Solingen Aufräumen für die neue City

Solingen · 20 000 Tonnen Schutt des gesprengten Turmhotels werden jetzt weggeräumt und aufbereitet. Der Steinbrockenhagel hat Schäden hinterlassen, Scheiben und Dachpfannen gingen zu Bruch, auch Autos. Der City-Platz wird zur Baustelle für ein neues Einkaufszentrum.

Vor zehn Jahren: Sprengung des Solinger Turmhotels
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Vor zehn Jahren: Sprengung des Solinger Turmhotels

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Spontan applaudierten Tausende, als der Turm am vierten Advent einknickte, sich dabei sogar noch etwas um die eigene Achse drehte, um schließlich genau wie geplant ins Fallbett zu krachen. "Das war eine Bilderbuchsprengung", zieht Dr. Manfred Kühne von Geoexperts, die den Abbruch des alten Karstadt-Komplexes für den Investor verantworten, ein Fazit am Tag danach.

Ein Montag, an dem vier Bagger gleichzeitig den Schuttberg aus Beton und Baustahl zerkleinern. Die Aufräumarbeiten nach der Sprengung haben sogleich begonnen.

Bei allem Schulterklopfen für den Job von Sprengmeister Helmut Roller — ganz so glatt ist es dann doch nicht gelaufen. Kay Räthe legt drei Betonbrocken auf die Ladentheke seines Copy-Shops an der Kölner Straße mit dem Durchgang zum Weyersberg. "Wenn die jemandem am Kopf getroffen hätten, der wer tot gewesen", sagt der Hausbesitzer. Eine Abdeckplane hat bei der Sprengung nicht gehalten, so dass offenbar haufenweise Steinbrocken hinübergeschleudert wurden.

Die ganz Fassade sei kaputt, als ob man mit einem Maschinengewehr darauf geschossen habe, schildert Räthe. Auch die Leuchtreklame seines Geschäfts ist zum Teil zerbrochen, die Fenster im unteren Bereich durch Sprengbrocken durchschlagen, Fensterrahmen beschädigt und eine ganze Reihe der Dachpfannen kaputt.

"Es ist so, wie es ist", sagt Räthe; und er erwartet, dass die Instandsetzung des Schadens reibungslos über die Bühne geht. Ebenso wurden vier Autos, die auf dem Hof hinter dem Anbau des Copy-Shops standen, durch Sprengbrocken beschädigt, Windschutz- und Heckscheiben gingen dabei zu Bruch. Kurios: Einer der Wagen ist das Auto des Geoexperten Kühne. Er parkte so nah am Turmhotel, weil er am Sprengtag wertvolle Messgeräte zu transportieren hatte.

Nicht einmal er hat mit dem Hagel der Betonbrocken gerechnet. Irrtümlicherweise haben sich die Sprengleute darauf verlassen, dass die extra noch nicht abgerissene Backsteinwand des alten Bierbrunnens genug Schutz bieten würde.

"Das zeigt, wie wichtig es war, im Umkreis von 150 Meter zu evakuieren", erklärt Kühne.

"Es ist noch Einiges wegzubaggern", sagt Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. Aus seiner Sicht könnte mit dem eigentlichen Neubaustart des Shopping-Centers schon im Februar beziehungsweise März begonnen werden.

Im Herbst 2013, also noch vor dem Weihnachtsgeschäft, will Thomas Binder, Geschäftsführer des Investors Sonae Sierra, das neue Einkaufszentrum eröffnen. In den nächsten Wochen soll auch der restliche Teil des alten Parkhauses beziehungsweise der Teil am Durchgang zum Weyersberg abgerissen sein.

Die 20 000 Tonnen Schutt werden jetzt aufbereitet. Ein Viertel davon bleibt vor Ort und bildet das Gründungspolster des Neubaus. An der Seite zum Weyersberg gilt es immerhin 1,5 Meter in der Höhe aufzufüllen. Der Rest des Schutts wird für den Straßenbau oder Ähnliches wiederverwendet. Zwischen Januar und März soll der Abtransport per Lastwagen über den Weyersberg erfolgen. Bis zu 100 Lkw-Fahrten bedeutet dies mitunter täglich.

(RP/rl)
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