Gewalt in der Silvesternacht Angriffe mit Böllern und Bierflaschen: Feuerwehrleute haben Angst

Essen · Raketen fliegen auf Polizeiautos, Flaschen auf Rettungswagen: In der Silvesternacht erleben Feuerwehr und Polizei mancherorts gezielte Angriffe. Gewalt erfahren Feuerwehr und Polizei jedoch nicht nur zum Jahreswechsel.

Nach Angriffen mit Böllern und Bierflaschen in der Silvesternacht klagen Feuerwehrleute und Polizei über zunehmende Gewalt und mangelnden Respekt. "Mittlerweile haben viele Einsatzkräfte landesweit Angst vor Angriffen bei solchen Einsätzen, etwa an Silvester oder Karneval", sagte Christoph Schöneborn, Landesgeschäftsführer des Verbandes der Feuerwehren in NRW (VdF), am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

"Solche Vorfälle sind zwar immer noch Einzelfälle, aber sie nehmen ganz klar zu." Von einer besorgniserregenden Tendenz spricht auch die Polizeigewerkschaft in Nordrhein-Westfalen (GdP). "Polizei und Rettungskräfte anzugehen ist bei uns zu einer Art Volkssport geworden", sagte GdP-Sprecher Stephan Hegger.

Fliegende Bierflasche ließ Windschutzscheibe zersplittern

Nach dem Jahreswechsel berichteten Polizei und Feuerwehr aus mehreren Städten in NRW über gezielte Angriffe auf Einsatzfahrzeuge. In Hagen ließ eine fliegende Bierflasche die Windschutzscheibe eines Rettungswagens zersplittern. Es bestehe der Verdacht, dass es sich um einen fingierten Notfall gehandelt habe, bei dem die Rettungskräfte gezielt angegriffen worden seien, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Das Online-Portal "DerWesten.de" hatte zuerst berichtet.

Ebenfalls in Hagen wurden zwei Polizeiautos mit Feuerwerkskörpern attackiert und beschädigt. In Bielefeld soll ein 21-Jähriger nach Polizeiangaben eine Wache mit Pyrotechnik beschossen haben. Von Raketen, die in der Silvesternacht auf Krankenwagen geschossen werden, berichtet auch die Essener Feuerwehr. In Dortmund ging eine Gruppe Feiernder nach Polizeiangaben pöbelnd auf die Beamten los und ließ Feuerwerkskörper in ihre Richtung fliegen.

"Unsere Wahrnehmung ist in den letzten Jahren, dass solche Angriffe zunehmen", berichtet der Hagener Polizeisprecher Tino Schäfer. Da sei Alkohol im Spiel, gepaart mit einer niedrigen Hemmschwelle - und dann werde "aus zweiter Reihe "mal eben" ein Böller auf ein vorbeifahrendes Fahrzeug geworfen". Auch der Düsseldorfer Feuerwehrsprecher Andreas Zingsheim beklagt einen Verlust der Achtung vor den Rettern und Helfern: "Da wird kein Platz gemacht, da wird geschimpft und gepöbelt. Das erleben wir leider nicht nur Silvester."

Auch im Polizeialltag sind laut im Dezember 2014 vorgestellten Daten des Innenministeriums gewalttätige Angriffe keine Ausnahme: Demnach haben 2011 knapp 80 Prozent der Polizisten mit Bürgerkontakten im Einsatz eine Form von Gewalt erfahren - beginnend bei Pöbeleien oder Provokationen bis hin zu Messer oder Faustangriffen.

Feuerwehrverband und Polizeigewerkschaft fordern daher seit langem, Attacken auf Sanitäter und Polizisten schärfer zu ahnden und als eigenen Straftatbestand zu behandeln. "Wir versprechen uns davon, dass es eindeutig wird, dass die Gesellschaft so etwas nicht duldet", sagte GdP-Sprecher Hegger.

(dpa)
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