Alarmierender Bericht Ruhrgebiet ist „Problemregion Nummer 1“ bei Armut in Deutschland

Essen/Berlin · Einst war es der Motor des Wirtschaftswunders und wohl eine der prosperierendsten Regionen Deutschlands. Inzwischen zählt das Ruhrgebiet aber zu den ärmsten Gebieten Deutschlands – auch NRW insgesamt steht nicht gut da.

Ein Obdachloser frühstückt in einer Dortmunder Wohnungsloseninitiative (Archiv).

Ein Obdachloser frühstückt in einer Dortmunder Wohnungsloseninitiative (Archiv).

Foto: dpa/Ina Fassbender

Das Ruhrgebiet sei mit einer Armutsquote von 21,1 Prozent bei 5,8 Millionen Einwohnern bundesweit „Problemregion Nummer 1“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, laut Mitteilung am Donnerstag anlässlich der Vorstellung des „Armutsberichts 2019“ in Berlin.

„Trotz eines erfreulichen Rückgangs der bundesweiten Armutsquote auf 15,5 Prozent (2018) zeichnen sich besorgniserregende Entwicklungen und neue Problemregionen insbesondere in Westdeutschland ab“, heißt es in dem Bericht. Den „wohlhabenden“ Ländern Bayern und Baden-Württemberg mit einer Armutsquote von zusammen 11,8 Prozent stünden Nordrhein-Westfalen und der Osten mit rund 18 Prozent gegenüber. Das Ruhrgebiet übertrifft diesen Wert noch deutlich und wäre: Wenn man es als eigenes Bundesland betrachten würde, es das Flächenland mit der höchsten Armutsquote.

Vergleicht man die ostdeutschen Flächenländer insgesamt mit Nordrhein-Westfalen, schneidet NRW schlechter ab: Der Osten weist laut dem Bericht eine Armutsquote von 17,5 Prozent auf – NRW 18,1 Prozent. Von allen Flächenländern weist Mecklenburg-Vorpommern mit 20,9 Prozent die höchste Armutsquote auf, insgesamt hat Bremen mit 22,7 Prozent die höchste Armutsquote.

Armut wird in Deutschland über das Haushaltseinkommen und die daraus folgenden Möglichkeiten an gesellschaftlicher Teilhabe definiert. Wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat, gilt als armutsgefährdet. Für die Armutsquote wurden dem Bericht des Paritätischen zufolge alle Personen gezählt, die in Haushalten leben, deren Einkommen diese Grenze unterschreitet. Basis waren unter anderem bereits veröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamts.

Untersucht wurde für die Studie die Armutsentwicklung auf Länder- und Regionalebene. Der Verband fordert in seinem Bericht unter anderem einen höheren Mindestlohn und höhere Hartz-IV-Sätze.

(hebu/dpa)
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