Konzept bereits erfolgreich erprobt Wie die Polizei in NRW potenzielle Amokläufer aufspürt

Düsseldorf · Kann man Amokfahrten wie in Berlin verhindern? Die Polizei in NRW hat im Mai nach einer Erprobungsphase ein Konzept eingeführt, das risikoträchtige Personen vor der Ausübung einer schweren Straftat erkennen soll. Wie das System funktioniert.

 In Volkmarsen war ein Auto vor zwei Jahren in einen Rosenmontagszug gefahren.

In Volkmarsen war ein Auto vor zwei Jahren in einen Rosenmontagszug gefahren.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

Die Polizei in NRW will mit Hilfe einer neuen Strategie potenzielle Amokläufer schon im Vorfeld aufspüren. Das sogenannte Konzept zur Früherkennung von und zum Umgang mit Personen mit Risikopotenzial, kurz Periskop, soll risikoträchtige Personen – unabhängig von politischen oder religiösen Motiven – frühzeitig erkennen können. „Natürlich gibt es keine hundertprozentige Sicherheit, aber wir hoffen, damit bereits im Verdachtsfall eingreifen und so das Risiko schwerer Gewalttaten minimieren zu können“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nach der erfolgreichen Erprobungsphase Ende April.

Das Konzept soll wie folgt funktionieren: Periskop kann bei Personen angewandt werden, die gewaltbereit, waffenaffin und psychisch auffällig sind. In so einem Fall schalten sich Behörden wie Polizei, Schule, Gesundheitsamt und psychiatrische Einrichtungen zusammen und bewerten das Risikopotenzial. „In der Regel machen Amokläufer bereits vor der Tat Andeutungen – manchmal mündlich, manchmal schriftlich“, so Reul. Er betonte aber, dass nicht einfach Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Auffälligkeiten ins Visier genommen werden. „Neben Risikofaktoren werden deshalb bei der Bewertung auch Schutzfaktoren und stabilisierende Aspekte berücksichtigt. Eine Stigmatisierung wollen wir so ausschließen“, so der NRW-Innenminister.

Das Konzept wurde nach Angaben des Innenministeriums bereits in den Polizeibehörden Münster, Bielefeld und Kleve erprobt. Während dieser Testphase seien insgesamt 66 Prüffälle bearbeitet worden. Darunter sei zum Beispiel ein junger Mann gewesen, der wiederholt Bücher zum Thema „Amok“ ausgeliehen habe; im Internet habe er zudem Amoktaten angedroht. Die Polizei führte dann weitere Informationen über den Mann zusammen, sodass er schließlich durch psychologische Behandlung stabilisiert worden sei. Das Konzept habe sich mehr als bewährt, so Reul. Deshalb wird es seit Mai in allen 47 Kreispolizeibehörden des Landes eingesetzt. Die Polizei in NRW steht zudem im Austausch mit anderen Bundesländern, die sich auch für das System interessieren; nach Informationen unserer Redaktion gibt es bereits eine entsprechende Arbeitsgruppe.

NRW-Innenminister Reul hatte die Strategie nach den Amokfahrten in Münster, Volkmarsen und Trier hatte ins Leben gerufen.

(csh)
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