ARD-Doku Die Kryptoqueen und das Geschäft mit der Hoffnung

Düsseldorf · Ruja Ignatova ist die vom FBI meistgesuchte Frau der Welt. Sie soll mit ihrer erfundenen Kryptowährung „One Coin“ Millionen Anleger betrogen haben. Die ARD zeigt nun eine Doku über die „Kryptoqueen“. Ein Düsseldorfer Rechtsanwalt vertritt mehrere Opfer.

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Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Milliardenschwer und wie vom Erdboden verschluckt: Ruja Ignatova steht zusammen mit Mördern, Drogen-Bossen und Bankräubern auf der FBI-Liste der zehn meistgesuchten Verbrecherinnen und Verbrechern der Welt. Die Frau, die sich selbst „Kryptoqueen“ nannte, soll mit der wertlosen Digitalwährung „One Coin“ und einem Schneeballsystem mindestens vier Milliarden Dollar von gutgläubigen Investoren erbeutet haben. Auf ihre Ergreifung ist eine Belohnung in Höhe von 100.000 Dollar ausgesetzt.

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Foto: dpa/Richard Drew

Doch wer ist die 42 Jahre alte Frau, geboren in Bulgarien, aufgewachsen im Schwarzwald, die so viele Menschen um ihr Geld gebracht haben soll? Die WDR-Dokumentation „Die Kryptoqueen – der große One-Coin-Betrug“ erzählt Ignatovas Erfolgsgeschichte, ihren Absturz und ihr plötzliches Verschwinden im Jahr 2017. Der dokumentarische Wirtschaftskrimi zeigt, wer ihr geholfen hat – beim Geldwaschen und vermutlich bei der Flucht. Die Spuren ziehen sich um den ganzen Globus. Zu Wort kommen ihre ehemals beste Freundin, aber auch berufliche Wegbegleiter, ihr ehemaliger Lehrer an einem Gymnasium in Schramberg und Menschen, die auf sie reingefallen sind.

Der Düsseldorfer Rechtsanwalt Johannes Bender, Fachanwalt für Bank- und Kapitalrecht, vertritt 15 Geschädigte in einem Prozess gegen ein Ehepaar aus Greven und einen Rechtsanwalt aus München, die zu Ruja Ignatovas Helfern gehört haben sollen. Vor dem Landgericht Münster geht es um Beihilfe zum Betrug, Geldwäsche und Verstoß gegen das Finanzdienstleistungs-Recht. „In unserer Kanzlei haben sich inzwischen mehr als 100 Geschädigte gemeldet“, sagt Bender. „Manche haben 130 Euro verloren, andere 50.000 – die Mandanten stammen aus ganz Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz.“ Tragisch seien die meisten Fälle nicht unbedingt wegen der Höhe des verlorenen Geldes, sagt er. „Die schlimmsten Fälle sind die, bei denen Anleger Familie und Freunde mit reingezogen haben, weil sie sie dazu motiviert haben, selbst auch eine gewisse Summe beizusteuern.“ Die One-Coint-Betrugsmasche funktionierte über Empfehlungsmarketing – wer neue Kunden warb, sollte Bonuszahlungen erhalten.

Ruja Ignatova vermarktete ihre One-Coin-Währung als „Bitcoin-Killer“ und lud zu riesigen Werbeevents ein. Sie versprach den Käufern, reich zu werden. In Deutschland glaubten rund 60.000 Menschen an die neue Kryptowährung, weltweit investierten mehr als drei Millionen. Die WDR-Doku zeigt die weitreichenden Folgen: In Uganda etwa verlor eine Familie sämtliche Ersparnisse durch die Investition. Während Ignatova in London bis zu 100.000 Pfund täglich beim Shoppen ausgab, wie ihre Freundin in der Doku erzählt.

Wohin Ignatova verschwunden ist, ob sie noch lebt – niemand weiß es. Rechtsanwalt Bender sagt: „Seit der Anklageerhebung gibt es zwei Videobotschaften von ihr – man weiß aber nicht, ob das tatsächlich sie ist.“ Sonst habe es kein Lebenszeichen gegeben. „Es ist schwierig zu sagen, wo sie sich befinden könnte“, sagt Bender. „Sie war ja international unterwegs und nicht auf ein Land beschränkt. Sie kann im Grunde überall sein.“

Ruja Ignatova prellte wohl weltweit Millionen Menschen um mehrere Milliarden Euro. Sie ist seit 2017 verschwunden.

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Foto: WDR/Onecoin/WDR
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Foto: dpa/Silas Stein

15 Millionen Dollar konnten die Ermittler beschlagnahmen, weil sie von einer Firma auf Weisung von Ignatova auf die Cayman Islands und nach Dubai transferiert worden waren. „Es war von Anfang an ein Geschäft mit der Hoffnung“, sagt Bender. „Die Menschen glaubten, in die künftig größte Währung der Welt zu investieren.“ Die Doku zeigt: Zeitweise sah es so aus, als sei es nur eine Frage der Zeit, bis One Coin an Bitcoin vorbeizieht. Auf Massenevents versprach Ignatova den jubelnden Menschen, ein transparentes, demokratisches Geldsystem zu schaffen. Sie alle wurden bitter enttäuscht.

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