„Anmeldung wichtig“ Andrang auf Altenheime in NRW zum Muttertag

Düsseldorf · Die NRW-Altenheime rechnen mit kräftigem Andrang, wenn Angehörige am Muttertag nach sechswöchigem Verbot endlich wieder zu Besuchen kommen dürfen. Anmeldung und Geduld sind wichtig - und wahrscheinlich wird nicht jeder zum Zug kommen.

 Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims. (Symbolbild)

Eine Pflegekraft begleitet die Bewohnerin eines Altenheims. (Symbolbild)

Foto: dpa/Oliver Berg

Nach sechswöchigem Besuchsverbot öffnen am Muttertag (10. Mai) wieder die Altenheime in Nordrhein-Westfalen - Praktiker rechnen mit einem Ansturm auf die Einrichtungen und sorgen sich, ob alle Häuser die Erwartungen der Angehörigen nach der langen Trennungszeit erfüllen können.

„So viele Stunden hat der Tag nicht, wie Besucher kommen wollen“, viele Angehörige müssten auf die nächste Woche vertröstet werden, kritisierte der Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Heinsberg, Andreas Wagner. Schon am Freitag seien die Besuchstermine für den Muttertag im Heinsberger AWO-Heim längst vergeben gewesen und die Warteliste in die nächste Woche hinein schon sehr lang.

Ganz wichtig sei es, vorher mit den Einrichtungen Kontakt aufzunehmen, sich anzumelden und zu fragen, ob für den besonders begehrten Muttertag noch Kapazitäten frei sind, betonte der Fachgruppenleiter Pflege des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes NRW, Frank Wübbold.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte die Aufhebung des Besuchsverbots am Dienstag verkündet. Verbunden damit sind aber aufwendige Schutzvorkehrungen wie die Anmeldung und ein Gesundheits-Kurzscreening (etwa auf Fieber oder Schnupfen) aller Besucher, Besucherboxen mit ausreichend Abstand und Abtrennungen etwa durch Plexiglasscheiben, Begleitung auf dem Weg durch die Heime und gründliche Desinfektion nach dem Besuch.

„Herr Laumann steht gut da und wir müssen das jetzt ausbaden“, kritisierte der AWO-Geschäftsführer aus Heinsberg: Er bemängelt die geringe Vorbereitungszeit. Zur Umsetzung der Hygieneauflagen sei viel Platz und sehr viel Personal notwendig. Neben der ganzen Belegschaft seien auch freiwillige Helfer im Einsatz.

Viele Heime bauten für die Besuche ihre derzeit nicht genutzten Restaurants um oder nutzten Besucherzelte oder Andachtsräume, sagte Wübbold vom Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW. Es gebe aber auch kleinere Einrichtungen, die nur sehr wenig Platz für Begegnungsplätze hätten. Die Besuchszeit wird begrenzt - meist auf 20 bis 30 Minuten.

„Aus unserer Sicht wäre eine Lockerung des Betretungsverbots unter der Woche, mit etwas geringerem Besucherandrang, sinnvoll gewesen. So hätten die Mitarbeitenden erste Erfahrungswerte sammeln und einige Maßnahmen, falls notwendig, anpassen können“, sagte Olga Jabs, die Sprecherin von Malteser Deutschland mit 17 Wohn- und Pflegeeinrichtungen in NRW.

Kritik kam auch von der Caritas. Zusätzliches Personal werde benötigt, „dabei sind die Ressourcen begrenzt“, bemängelte der Abteilungsleiter Senioren und Gesundheit beim Caritasverband für das Bistum Essen, Martin Peis. Die Caritasdirektorin im Bistum, Sabine Depew, bat um Verständnis, dass voraussichtlich nicht alle Angehörigen am Muttertag besucht werden könnten.

„Wir fürchten, dass es am Sonntag zu herzzerreißenden Szenen kommt, wenn Angehörige wieder wegfahren müssen, ohne die Bewohner gesehen zu haben.“ Den Unmut und die Enttäuschung darüber oder über lange Wartezeiten müssten dann Pflegeheime auffangen, in denen die Personalsituation in der Corona-Krise ohnehin extrem angespannt sei, sagte Christian Woltering, Geschäftsführer Nordrhein-Westfalen beim Paritätischen.

(hsr/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort