Nach Angebot in Koblenz Apothekerkammer warnt vor „Globuli aus Covid-19-Impfstoff“
Update | Düsseldorf/Koblenz · Eine Apotheke in Koblenz bietet homöopathische Mittel an, die nach eigenen Angaben auf Resten des Impfstoffs von Pfizer/Biontech basieren. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe kritisiert das scharf. Die zuständige Behörde verbietet den Verkauf.
Eine Koblenzer Apotheke hat am Freitag ein Angebot unterbreitet, das mittlerweile nicht nur die Apothekerkammer, sondern auch das Paul-Ehrlich-Institut und Pfizer zu einer Aussage bewegt hat. Am Freitagmorgen hatte die Apotheke für homöopathische Mittel auf Basis des Pfizer/Biontech-Impfstoffs geworben. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe warnte daraufhin ausdrücklich vor solchen Angeboten. „Wir stehen dem fassungslos gegenüber“, sagte ein Sprecher. Aus der Koblenzer Apotheke hieß es, man sei missverstanden worden.
Das Angebot ist inzwischen von der Internetseite der Apotheke verschwunden. Das Produkt ist zudem von der zuständigen Behörde gesperrt worden, wie das rheinland-pfälzische Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung als Apothekenaufsicht am Freitag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Man prüfe, „ob gegen arzneimittelrechtliche oder sonstige Vorschriften verstoßen wurde“.
Am späten Nachmittag schaltete sich auch der Hersteller selbst ein. Man habe das Angebot gesehen und gemeldet, heißt es in einem knappen Tweet von Pfizer. Das Paul-Ehrlich-Institut veröffentlichte eine Stellungnahme. Darin heißt es, ein Impfstoff sei nur dann sicher, „wenn er im Einklang mit der Zulassung verabreicht wird“.
Zum Thema Homöopathie findet man aktuell bei der Apotheke noch Folgendes: „Von Beginn an ist die Homöopathie untrennbar mit der Arbeit der Apotheke verbunden“, heißt es. Man habe eine große Auswahl an solchen Arzneimitteln und ein eigenes Labor, in dem diese nach individuellen Wünschen hergestellt werden können. Unter der Rubrik Aktuelles wurde das neue Angebot so angepriesen: „Wir haben Pfizer/BioNTech Covid-19-Vaccine in potenzierter Form bis D30 als Globuli oder Dilution (zur Ausleitung) vorrätig.“ Dieser Satz ist dort aber nicht mehr zu lesen.
Unklar bleibt, welche Wirkung etwa die Globuli haben sollen. „Es steht nicht drin, dass es eine Impfung ist“, sagt der Sprecher der Apothekerkammer. Aber das Angebot suggeriere die Wirkung eines Impfstoffs. „Das kann keine Impfung ersetzen“, sagt der Sprecher. Zudem sei das Angebot gefährlich und eine Verschwendung von Impfstoff. In NRW seien bislang keine solche Angebote bekannt.
Auch über die sozialen Medien warnt die Apothekerkammer nach dem Hinweis unserer Redaktion vor solchen Angeboten. Unter der Überschrift „Fakten statt Fake-News“ steht auf Facebook und Instagram: „Was auch immer darin sein sollte: Diese Globuli sind kein wirksamer Schutz gegen Covid-19.“ Der Impfstoff sei noch selten und gehöre verimpft in die Arme von Menschen. „Er sollte nicht gegen den Erdmittelpunkt oder wohin auch immer geschüttelt werden“, heißt es in dem Post. An dessen Ende steht nur ein Wort, das den Ärger der Kammer über das Angebot aber deutlich macht: „kopfschüttel“.
Apothekenleiterin Annette Eichele sagte der dpa, keineswegs habe sie homöopathische Corona-Impfstoffe verkauft. Wirksame Vakzine dieser Art gibt es nicht. Laut Eichele wurde nur zusätzlich ein „Minitropfen“ des originalen Biontech-Impfstoffs „hochpotenziert“ beziehungsweise homöopathisch als Globuli (Kügelchen) aufbereitet. Bereits verabreichte Corona-Impfungen sollten der promovierten Apothekerin zufolge mit diesem ergänzenden Produkt „besser und richtiger wirken, möglichst ohne Nebenwirkungen zu entfalten“. Sie räumte ein: „Aber das ist nicht wissenschaftlich belegt.“
Dieses Produkt sei nur einzeln auf Kundenanfrage hergestellt und in den vergangenen Wochen weniger als ein Dutzend Male verkauft worden. Zehn Gramm dieser Globuli kosteten nach Angaben von Eichele rund 15 Euro. Ärzte und Heilpraktiker hätten ihre auf Homöopathie spezialisierte Apotheke nach so einem Produkt gefragt.
Laut Landesamt erklärte Eichele, „dass sie geringe Restmengen nach dem Aufziehen der Impfdosen, die sonst in den Müll geworfen worden wären, aus dem Impfzentrum in Koblenz und aus einem Altenheim mit in die Apotheke genommen habe“. Landesamtspräsident Detlef Placzek habe den Koblenzer Oberbürgermeister David Langner (SPD) als Verantwortlichen des Impfzentrums gebeten, diese Angelegenheit zu prüfen und nach eigenem Ermessen „geeignete Mittel zu ergreifen“.