Anschlag auf Bus von Borussia Dortmund Islamist festgenommen — keine Zwischenfälle am Stadion

Dortmund/Berlin · Das Sprengstoff-Attentat auf die Mannschaft von Borussia Dortmund hat möglicherweise einen islamistischen Hintergrund. Kanzlerin Angela Merkel nannte den Angriff eine "widerwärtige Tat". Das Spiel am Abend gegen Monaco ging ohne Zwischenfälle über die Bühne.

Anschlag auf BVB-Bus: Situation im Stadion nach der Spielabsage
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Situation im Stadion nach Explosionen am BVB-Mannschaftsbus

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Foto: dpa, vge

Einen Tag, nachdem drei versteckte Sprengsätze den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund beschädigt und Abwehrspieler Marc Bartra schwer verletzt hatten, ging die Bundesanwaltschaft Spuren nach, die ins islamistische Milieu führen. Die Karlsruher Behörde hat die Ermittlungen übernommen, weil sie davon ausgeht, dass die Tat das Werk von Terroristen ist.

Ein Islamist wurde festgenommen. Seine Wohnung sowie die eines zweiten Tatverdächtigen aus dem islamistischen Spektrum seien durchsucht worden, teilte Behördensprecherin Frauke Köhler mit. Die genaue Motivlage des Anschlags sei derzeit aber noch unklar. Die Verdächtigen sollen aus Nordrhein-Westfalen stammen. Die NRW-Sicherheitsbehörden schlossen weitere Taten nicht aus und blieben in Alarmbereitschaft.

Die drei Sprengsätze waren Köhlers Angaben zufolge mit Metallstiften bestückt. Die Bomben hätten eine Sprengwirkung von mehr als 100 Metern gehabt. Ein Metallstift habe sich in die Kopfstütze eines Bussitzes gebohrt. Am Anschlagsort seien drei Bekennerschreiben mit gleichem Text gefunden worden. "Danach scheint ein islamistischer Hintergrund der Tat möglich", sagte Köhler.

Unter anderem werde darin der Abzug von Tornado-Kampfflugzeugen der Bundeswehr aus Syrien und die Schließung des US-Luftwaffenstützpunktes Ramstein gefordert, bestätigte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft. In dem Schreiben wird Kanzlerin Merkel namentlich erwähnt. So heißt es: "Aber anscheinend scherst du dich Merkel nicht um deinen kleinen dreckigen Untertanen. Deine Tornados fliegen immer noch über dem Boden des Kalifats, um Muslime zu Ermorden."

BVB-Profis kommen am Trainingsgelände an
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BVB-Profis kommen am Trainingsgelände an

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Foto: dpa, mb hak

Zweifel an Echtheit

Borussia Dortmunds Profis durften am Mittwoch selbst entscheiden, ob sie im neu angesetzten Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco spielen wollten. "Die Jungs sind gefragt worden, wie sie sich fühlen. Und wenn einer sagen kann, er fühlt sich absolut nicht in der Lage zu spielen, dann ist es ihm auch freigestellt", sagte BVB-Torwarttrainer Wolfgang "Teddy" de Beer unserer Redaktion. Die Begegnung im ehemaligen Westfalenstadion fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Die Polizei lobte das ruhige Verhalten der Fans. Das Spiel gegen Monaco verlor der BVB mit 2:3.

Borussia Dortmund: Sicherheitsmaßnahmen im Stadion nach Bus-Anschlag
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Große Sicherheitsmaßnahmen im BVB-Stadion

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Foto: dpa, gki

Thomas de Maizière im Stadion

Die Bundesregierung stärkte dem BVB demonstrativ den Rücken. Kanzlerin Angela Merkel, die von eine "widerwärtigen Tat" sprach, telefonierte mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Dabei sagte sie: "Unsere Gedanken sind beim BVB und bei den Fans." Die Solidarität der Fans untereinander wertete die Kanzlerin als klares Signal gegen jede Art von Gewalt.

Als "Zeichen der Unterstützung" war Innenminister Thomas de Maizière zum neu angesetzten Champions-League-Viertelfinale gereist. "Wir wollen, dass solche Spiele stattfinden, wir wollen dem Terror nicht weichen", sagte der CDU-Politiker.

Twitter-Reaktionen auf Explosionen am BVB-Bus
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Twitter-Reaktionen auf Explosion am BVB-Bus

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Foto: dpa, fdt

Da die Tat noch nicht vollständig aufgeklärt ist, hielten sich die Innenpolitiker gestern mit Bewertungen zurück. "Wenn es sich bewahrheiten sollte, dass ein islamistischer Anschlag verübt wurde, dann stehen wir vor einer neuen Qualität des Terrors, weil mit der BVB-Mannschaft eine konkrete Gruppe das Anschlagsziel war", sagte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Ansgar Heveling, unserer Redaktion. Der CDU-Politiker sprach sich für ein neues Sicherheitskonzept bei großen Fußballspielen aus. Bislang stünden eher die Menschenmengen im Stadion im Zentrum der Aufmerksamkeit. Offensichtlich müssten auch die Routen der Spieler und das gesamte Umfeld stärker in die Überwachung einbezogen werden.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek rief zur Solidarität zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen auf. "Es ist schockierend, welch mörderische Methoden sich Verbrecher ausdenken, um einen Keil in die Gesellschaft zu treiben.

(RP)
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