Sie wollte sich gestern zu den Vorgängen nicht äußern.

Wie die Morgenpost aus dem Umfeld der Partei erfuhr, soll es bei der Vorstandssitzung am Donnerstagabend hoch her gegangen sein. Die sechs Frauen hätten ihre Ämter niedergelegt, weil sie sich übergangen fühlten und keine Vertrauensbasis für eine weitere Zusammenarbeit im Vorstand mehr gesehen hätten.

Dabei richtet sich der Groll der Vorstandsfrauen offenbar gegen die amtierende Vorsitzende Gabriele Racka-Watzlawek sowie die Ehrenvorsitzende Eva Maria Nagy. Bis Mitte 2005 war Ratsfrau Nagy Chefin der Solinger Frauen-Union. Dann löste sie Ratsfrau Gabriele Racka-Watzlawek im Amt ab. Dem Vernehmen werden ihnen Alleingänge ohne Abstimmung mit dem Gesamtvorstand vorgeworfen.

Ärger um schwarzes Konto

Hintergrund ist ein schwarzes Konto der Frauen-Union. Das hatte vor der Landtagswahl bei der Solinger CDU für Aufregung gesorgt. Ein Betrag von 4000 Euro, der über mehr als 20 Jahre auf einem Sparbuch angelegt war, tauchte im Rechenschaftsbericht nicht auf. Das Geld, das offenbar aus Anzeigen-Einnahmen einer bereits 1992 eingestellten Familienzeitung der Frauen-Union stammt, fiel der Kreisparteigeschäftsführung auf, als es zu einem Drittel an die Opferschutz-Organisation Weißer Ring, das Kinderhospiz Burgholz und den Freundeskreis der Bergischen Symphoniker gespendet werden sollte.

Die Kreispartei meldete den Vorgang umgehend der Landespartei. Die erstattete Selbstanzeige bei der Bundestagsverwaltung wegen eines Verstoßes gegen das Parteiengesetz. Die Bundestagsverwaltung muss nun entscheiden, was mit dem Geld geschieht und ob eine Strafe fällig wird. Die Frauen-Union hatte sich nach Bekanntwerden des Vorfalls kurzfristig bei Sponsoren um Ersatz bemüht und 3500 Euro zusammengebracht. Dieses Geld wurde als Spende übergeben, die 4000 Euro liegen weiterhin im Tresor der Kreispartei, wie Kreisgeschäftsführer Müller bestätigt.

Nun schlagen in der Frauen-Union die Wellen hoch. Die zurückgetretenen Frauen hätten nicht zuletzt auch Angst, für die Versäumnisse der Vorsitzenden beim Umgang mit der schwarzen Kasse mithaftbar gemacht zu werden, verlautete aus dem Umfeld.

Rückhalt schwindet

Der Rückhalt der Vorsitzenden Racka-Watzlawek schwindet. Die CDU-Politikerin, die zugleich Vorsitzende der Solinger Europa-Union und stellvertretende Ratsfraktionschefin ist, gerät zunehmend in die Defensive. Weil mehr als die Hälfte des Vorstands nicht mehr im Amt ist, wurde die für Montag anberaumte Jahreshauptversammlung abgesagt. Statt dessen soll es an dem Tag ein klärendes Gespräch mit dem Kreisparteichef Arne Moritz geben.

(RP/rl)
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