Sommertour Auf Kontrollgang unter Wasser

Sommertour · Während der Ferienwochen berichten unsere Reporter täglich von uralten Legenden und geheimnisvollen Orten in Nordrhein-Westfalen. Heute: Der Damm der Bever-Talsperre.

 Hinab in die Tiefe geht’s mit Talsperrenmeister beim Kontrollgang der Bever-Talsperre. Nur zwölf Grad ist’s hier - eine angenehme Abkühlung bei hochsommerlicher Hitze.

Hinab in die Tiefe geht’s mit Talsperrenmeister beim Kontrollgang der Bever-Talsperre. Nur zwölf Grad ist’s hier - eine angenehme Abkühlung bei hochsommerlicher Hitze.

Foto: RP, Nico Hertgen

Es ist dunkel und kalt. 270 Stufen führen tief unter die Erde. Vorbei an Warnhinweisen, die sich lesen, wie Schilder am Zugang einer Achterbahn; "Kinder ab sechs Jahren dürfen nur in Begleitung eines Erwachsenen den schmalen Gang betreten." "Festes Schuhwerk ist erforderlich." "Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen wird, aufgrund der Temperaturschwankungen, von der Besichtigung abgeraten." Der Gang mit den kahlen Wänden und der gewölbten Decke sieht fast so aus wie eine Geisterbahn auf der Kirmes. Und doch ist alles echt im Kontrollgang des Bever-Staudamms. "Die Betonwände des Gangs sind noch original aus dem Jahr 1935, in dem der Bau der Bever-Talsperre begonnen wurde", berichtet Heinz Konsen vom Wupperverband.

Sommertour: Auf Kontrollgang unter Wasser
Foto: KLXM.de

Der Talsperrenmeister durchschreitet mehrmals in der Woche den zehn bis zwölf Grad kühlen Gang zwecks Kontrollen und Handmessungen. Hier, 42 Meter unterhalb der Dammkrone, fühlen sich nicht mal Tiere wohl. Nur einige Spinnen haben sich angesiedelt — und das auch nur in den Ecken der Einstiegsbauwerke.

Der Kontrollgang ist umgeben von einem gewaltigen Wall aus Erde, Lehm, Kies und Steinschüttungen. Etwas unwohl wird einem bei dem Gedanken, dass von einer Seite bis zu 24 Millionen Kubikmeter Wasser der Bever-Talsperre gegen das Bauwerk drücken. Dennoch besteht keine Gefahr. Denn durch die regelmäßigen Kontrollen sei die Möglichkeit eines Dammbruchs äußerst gering, versichert Konsen. Sogar aus dem Weltall gibt's Hilfe: Per Navigationssatellitensystem GPS wird die Verschiebung und Verformung des Damms anhand von Markierungspunkten regelmäßig überwacht.

Bei den kontinuierlichen Messungen des Sickerwassers wird die Dichtigkeit des Bauwerks geprüft. Auch die Sicherheit im unterirdischen Kontrollgang ist gewährleistet: Eine spezielle Telefonanlage ersetzt den fehlenden Handyempfang, Knick-Lichter und ein Notstromaggregat sorgen für Licht während eines Stromausfalls.

Eine Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall, bleibt dieser Ort doch ansonsten geheimnisvoll im Verborgenen.

(RP)
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